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Führung im ESOC in Darmstadt

Unser erster Ausflug im noch jungen Jahr 2015 führte uns zum ESOC nach Darmstadt. Die Führungen dort werden von der Wissenschaftsstadt Darmstadt Marketing GmbH organisiert. Nach der spektakulären Landung des Landers „Philae“ auf dem Kometen „Tschurj“ und den Bildern und Berichten aus dem Kontrollzentrum des ESOC hatte ich im Internet gelesen, daß dort Führungen angeboten werden. Für den 23. Januar um 15 Uhr hatte ich mir einen Termin geben lassen. Es gab strenge Auflagen: 20 Teilnehmer durften nur dabei sein; spätestens 5 Werktage vor der Führung mußte eine Liste mit Namen und Nationalität vorliegen; die Teilnehmer mußten sich vor Ort durch einen Personalausweis oder Reisepaß ausweisen und es durften keine großen Handtaschen oder Rucksäcke mitgeführt werden.

Alle hatten ihren Personalausweis oder Paß dabei – nur ich hatte ihn vergessen. Meiner steckte brav in einer kleineren Geldbörse zu Hause. Oh je – ich konnte mich aber doch noch ausweisen und der Ersatz wurde nach einem Telefonat mit dem Chef auch zum Glück anerkannt. Gegen Vorlage des „Persos“ bekam jeder einen Besucherausweis.

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Das ESOC Gebäude in Darmstadt
Quelle: ESA

Um 13.30 Uhr trafen wir uns am Mainzer Hauptbahnhof. Der Zug fuhr pünktlich, so daß wir um 14.20 in Darmstadt eintrafen. Vom Bahnhof waren es nur wenige Meter bis zum großen ESOC-Gebäude, das wir schon von weitem sehen konnten. Es blieb sogar noch ein wenig Zeit, um in der nahe gelegenen Cafeteria der Technischen Hochschule eine Tasse Kaffee zu trinken. Um 15 Uhr nahm uns Frau Schüz von der Darmstadt Marketing GmbH in Empfang und führte uns durch das Außengelände. Anschließend bekamen wir noch einen 20minütigen Film über die Aufgaben und Ziele der ESOC gezeigt, bevor wir zu den verschiedenen Kontrollräumen und dem Hauptkontrollraum kamen, den man von den Fernsehübertragungen her kennt.

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Wir treffen uns im Mainzer Hauptbahnhof.
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Auf dem Weg zur ESOC
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Noch schnell ein Schwätzchen am Eingang des Gebäudes
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Lächeln für den Fotografen: Alice und Renate
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Geschafft: Alle - auch ich - haben die Besucherausweise
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Frau Schüz von Darmstadt Marketing GmbH erwies sich als kompetente Führerin und beantwortete geduldig unsere Fragen.

Den wissenschaftlichen Teil des Berichts hat Werner / adler4711 geschrieben:

Das Europäische Satellitenkontrollzentrum ESOC (European Space Operations Centre)
Das ESOC ist das Kontrollzentrum der ESA (European Space Agency) - "Europas Tor zum Weltraum" und ist in Darmstadt beheimatet. Die 20 Mitgliedsstaaten der ESA sind: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die Schweiz, Spanien und Tschechien. An bestimmten Projekten arbeiten im Rahmen entsprechender Kooperationsverträge auch Kanada und Ungarn mit. Es wurde 1967 gegründet und ist für den Betrieb aller ESA-Satelliten verantwortlich. Außerdem bietet ESOC seine Dienste für Nicht-ESA Projekte an - natürlich gegen Bezahlung. Die Kontrolltätigkeit wird durch weltweit vernetzte Bodenstationen unterstützt. Stationen gibt es in Französisch-Guayana, Australien, Belgien, Spanien, Schweden und Argentinien.

