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Bilder der Woche 41 - Oktober 2022
In dieser Woche habe ich zu den schönen Herbstbildern, die mich erreicht haben, einige - unbekanntere - Gedichte vom Herbst ausgesucht.
Die Bilder sind von Annelie/007Ulli, Edith/eddi1941, Elke/Sunny322, Ingrid/Gritle, Margret/Margret551.
Herbst-Seufzer
Die Vöglein weg geflogen,
Die letzten Blumen schon verblüht,
Der Himmel grau umzogen,
Der Sonne Licht verglüht;
O Sommer, schöner Sommer,
Dass so dein Zauber flieht!
Der Nordwind hat entführet
Wohl all den lichten, bunten Schein
Und was er nur berühret,
Das nickt und schlummert ein.
O Winter, öder Winter,
Wie traurig wirst du sein!
Luise Hensel (1798-1876)
Im Herbst
Der schöne Sommer ging von hinnen,
Der Herbst, der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
So manches feine Festgewand.
Sie weben zu des Tages Feier
Mit kunstgeübtem Hinterbein
Ganz allerliebste Elfenschleier
Als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.
Ja, tausend Silberfäden geben
Dem Winde sie zum leichten Spiel,
Sie ziehen sanft dahin und schweben
Ans unbewußt bestimmte Ziel.
Sie ziehen in das Wunderländchen,
Wo Liebe scheu im Anbeginn,
Und leis verknüpft ein zartes Bändchen
Den Schäfer mit der Schäferin.
Wilhelm Busch (1832-1908)
Lass rauschen, immer rauschen!
Nun wird so braun und falbe
Das schöne Sommerlaub;
Schon rauscht es von den Bäumen
Und ist der Winde Raub.
Bald fällt durch kahle Reiser
Der kalte Schnee herab;
Der Wald ist öd' und traurig,
Die Erde wie ein Grab.
Schon sind mit dürrem Laube
Die Pfad' im Wald bestreut,
Als sollten wir nicht wandeln,
Wo wir uns jüngst gefreut.
Lass rauschen, immer rauschen!
Die Hoffnung bleibt besteh'n,
Die Hoffnung auf den Frühling,
Die kann kein Wind verweh'n.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
(1798-1874)
Herbst-Stimmung
Ade, ihr Blumen! Müsst nun all' verderben,
Der Rose Pracht ist lange schon verglüht;
Bald neigte dann die Lilie sich zum Sterben,
Dann sind die duft'gen Nelken auch verblüht.
Wie sind so wenig Blumen noch zu sehen
Von all dem bunten, fröhlichen Gewühl,
Und die auch müssen alle bald vergehen:
Es weht vom Abend her so herbstlich kühl.
Die blasse Sonne will noch einmal grüßen,
Sie kann vor Wehmut nicht, sie hüllt sich ein.
Dürft' ich wie sie das müde Auge schließen!
Wie muss doch Sterben gar so selig sein.
Wir irren, träumen, suchen viel hienieden,
Und eh' wir's ahnen, kommt das Abendroth,
Dann lächeln wir und folgen ihm in Frieden,
Dem Heimatboten, ja, dem ernsten Tod. -
Du, treuer Bruder, in der blauen Ferne,
Ist Dir wie mir so herbstlich und so weh?
Wie denk' ich Dein in stiller Wehmut gerne,
Du reife Seele, denke mein! Ade!
Luise Hensel (1798-1876)
Im Spätherbst
Es fallen von den Bäumen
Die welken Blätter ab,
Ich wandle still in Träumen
Den Felsenpfad hinab.
Die Wolken, wie sie jagen,
Im Abendgolde blühn,
Von Stürmen fortgetragen,
Und in die Nacht verglühn!
In Schwärmen kommt gezogen
Der Wandervögel Schar
Dem Süden zugeflogen:
Zu Ende geht das Jahr.
Die Blumen an dem Bache,
Vom letzten Tau gestärkt,
Verblühn in stillem Ache
Allmählich, unvermerkt.
Vergangne Jahre schweben
Mit Wind und Wolken fort,
Vergangen Leid und Leben,
Verklungen Lied und Wort.
Der Wind entlaubt die Bäume
Mir ist es einerlei!
Die Tage werden Träume,
Die Freuden sind vorbei.
Hermann von Lingg (1820-1905)
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
Und geht es draußen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt, die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich!
Und wimmert auch einmal das Herz -
Stoß an und laß es klingen!
Wir wissen's doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.
Die blauen Tage brechen an,
Und ehe sie verfließen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Genießen, ja genießen!
Theodor Storm (1817-1888)
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