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"Es liegt ein Städtlein an dem Rhein.... "

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Kaub, eine kleine Stadt mit großer Geschichte

Gestattet mir ein Vorwort zu meinem Bericht, auch um zu zeigen, mit welchen Schwierigkeiten sich Organisatoren einer Veranstaltung herumschlagen müssen:

Nie mehr nach Kaub?
Diese Frage stellte ich mir, nachdem ich die Schwierigkeiten erkannte, eine Fahrkarte von Mainz nach Kaub zu lösen. Zahlreiche Stunden verbrachte ich am Donnerstag im Internet und am Telefon, um die Hotline der privaten VIAS-Rheingaulinie zu erreichen, die seit Ende 2010 die Mittelrheinstrecke zwischen Koblenz und Wiesbaden bedient. Nichts – die Hotline war nicht besetzt. Aus der Not heraus telefonierte ich mit der Deutschen Bahn, mit dem Rhein-Main-Verbund, dem Rhein-Nahe-Verbund, dem Rhein-Lahn-Verbund und wieder mit der Deutschen Bahn. Die netten Damen und Herren konnten mir entweder gar keine oder falsche Auskünfte geben, bzw. verwiesen mich an die anderen Verkehrsverbünde.
Kaub? Nie gehört. Wo liegt das? In Hessen oder in Rheinland-Pfalz? Ich bekam Auskünfte wie diese: Der Verbund geht nur bis Lorch/Lorchhausen – oder sie müssen bis Koblenz fahren und von dort zurück nach Kaub. Oder sie müssen von Mainz nach St. Goar fahren, mit der Fähre übersetzen und von St. Goarshausen nach Kaub zurückfahren: der Verbund geht nur von Lahnstein bis Kaub. Oder sie lösen bis Lorchhausen, steigen dort aus, versuchen Einzelkarten bis Kaub zu bekommen (falls denn der Automat funktioniert) und fahren eine Stunde später mit dem nächsten Zug weiter !!
Es war zum Verzweifeln und hätte ich nicht schon graue Haare, hätte ich sie bekommen. So aber bekam ich nur einen hohen Blutdruck, der sich auch nicht senkte, als nach mindestens 15 vergeblichen Versuchen, am Nachmittag, die nette Dame von der VIAS-Hotline den Hörer abnahm, sich entschuldigte und mir endlich die erwünschte Auskunft erteilte. Nach Kaub wollen sie? Das geht nur mit dem Rheinland-Pfalz-Ticket. Das Hessen-Ticket ist nicht länderübergreifend in diesem Verbund (also hatte ich am Morgen von der Deutschen Bahn eine falsche Auskunft erhalten). Einen Einzelfahrschein im Zug von Lorchhausen nach Kaub lösen? Das geht nicht, sie können nicht mit zwei Fahrkarten im gleichen Zug fahren. Toll – ich war genauso nass wie Stunden zuvor.
Dazu kam, daß Margret die falsche Auskunft, die ich von der Deutschen Bahn erhielt, wir könnten mit dem Hessen-Ticket bis Kaub fahren und die ich ihr am Vormittag weitergegeben hatte, zwischenzeitlich zum Kauf eines Hessen-Tickets genutzt hatte. Wir überlegten am Telefon hin und her, ein Anruf ihrerseits und sie mußte extra zum Mainzer Hauptbahnhof fahren, um das Hessen-Ticket dort in ein Rheinland-Pfalz-Ticket umzutauschen. Mehr als ärgerlich, sowohl für sie als auch für mich.
Zu dem ganzen Übel kommt auch noch der Preisunterschied. War es vor Jahren noch mit dem RMV möglich, mit einem Gruppenticket bis Kaub für schlappe 15 € zu fahren, ist dies nach der Privatisierung nicht mehr machbar und man ist gezwungen, das Rheinland-Pfalz-Ticket für 37 € zu kaufen. Künftig also nie mehr mit dem Zug nach Kaub? Oder doch?

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An dem schönen Tag, den wir mit der Gruppe am Samstag, dem 6. Oktober 2012 in meiner Heimatstadt verbracht haben, war aller Ärger vergessen. Selbst die Wetterfrösche, die Regen verkündet hatten, irrten ....zum Teil. Der leichte Nieselregen setzte erst am Nachmittag ein, als wir auf dem Weg zur Weinstube waren.

