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Nach 44 Jahren wieder gefunden.

Dies ist eine Geschichte aus meinem Leben. Sie begann in den 1950er Jahren und endete vorerst Anfang der 1960er Jahre. Es ist die Geschichte zweier Jugendfreunde.
Karlheinz und ich waren damals eng befreundet und wir waren sozusagen immer beisammen. Wenn die Eltern des Einen nicht wussten, wo sich ihr "Sohnemann" gerade herumtrieb, reichte ein Anruf bei dem anderen Elternpaar und jeder wusste dann gleich Bescheid. Wir waren auch zusammen bei den Pfadfindern und erlebten dort eine schöne Zeit.
Wir hatten beide unsere ersten Freundinnen - die natürlich auch Freundinnen waren - und wir gingen zusammen aus. Karlheinz begann nach seinem Schulabschluss eine Lehre und ich ein Jahr später auch. Karlheinz hatte nach einiger Zeit eine neue Freundin und war verständlicherweise oft mit ihr zusammen. Aber beide waren wir immer noch eng befreundet und wir waren - wann immer es möglich war - zusammen.
Bis.....ja bis eines Tages an einem unserer Abende, an denen wir ziellos durch die Stadt liefen, das Transistorradio dabei hatten und uns die Musik von Glenn Miller anhörten die wir beide so gern mochten, das Einschneidende geschah. An diesem Abend war Karlheinz ziemlich ernst und er erklärte, dass er mir etwas mitteilen müsse, das mir wahrscheinlich gar nicht gefallen würde.
In diesem Momemt beschlich mich schon ein dumpfes Gefühl und ich ahnte bereits, dass es für mich etwas sehr Schlimmes sein müsse. Und so kam es dann auch. Karlheinz erklärte mir, dass er sich nach langer und reiflicher Überlegung entschlossen hatte, seiner Schwester in die USA zu folgen. Kurz gesagt, er wollte auswandern. Seine Schwester hatte in unserer Heimatstadt einen amerikanischen Staatsbürger kennengelernt, hatte ihn geheiratet und folgte ihm in die Vereinigten Staaten. Er wollte nun ebenfalls dorthin, weil er sich für seine Zukunft bessere Chancen in den USA erhoffte als bei uns in Deutschland.
Dies traf mich wie ein Keulenschlag und ich konnte überhaupt nicht mehr viel sagen. Zudem hatte er sich mit seiner Freundin verabredet und er sagte mir, dass er auch ihr seine Pläne an diesem Abend eröffnen würde.
Die folgenden Wochen wurden uns schwer - für mich noch schwerer, weil meine Eltern ausgerechnet in der Woche, in der er abreiste, einen vierzehntägigen Urlaub in Italien gebucht hatten und wir Kinder mussten natürlich mitreisen. Wir mussten uns also früh voneinander verabschieden und dies fiel uns beiden sehr, sehr schwer.
Die Urlaubszeit konnte ich überhaupt nicht genießen, mir war nicht nach Urlaub zumute und ich glich überhaupt mehr einem Trauerkloß.
Wieder zu Hause angelangt fand ich bereits seine erste Postkarte aus Hamburg vor; er hatte dort etwas Aufenthalt, weil er mit dem Schiff fuhr - Flugreisen waren in den 1960er Jahren noch unerschwinglich.
Bald schrieben wir uns lange Briefe und tauschten uns über alles aus, was sich in unserem Leben abspielte.
Einmal noch, im Jahre 1964, haben wir uns ganz kurz gesehen. Er saß in Stuttgart im Hauptbahnhof in einem Zug der US-Army, der ihn und viele andere GI's nach Frankreich bringen sollte. Seine Mutter und seine spätere Frau waren ebenfalls dort und seine Mutter konnte mich lange vor Abfahrt des Zuges telefonisch erreichen. Also bin ich so schnell es ging die zwanzig Kilometer nach Stuttgart "gedüst" um Karlheinz zu treffen - und es war, als ob wir uns erst einen Tag vorher verabschiedet hätten. Er stand da in amerikanischer Uniform und ich war bei der Bundeswehr.