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ESOC Gebäude in Darmstadt
Quelle: ESA

Am bekanntesten ist der Hauptkontrollraum. Hier wird eine kritische Phase im Leben eines Satelliten überwacht und gesteuert - der Start. Nach der Trennung von der Trägerrakete wird dessen Steuerung von hier übernommen. Er wird durch die ESOC in seine endgültige Position dirigiert. Dabei wird das Kontrollzentrum durch die Bodenstationen unterstützt. Vielen dürfte noch der Jubel bei der Landung von Philae bei der Fernsehübertragung in Erinnerung sein. Wenn der Satellit seine endgültige Umlaufbahn erreicht hat, geht die Kontrolle an einen Nebenkontrollraum über. Von hier aus wird er sein Satellitenleben lang gesteuert - das ist dann Routinearbeit: Überwachung der Bordgeräte, Empfang der Daten mit Analyse und Vorverarbeitung, Weiterleitung an zuständige Stellen für wissenschaftliche Auswertungen.

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Der Hauptkontrollraum
Quelle: ESA
Kontrollraum_Quelle ESA
Kontrollraum
Quelle: ESA

ESOC hat bislang über 50 Satelliten der ESA operativ betreut, wie Huygens, Mars Express, Rosetta, Envisat, Cryosat, Kopernikus usw. Außerdem hat ESOC zahlreiche Missionen anderer nationaler und internationaler Organisationen unterstützt. Das Zentrum ist in der Lage, mehr als 10 Satelliten routinemäßig zu betreuen. Im Jahr 2013 beschäftigte ESOC etwa 260 Festangestellte sowie 600 Mitarbeiter von Vertragsfirmen.

Modell Meteosat_fidelis45
Modell (1 zu 1) Meteosat-7
1997 - der letzte Wettersatellit der ersten Generation

Hier einige wichtige Projekte der europäischen Raumfahrt:

Rosetta/ Philae
Vielen dürfte noch die Landung auf dem Kometen 67P / Churyumov-Gerasimenko am 12. November 2014 in Erinnerung sein. Diese Mission dient dazu, in die Entstehungsgeschichte des Sonnensystems zu blicken. Kometen sind ein Abbild aus der Zeit des Entstehens, vor ca 4,6 Milliarden Jahren - in Zahlen 4.600.000.000. Sie sind Zeitkapseln, die primitive Materialien enthalten - Gas, Staub, Eis, primitive organische Verbindungen, zusammengebacken zu einer "Pampe".. Nach 10jähriger Reise erreichte das Fluggerät (neudeutsch Orbiter) den Kometen. Da Strom auf dieser Reise ein rares Gut war, versetzte man es in einem zweijährigen kontrollierten Schlaf. Groß war die Aufregung, als die Rückmeldung des "Erwachens" nicht pünktlich erfolgte. 30 Minuten Verspätung haben so manch graues Haar entstehen lassen. Philae, das Landemodul, setzte nach einem dreimaligen Hüpfer auf dem Kometen auf und führte seine Experimente durch. Ein Funksignal benötigt 45 Minuten, eine scheinbar kurze Zeit. Aber in irdischen Dimensionen: 810.000.000 km. Die Beiden begleiten den Kometen und man hofft, dass Philae in einem Jahr wieder genügend "Kraft" (sprich Strom) getankt hat und noch einmal zum Leben für wissenschaftliche Experimente erwacht. Das Entwicklungs- und Testmodul von Rosetta konnte auf dem Gelände durch eine Glasscheibe bestaunt werden.

ESOC_fidelis45
Modell 1zu1 - Parabolantenne der Rosetta Raumsonde
Komet Tschuri_fidelis45
Komet "Tschuri"
Rosetta und Philae_Quelle ESA
Rosetta und Philae
Quelle: ESA
 ESA
Rosetta hat sich zurückgemeldet. Jubel im Kontrollzentrum
Quelle: ESA

Galileo
GPS ist heute ein fast schon selbstverständliches Hilfsmittel in unserem Leben. Viele hätten ohne Zuhilfenahme eines Navis Probleme bei der "Zielfindung". Sei es im Auto oder als Fußgänger. Sogar eine Trendsportart hat sich daraus entwickelt: Geocaching. Weniger bekannt ist, dass es sich um ein militärisches System der USA handelt, mit allen Abhängigkeiten. Galileo ist ein eigenes europäisches globales Satellitennavigationssystem unter ziviler Kontrolle. Es ist interoperabel mit GPS. Das Gesamtsystem besteht aus 30 Satelliten (27 aktive + 3 "Auswechsler" bei Problemen). 2011 wurden die ersten auf eine geostationäre Umlaufbahn geschossen. Das heißt, sie stehen am Himmel still. Für eine Erdumkreisung benötigen sie 24 Stunden. Das System mit all seinen Diensten wird nicht vor 2020 zur Verfügung stehen. Es ist aber eine schrittweise Einführung geplant.