Auch wenn Kaub ein verschlafenes Nest ist, die alten Mauern können zahlreiche Geschichten erzählen, es gibt wundervolle Fotomotive und es gibt in der Tat so einiges zu entdecken. Komm also mit in das alte Städtchen am Mittelrhein.

Der Tag begann gut: Alle waren pünktlich am Bahnhof, der Zug nach Wiesbaden kam auf die Minute genau, Karin erwartete uns an Gleis 6, in der Rheingaubahn fanden wir alle in einem Abteil genügend freie Plätze, Ingrid und Helmut fanden in Rüdesheim auf Anhieb unser Abteil, unser Kauber Mitglied Nieselchen (Dorothee) und ihr Mann Alois erwarteten uns am Kauber Bahnhof, wo Margret sofort ein Erinnerungsfoto von uns schoss.

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Unser erster Stopp: Am "Dicken Turm"

Gut gelaunt führte ich die Gruppe durch die Bahnstraße zum „Dicken Turm“, wo wir die 10 Wanderer, die Kaub von oben sehen wollten, verabschiedeten.

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Wir verabschieden die Wandergruppe

Dieter (fidelis45) führte die Gruppe die Adolfstraße (für die Kauber ist die steil ansteigende Straße „das Weiherchen“) zur Burg Gutenfels. Margret hat die Tour in schönen Fotos festgehalten, die ich kommentieren will:

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Steil geht's "im Weiherchen" nach oben.....
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vorbei an alpenähnlichen Steingärten......
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an der "Elsenburg", dem CVJM-Heim (Christlicher Verein junger Männer), heute ein beliebtes und gut geführtes Domizil für Wanderer und Gruppen.....
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....Blick auf die Aurelia-Klinik, heute eine moderne Klinik für Zahn- und Schönheitsoperationen, die dafür wirbt, daß aufwendige Zahnoperationen einfach verschlafen werden können. Ein Besuch der Homepage lohnt sich.
In früheren Zeiten war das Haus als "Schwabsburg" bekannt. Sie wurde 1908 von Johannes Schwab, dem Direktor der Schiefergrube "Wilhelm Erbstollen" erbaut und war lange Jahre ein beliebtes Ausflugslokal für die Kauber.
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Von oben bieten sich wundervolle Ausblicke - hier auf die Kauber Fähre.....
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Pfalzgrafenstein, die steinerne Burg mitten im Rhein....
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...auf die ehemalige Schiefergrube "Wilhelm Erbstollen" mit "Dickem Turm", Stollen- und Zechenhaus (rechts) und Neuem Mahlwerk (links)
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Burg Gutenfels kommt in Sicht.
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Immer wieder stehen bleiben und den Ausblick genießen.....
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Der steile Aufstieg hat sich gelohnt !
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Wer steht denn da unten am Kauber Pegel?
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Wenn Steine sprechen könnten ....
Als "castrum cube" (Burg Kaub) wurde sie vermutlich um 1220/1230 von den Herren von Bolanden-Falkenstein erbaut. Nachdem sie im 16. Jahrhundert der 39 Tage dauernden Belagerung standhielt, gab man ihr den Namen "Gutenfels".
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Kurze Pause, ehe es wieder zurück nach Kaub geht
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Es gibt zwar schönere Wege zurück nach Kaub als die Straße, aber die ist bequemer
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Nach der Burg geht es langsam wieder bergab ins Blüchertal
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In der Blücherstraße muß Hillibaby mal eben kurz das Haus stützen
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Perfektes Timing: An der Kirche treffen die beiden Gruppen wieder zusammen

Für die zweite Gruppe begann meine private Stadtführung mit einem kurzen Exkurs zu Daten und Geschichte der Stadt, die hier nachgelesen werden kann.