Irgendwann - bedingt durch häufige Umzüge - verloren wir uns aus den Augen. Ich habe seine Adresse nicht mehr gefunden und auch er suchte mich vergebens unter der ihm bekannten Anschrift. Seine Briefe kamen mit "Unbekannt verzogen" zurück und auch ich hatte kein Glück mehr unter der mir zuletzt bekannten Adresse.
Er war auch einmal zu Besuch in unserer Heimatstadt und hat dort versucht, mich ausfindig zu machen, was aber leider nicht gelang, denn ich wohnte zu der Zeit nicht dort.
Es musste erst das Zeitalter des Computers anbrechen, bis die gegenseitige Suche wieder begann. Immer wieder versuchte ich, zum Beispiel durch die Eingabe seines Namens in diversen Suchprogrammen, fündig zu werden, aber es hat nie geklappt. Und so vergingen abermals ein paar Jahre.
Eines sehr späten Abends Ende April 2007 habe ich - fast schon routinemäßig und ohne mir große Hoffnungen zu machen - wieder einmal seinen Namen in ein Suchprogramm eingegeben und.....ich konnte es kaum glauben......fand seinen Namen. Er hatte sich im Internet an seiner ehemaligen Schule in unserer Heimatstadt als ehemaliger Schüler eingetragen - und da fand ich ihn. Sofort habe ich versucht, Kontakt mit ihm zu bekommen. Aber nachdem ein Zeitunterschied von acht Stunden bestand und ich seine E-Mail Adresse nicht kannte, musste ich erst einmal nachfragen: "Hallo Karlheinz, bist Du der Karlheinz, mit dem ich, Detlef, immer zusammen war?
Am nächsten Morgen fand ich eine kurze, aber umso schönere Antwort vor: "Yes, it's me!"
Wenige Tage später schon telefonierten wir miteinander (er spricht immer noch einigermaßen gut "schwäbisch") und ich glaube, er und seine Frau Steffie konnten es ebenfalls kaum fassen, dass wir uns nach so langer Zeit wieder gefunden haben.
Seit dieser Zeit haben wir ständigen E-Mail-Kontakt, haben Bilder aus unserem Leben ausgetauscht, hatten uns viel zu erzählen und telefonieren immer wieder miteinander. Wir haben auch festgestellt, dass unser Leben ähnlich verlaufen ist wie bei dem jeweils anderen und in einem Jahr waren wir sogar zur gleichen Zeit im gleichen Land in Urlaub.

Leider haben wir es noch nicht geschafft, uns gegenseitig zu besuchen, aber was nicht ist kann noch werden. Auf jeden Fall planen wir, uns zu treffen - sei es in Europa oder in New Mexico, wo er inzwischen mit seiner Frau lebt und wie ich, seinen wohlverdienten Ruhestand genießt.

Fünf Jahre später, anläßlich seines Deutschlands- und Verwandtenbesuch,
haben wir uns wieder getroffen. Nach 52 Jahren!

Das waren noch Zeiten! Karlheinz (Mitte) und Detlef (rechts) bei den Pfadfindern während einer Art Schnitzeljagd in den 1950er Jahren.

Einige Zeit später, alle sind inzwischen größer geworden und waren inzwischen "Rover" (ältere Pfadfinder), bei einem Ausflug im April an einen See. Karlheinz (links), Detlef (Mitte) und ein weiterer Pfadfinder. Es ist der "Bürgersee" bei Kirchheim an der Teck. Wie oft zu diesen Zeiten, tollten wir herum. Damals war jeder Pfadfinder noch stolz auf sein sog. "Fahrtenmesser", das er immer, wenn er mit der Gruppe unterwegs war, am Gürtel trug.

Autor: dumbo2

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