Hier kannst Du mehr über Galileo lesen

Ariane
Wenig spektakulär, aber das Arbeitstier der europäischen Raumfahrt gegründet 1979. Ohne sie läuft gar nichts. Sie wurde ständig weiterentwickelt. Vor allem um größere Nutzlasten und größere Objekte ins All befördern zu können. Momentan ist die Version 5 aktuell. Auf dem Freigelände konnte man ein Modell im Maßstab 1:10 bewundern. Es ist eine dreistufige Rakete (für Kenner: die von zwei Feststoffbooster auf Geschwindigkeit gebracht wird). Startplatz ist Weltraumbahnhof Raumfahrtzentrum Französisch-Guayana.

Entwicklungskosten: ca 5,87 Mrd €
Start im Kundenauftrag: ca 190 Mill Dollar
Eigene Starts pro Jahr: 1 - 2

Hier erfährst Du mehr über die Ariane 5 Trägerrakete

Ariane_bakru26
Ariane_fidelis45
Modell 1u10-Ariane 5 - Rakete Tranport-Spacecraft
Ariane 5_fidelis45

Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guayana
Hier existieren Abschussrampen für Raketenstarts ins All. Nicht nur für Ariane-Raketen, sondern auch für andere Raketenarten - sozusagen als Serviceleistungen gegen Entgelt. Der weit überwiegende Teil der privaten Satelliten (90%) sind Kommunikationssatelliten.

Dazu für Kenner:
Von hier sind vor allem Kommunikationssatelliten mit äquatorialen Umlaufbahnen in der Lage, größere Nutzlasten in den Weltraum zu befördern als von Raumhäfen in höheren Breiten. Darüber hinaus geben äquatorialen Starts Raumfahrzeugen eine zusätzliche "Push" von fast 500 m / sec. Verantwortlich ist die höhere Rotationsgeschwindigkeit der Erde am Äquator im Vergleich zu den Polen der Erde, wo Rotationsgeschwindigkeit gegen Null geht. Und das heisst "Spritersparnis".

ESA
Bodenstation
Quelle: ESA

Marsmission ExoMars
Das nächste große in Vorbereitung befindliche Projekt ist eine unbemannte Marsmission. Sie laufen auch Hochtouren. Im Jahre 2018 soll die Reise zum roten Planeten beginnen. Die Ziel wird 2019 erreicht sein. Ein Fahrzeug (Rover) landet auf dem Planeten und führt Untersuchungen durch. Fragen wie gab/gibt es Leben, wie ist die Zusammensetzung der Atmosphäre, gibt es Wasser/Eis sollen beantwortet werden.

Hier kannst Du mehr über die Marsmission lesen

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Interessiert hören wir Frau Schüz zu

Nach der interessanten Führung konnten wir uns noch Prospektmaterial und Poster mitnehmen und waren pünktlich zur Abfahrt unseres Zuges um 17.10 Uhr wieder am Bahnhof.

Nach 30 Minuten erreichten wir Mainz und gingen zum Abschluss ins spanische Restaurant Besitos auf dem Bahnhofvorplatz, wo wir bis 20 Uhr bei Tapas und anderen spanischen Gerichten und dem einen oder anderen Bier, Wein oder Cocktail den Tag ausklingen ließen.

ESOC_Besitos_bakru26
ESOC_Besitos_bakru26

Die Bilder zum Bericht stammen von der ESA (Kennzeichnung Quelle: ESA) und von unseren Mitgliedern fidelis45 / Dieter und bakru26 / Günter.

Günters Bilder kannst Du hier sehen.

Den wissenschaftlichen Bericht hat adler4711 / Werner geschrieben. Vielen Dank Werner.

(eingestellt am 28.1.15)

Autor: Feierabend-Mitglied

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