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Wir stehen vor der denkmalgeschützten Anlage der ehemaligen Schiefergrube Wilhelm-Erbstollen. 1352 wurde der Schieferbergbau erstmals urkundlich erwähnt und bis 1972 noch von bis zu 350 Arbeitern im Untertagebau betrieben. Danach rentierte sich der Schieferabbau nicht mehr. Der Kauber Schiefer hatte wegen seines hohen Kieselsäuregehalts und der hohen Lebensdauer die beste Qualität im oberen Mittelrheintal und war vor allem zur Dacheindeckung sehr gefragt.
Im 18. Jahrhundert führte der Schieferbergbau als Haupteinnahmequelle neben Weinbau und Schiffahrt zu großem Wohlstand für die Stadt, was auch die Anzahl der großen Bürgerhäuser belegen.
Noch in den 80er Jahren war die Anlage in hervorragender Verfassung mit originaler Ausstattung. Seitdem sind jedoch das alte Mahlwerk, andere Gebäudeteile und die Innenausstattung völlig verschwunden und dem Verfall preisgegeben.
Lediglich das neue Mahlwerk von 1942 fand einen Investor und wurde in den letzten Jahren für Wohnungen restauriert.
Der „dicke Turm“ ist ein Teil der Stadtbefestigung. Vom Spalthaus wurde der Schiefer mit Förderwagen zum dicken Turm gefahren und dort mit einem Aufzug auf das Niveau der Rheinstraße gebracht. Von dort fuhren die Loren zum Lagerplatz, wo der Schiefer weiterverarbeitet und auf Schiffe verladen wurde.

An die Zeit des Schieferbergbaus in Kaub kann ich mich noch gut erinnern, wuchs ich doch ganz in der Nähe des "Dicken Turms" auf.

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Blick zum Zechenhaus.

Unser Weg zur Hochstraße führt uns durch die unter dem Vorplatz der Grube gelegene Unterführung durch Siebenhausen, das eines der ältesten Siedlungsplätze von Kaub ist. Die Häuser wurden 1988 wegen Einsturzgefahr abgerissen.
Auch der Bergrutschbrunnen, an dem wir als Kinder reines Quellwasser von guter Trinkwasserqualität trinken konnten, ist nicht mehr zu finden.
1876 war an dieser Stelle ein gewaltiger Bergrutsch. 100.000 Kubikmeter Felsgeröll stürzten zu Tal und begruben 5 Häuser in der Hochstraße und fünf Hinterhäuser der Zollstraße unter sich. Unter den Trümmern lagen 28 Menschen begraben, von denen nur 3 lebend geborgen werden konnten.
Als Kinder haben wir hier oft gespielt, es gab schmale Wege nach oben zur Burg, und ich bin mit meiner Mutter immer nach oben gestiegen, um an der Burg Brombeeren zu pflücken.

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Karin hat mein Elternhaus, in dem ich von 1950-1969 aufgewachsen bin, zu meiner Erinnerung fotografiert.

Von der Hochstraße aus gehen wir in die Zollstraße. Das Haus Nr. 14 ist eines der schönsten und größten Fachwerkhäuser von Kaub. Es wurde 1575 erbaut. Heute ist dort die Gaststätte „Zum alten Zollhaus“ zu finden.
Auf dem Schild an der Fassade ist zu lesen: "Hier wohnte während des Rheinübergangs 1813/14 der Generalstabschef der Schlesischen Armee Graf Neidhard von Gneisenau." Neuere Quellen besagen, dass das strittig ist. Gneisenau soll im Gasthaus „Zur Stadt Heidelberg“, Zollstraße 20, gewohnt haben.

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Zollstraße 14. Wo heute die Gaststätte "Zum alten Zollhaus" ist, war früher die Bäckerei und Café Kasper. Besonders gerne erinnere ich mich an den "Kreppelkaffee", den wir dort an Fassenacht immer gefeiert haben.

Eine weitere Bedeutung erhielt Kaub vor allem durch den Weinbau und den Lotsendienst. Die Kauber Lotsenstation war die größte am Rhein. Mitte der 70er Jahre war sie mit über 100 Lotsen besetzt. Sie waren auf der Gebirgsstrecke Kaub-Bingen und Kaub-St. Goar eingesetzt. Mitte der 70er Jahre wurden die Lotsen durch den Rheinausbau und weil immer mehr Schiffe Radar bekamen, überflüssig. Ein ganzer Berufszweig starb aus. Der Betrieb der Lotsenstation wurde 1988 eingestellt.

