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Noam Shpancer: Der glücklose Therapeut

"Der glücklose Therapeut" begeisterte mich, weil er den Leser sehr subtil in die Abgründe der psychopathogenen Symptomatik zieht. Es gibt weder Effekthascherei noch melodramatische Szenen.

Psychologe David nimmt widerwillig den Depressiven Barry auf. Die Sehnsucht nach einem Fall, der größer ist als dieser, lässt ihn anfangs blind werden für die Eigentümlichkeit von Barrys Symptomen. Er diagnostiziert rasch eine Depression. Obwohl er den Fall zunächst am liebsten abgeben möchte, überfällt ihn mit der Zeit eine regelrechte Obsession, als ob er ahnen würde, dass er einen wichtigen Hinweis übersehen hat.
Als Ich-Erzähler macht David einen ruhigen, besonnen Eindruck. Familiäre oder berufliche Überraschungen sind selten, tauchen welche auf, begegnet er ihnen souverän.
Doch das ändert sich, als er Barry falsch behandelt, genauso wie er seine Frau und seine Tochter missversteht, missdeutet er die Symptome des Patienten. David hat sich auf dem Ruhekissen der jahrelangen Erfahrungen ausgeruht - beruflich wie familiär.
Indem er David immer wieder - im Dialog mit Kollegen und Freunden - zu seinen Anfängen zurückkehren lässt, bringt der Autor dem Leser den Alltag des Therapeuten näher. Dabei kommt stets ein feiner Humor durch, der aus dem routinierten Therapeuten kein Stereotyp macht, der - geläutert durch sein Fehlverhalten - gestärkt aus der Krise hervorgeht, es macht aus ihm einen Menschen, der uns im Zug gegenüber sitzen könnte – oder uns aus dem Spiegel anlächeln könnte.

Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
256 Seiten
ISBN: 978-3-8135-0507-8
19,99 Euro[D]
Verlag: Knaus
Verlagsgruppe Random House Bertelsmann

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