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Als wir am Rheinufer stehen, sehen wir die andere Gruppe in der Nähe der Burg.
Im Rahmen der neuen Kauber Flurbereinigung werden ab 2008 in der Lage "Burg Gutenfels" am Fuße der Burg neue Weinberge angelegt.

Der Pegelturm wurde 1905 erbaut und ist etwa 18 m hoch. Er ist für die Schiffahrt von besonderer Bedeutung. Nach seinem Stand richtet sich die Abladetiefe der Schiffe wegen der besonderen Fahrwasserverhältnisse bei Kaub (höchstens 90 cm über dem angezeigten Wasserstand = Abladetiefe).

Kaub liegt bei Kilometer 546, man kann also sagen, fast in der Mitte des Rheins, der 1233 km lang ist.
Ab einem Pegelstand von 6,40 ist der Rhein für die Schiffahrt gesperrt.
Der niedrigste Pegelstand war 35 cm (das war im Jahrhundertsommer 2003) der höchste 1850 mit 10,40 m (verursacht durch Eisstau). Der Normalstand beträgt ca. 1,50 m.

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1,64 m zeigt der Kauber Pegel am 6.10.2012 - normaler Wasserstand

Wir gehen jetzt zum Blücherdenkmal, das zur Erinnerung an Generalfeldmarschall Fürst Blücher 1894 eingeweiht wurde. Blücher hat während der Befreiungskriege gegen Napoleon an der Pfalz in der Neujahrsnacht 1813/14 eine Pontonbrücke errichtet und ging in den ersten Januarwochen mit ca. 60.000 Soldaten, 15.000 Pferden und 220 Geschützen der Schlesischen Armee über den Rhein und verfolgte Napoleon und seine Armee auf seinem Rückzug nach Frankreich.

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"Marschall Vorwärts"

Das Blüchermuseum wird voraussichtlich im April nächsten Jahres nach längerer Renovierung wiedereröffnet. Alle zwei Jahre an Pfingsten finden die Blüchertage statt, im nächsten Jahr zum 200. Jahrestag von Blüchers Rheinübergang (18.-20. Mai 2013).

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Wir unterqueren den Bahndamm und gehen zum Alten Amtshaus in der Zollstraße 42, das in Kaub wegen des Schieferbeschlags auch als „Leyenhäuschen“ bekannt ist. Im Mittelalter war hier die Zollschreiberei als Verwaltung des Rheinzolls in Kaub untergebracht, später war es der Wohnsitz des kurpfälzischen Amtmanns.

Über dem Eingang zum Hof ist das alte Wappenschild der Pfalzgrafen eingelassen. Die Zahl darüber lautet 1485. Der kleine rote Schild im Wappen besagt, dass der Pfalzgraf die oberste Gerichtsbarkeit ausübte, d.h. er war befugt, die Todesstrafe zu verhängen.

Die Tafel links vom Eingang beinhaltet im Text die Schilderung der Belagerung durch den Landgrafen von Hessen im Jahr 1504. Die Kanonenkugeln im Vorgarten und im Hof wurden 1993 bei Ausgrabungsarbeiten gefunden.

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Neben dem alten Amtshaus steht das 1722 errichtete neue Amtshaus, das in späteren Zeiten der staatlichen Forstverwaltung diente. In Kaub ist es als „die Oberförsterei“ bekannt. Seit wenigen Jahren ist dort die moderne Rheinsteig-Jugendherberge beheimatet - ein Glücksfall für Kaub.

Über dem Haupttor ist eine Madonnenstatue zu sehen, eine sog. Mond-Madonna. Der lateinisch gefasste Spruch auf dem Band unter der Statue, der zugleich das Sinnbild der Skulptur erklärt, lautet übersetzt: Eine Frau mit der Sonne bekleidet und der Mond unter ihren Füßen.

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Die Rheinsteig-Jugendherberge in der alten "Oberförsterei"

Über die Treppe geht es zum Mainzer Torturm. Er wurde im Zuge der im Mittelalter erfolgten Stadtbefestigung erbaut. Über den hölzernen Brückensteg geht es zum Wehrgang „Auf der Mauer“. Der schmale Weg über die alte Stadtmauer führt bis zum Eingang der evangelischen Kirche.

Bereits 1275 wurde die Stadtmauer erwähnt. Sie sicherte die Rheinfront von Kaub. Heute dient sie als Hochwassernotweg.

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Die Stadtmauer endet auf die zur Empore führenden Tür der evangelischen Kirche. Wir können von hier hinab auf den Kirchplatz schauen, der bis 1779 Friedhof war. Heute wird der Kirchplatz für Theateraufführungen genutzt. Ende Juli/Anfang August werden jedes Jahr vom Heimat- und Kulturverein Kaub an mehreren Wochenenden Komödien in Mundart aufgeführt.

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Blick zum Kirchplatz und in die Metzgergasse

Über die Treppe neben der katholischen Kirche gehen wir in die Blücherstraße. Die Fachwerkbauten, die teilweise auf dem früher offen fließenden Holzbach stehen, stammen aus dem 16. – 18. Jahrhundert. Ab 1814 wurde der Holzbach „Blücherbach“ genannt, weil Blüchers Armee, von Weisel kommend, durch das Tal nach Kaub kam. Das Tal heißt deshalb heute auch „Blüchertal“.

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Die beiden Kirchen sind eine Besonderheit. Die katholische Kirche ist dem Hl. Nikolaus geweiht und bildet mit der evang. Trinitatis-Kirche eine Einheit. Beide Kirchen sind nur durch eine Wand getrennt. Die ursprüngliche Kirche wurde im 12. Jh. gebaut und diente früher mit dem Kirchturm zur Stadtbefestigung. Zu der Zeit war es eine romanische, einschiffige Wehrkirche. Anfang des 18. Jh. wurde die Kirche geteilt. Die kath. Kirchengemeinde erhielt den Chor, die evangelische das Langschiff. Anstelle des alten Chors wurde 1770 die kath. Pfarrkirche im Spätrokokostil errichtet. Sie besitzt ein künstlerisches Kleinod, eine aus Lindenholz geschnitzte Madonnenskulptur, die sog. „Kauber Madonna“. In der Kirche steht allerdings nur eine originalgetreue Nachbildung. Das Original, das um 1430 geschaffen wurde, wird in einem Museum in Fulda aufbewahrt.

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links die kath. Kirche, rechts die evang. - beide Konfessionen unter einem Dach.
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Blick in den Altarraum der katholischen Kirche
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und der schlichte Altar der evang. Kirche

Auf dem Marktplatz vor den Kirchen steht der Marktbrunnen. Er wurde 1828 erstellt. Der nassauische Löwe hält zwischen seinen Pranken ein Schild mit der Aufschrift "Im XII. Jahre der glorreichen Regierung Wilhelm, Souverainen Herzogs zu Nassau, wurde dieser Hauptbrunnen neben V Nebenbrunnen errichtet, der Bach überwölbt und ein neues Straßenpflaster gelegt 1828.

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Die erste Apotheke wurde in Kaub 1803 eingerichtet. Am Marktplatz befindet sie sich seit 1853.

Zum Abschluss des Stadtrundgangs gehen wir durch die Metzgergasse, die in meiner Kinder- und Jugendzeit eine belebte Einkaufsstraße war. Hier gab es vier Metzger, Bäcker, Elektro- und Haushaltswaren, Lebensmittel, einen Milchladen, Bekleidungsgeschäft, Schreibwarenladen und Fischgeschäft. Heute wirkt die Gasse ausgestorben.

Das Haus Metzgergasse 27 mit dem schönen Fachwerkgiebel trägt einen Sinnspruch von 1661 „auf Erden bauen wir stark und fest und sind doch nur fremde Gäst und wo wir ewig sollten sin, da bauen wir eher wenig hin.“

An der Front des Hauses Metzgergasse 21, das frühere Fischhaus Lenz, ist das Wappen der Familie des Freiherrn von Witzleben aus dem Jahr 1714 angebracht.
Das Haus Metzgergasse 13 schmückt eine romanische Giebelwand. An der Ecke befindet sich ein Brunnen.

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In dem Haus Metzgergasse 6 aus dem Jahr 1780, dem früheren Gasthaus „Zur Stadt Mannheim“ ist seit 1913 das Blüchermuseum. Die Tafel erinnert an Blücher, dessen Hauptquartier hier gewesen ist.

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Der Keilstein des steinernen Torbogens trägt die Initialen "J.K. (Johann Külp) 1780"

Bevor wir zur Pfalzgrafenstein übersetzen, kehren wir für eine Weile im Bistro der Jugendherberge ein. Wir haben den Raum für uns allein und die nette Dame am Empfang ist freundlich und flink.

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Ich nutze die Gelegenheit und berichte, was es mit dem Freistaat Flaschenhals auf sich hat.
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Gegen 14.30 setzen wir mit dem kleinen Fährboot zur Pfalzgrafenstein über ....

...und erklimmen die Stufen zum Eingang.

Der "Pfalzgraf" nimmt mir die Arbeit ab und hält einen kleinen Vortrag über die alte Zollburg.

Pfalzgrafenstein wurde im Gegensatz zu den meisten anderen Burgen und Schlössern am Rhein aus rein wirtschaftlichen Gründen errichtet: er diente als Zollstation. Mitten im Rhein auf einer Insel liegend, wird diese Funktion auch an der Lage deutlich. König Ludwig der Bayer erbaute die Burg 1327, um Rheinzoll zu kassieren. Der Gründungsbau beschränkte sich auf den sechsgeschossigen, fünfeckigen Turm. Dieser Einzelturm hatte die Aufgabe, eine bessere und sicherere Eintreibung der Rheinzölle zu gewährleisten. Der Turm wurde um 1338-1342 durch eine 12 m hohe, sechsseitige Ringmauer mit umlaufendem Wehrgang umgeben. Eine Kontrolle der Schiffe und Sperre der Durchfahrt war durch die mittelalterliche günstig gelegene rechtsrheinische Schiffsroute einfach. Sogar bis zum Papst drang der Ärger, als die Weinschiffer seiner Klöster und Prälaten Zoll bezahlen mußten. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, daß die Schiffe zwischen Mainz und Köln an zwölf Zollstellen halten mußten.

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Bevor wir die Pfalz auf eigene Faust erkunden, erfahren wir Interessantes zu Pfalzgrafenstein

Mit der Gründung des Pfalzgrafensteins, der Burg Gutenfels und der Stadtbefestigung von Kaub und Bacharach und der Burg Stahleck entstand ein mächtiges Befestigungssystem. Kaub und Bacharach mit dem Pfalzgrafenstein als Bindeglied wurden zu einem gewichtigen Machtfaktor der Pfalzgrafschaft.
Trotz vieler Jahre Krieg und wechselnder Besetzungen der anliegenden Stadt Kaub wurde die Burg weder zerstört oder beschädigt.
1866 gelangte sie schließlich in den Besitz des Königtums Preußens, welcher 1876 den Zollbetrieb aufhob und damit das Ende der Zollstation herbeiführte.
Seit 1946 ist die heute genannte „Pfalz im Rhein“ im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz und untersteht der Verwaltung der staatlichen Schlösser beim Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz. Bis in die 60er Jahre wurde die Pfalz am Rhein als Signalstation der Rheinschiffahrt genutzt. Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre wurde die Pfalz am Rhein komplett renoviert und instand gesetzt.

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"Ein steinernes Schiff, ewig auf dem Rheine schwimmend, ewig angesichts der Pfalzgrafenstadt vor Anker liegend." (Victor Hugo)
1802 bis 1885, Tagebuch der Rheinreise

Heute dient sie ausschließlich zu Besichtigungs- und Studienzwecken. Den mittelalterlichen Zustand der Burg können die Besucher heute noch erleben, da es weder elektrischen Strom noch WCs gibt.
Auf der Südspitze der Bastion thront der durch Kopie ersetzte steinerne Löwe als Halter des pfälzischen Wappens. Das Original ist im Wiesbadener Museum zu besichtigen.
Der Burghof wird umrandet von Spätrenaissance-Arkaden, die einen überdachten Wehrgang tragen. In der Mitte befindet sich der fünfseitige Bergfried, in dem man den alten Backofen, für die damalige Versorgung der Zollwache mit Brot, besichtigen kann. Über die Wehrgänge erreicht man den ehemaligen Kanonenstand mit angrenzenden Aufenthaltsräumen und das Verlies mit seinem alten Mobiliar. Über eine Wendeltreppe erreicht man das Obergeschoß, von dem man aus weit über das herrliche Rheintal blicken kann.

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Den Rhein aufwärts schaut man zum Niederthal und in Richtung Bacharach.....
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Nach Süden schaut man auf das linke Rheinufer, die Engelsburg und die ehemalige Schiefergrube "Rhein".
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Im Norden hat man den Blick auf Kaub und Burg Gutenfels

Obwohl die Burg 1607 und 1755 "modernisiert" wurde, stammt die Pfalz zum größten Teil noch aus dem 14. Jahrhundert. Die verschiedenen Bauphasen sind noch gut zu erkennen.

Im Inneren der Pfalz befinden sich einige Möbel des 17. bis 19. Jahrhundert sowie etwas Hausrat aus Ton und Zinn, und was es sonst noch alles zu entdecken gibt.... komm mit auf den Rundgang:

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Nach oben führt eine Wendeltreppe. Auf den Wehrgängen kann man die Pfalz umrunden.
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Die Zöllner, die tagsüber in der Pfalz ihren Dienst versahen, konnten sich an den wenigen Feuerstellen etwas aufwärmen.

Hier geht's zum Gefangenenverlies, das vom 2. Wehrgang aus 9 m tief ist. Das Verlies war ein Brunnen, auf dem Wasser war ein Holzfloß, das sich mit dem Wasserstand des Rheins auf- und absenkte. Darauf kamen die Kaufleute, die ihren Zoll nicht zahlen konnten. Sie wurden mittels Seil und Querholz abgeseilt und blieben solange unten, bis jemand kam und sie auslöste.

Auf Pfalzgrafenstein waren 20 Zöllner und ein Hauptmann beschäftigt. Tagsüber taten sie hier ihren Dienst, am Abend setzten sie ans Ufer über.

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Das Plumpsklo .... ob sie die Fallgeschwindigkeit ausgerechnet haben?!
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Hillibaby auf dem Thron !
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....und in der Kiste.
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Was gibts denn da zu gucken?
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Ein Amphibienfahrzeug - das sieht man nicht alle Tage.
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Die anderen sind schon wieder unten und warten.
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Und vertreiben sich die Zeit, bis uns das Fährboot wieder abholt, mit Schaukeln - da werden Große wieder Klein !
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Hei, macht das Spaß - sowohl Hilmar als auch Arne.
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Mit dem Fährboot geht's um 16 Uhr zurück Kaub.

Und wenig später sind wir in Däuwels Küch, wo wir uns in der Straußwirtschaft von Monika und Wilfried Kunz mit Spezialitäten aus dem Freistaat Flaschenhals und einem Kauber Riesling verwöhnen lassen.

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Um 19 Uhr gehen wir zum Bahnhof und eine halbe Stunde später sitzen wir im Zug nach Wiesbaden und Mainz.

Von unserem ersten Besuch in Kaub 2008 gibt es in unserem Archiv einen Bericht mit der Geschichte des Elslein von Caub und dem Freistaat Flaschenhals.
"Elslein von Caub"

Es liegt ein Städtlein an dem Rhein,
's ist keines sonst ihm gleich,
da drinnen wohnt die Liebste mein,
die Schönst' im ganzen Reich.
Ach Elslein, ach Elslein,
du Rose im Laub,
dich lieb ich ewig,
mein Elslein von Caub.


Das Lied von Carl Schultes erinnert mich an meine Heimatstadt Kaub.

Die Bilder bei diesem Ausflug haben Margret/Margret551 und Karin/Karenage gemacht. Vielen Dank Euch Beiden fürs Fotografieren.


(eingestellt am 8. Oktober 2012)

Autor: Feierabend-Mitglied

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