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Artikel erstellt am 16. April 2012

Am Sonntag, 25.03.2012 trafen wir uns bereits vormittags in Witzenhausen, um zu sehen und zu erfahren, wie Kautabak hergestellt wird.

Altes Firmenschild vor dem Haus - 2012_03_25_01-Kautabak
Ein Klick auf das Bild führt
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Bereits 1849 in Nordhausen gegründet, wurde die Firma 1881 vom Urgroßvater des jetzigen Besitzers gekauft. Sie entwickelte sich zu einem florierenden Unternehmen und wurde zum größten europäischen Kautabakhersteller. Nach dem 2. Weltkrieg enteignet, entstand zunächst in Unterrieden, später direkt in Witzenhausen eine neue Pruduktionsstätte. Der Name Grimm & Triepel blieb erhalten.Nach anfänglichen Produktionssteigerungen war durch die weltweit und besonders innerhalb Europas rückläufige Nachfrage schon 1961 ein Überleben der Firma nur durch Hinzunehmen anderer Produkterzeugungen (hier Kunststoffflaschen) zu sichern. Diese Produktion wurde bereits 1989 wieder rechtlich ausgegliedert und die Herstellung von Kautabak als zusätzlicher, kleiner Familienbetrieb, auch um das Wissen darüber und die Tradition zu erhalten, fortgeführt.Allerdings erwarb der jetzige Besitzer alle Rechte zur Soßenherstellung, als besonders in Europa ein fast völliger Zusammenbruch des Kautabakmarktes einsetzte, so dass die Firma in Witzenhausen heute

Deutschlands einzigste Produktionsstätte für Kautabak ist .

Früher war Kautabak für die ärmere Bevölkerung der Zigarettenersatz und sehr beliebt. Es gab ihn in den verschiedensten Geschmacksrichtungen und Formen., enthält er doch ebenfalls Nikotin. Allerdings in etwas milderer Form und z. B. für die Lunge nicht ganz so schädlich, da die Rauchbelastung. entfällt. Aber der Genuss von Kautabak macht ebenso süchtig wie der von Zigaretten.

Deshalb muss auf den heutigen Verpackungen eine Warnung vor Nikotin vermerkt sein.

Gekauft wird dieses Genussmittel von Menschen, die auf Nikotin nicht verzichten wollen und am Arbeitsplatz nicht rauchen dürfen, aber auch aus gesundheitlichen Gründen.

Nach diesem interessanten Einführungsvortrag unserer Führerin, Ehefrau des Inhabers und Geschäftsführerin des Betriebes, waren wir immer neugieriger geworden auf den Produktionsablauf.


Dies ist allerdings ein sehr langwieriger Prozess, denn von der Anlieferung spezieller, aromatischer Kentucky-Rohtabake bis zum versandfertigen Produkt vergehen zwei bis drei Monate. Immer wieder muss der Tabak dabei für mehrere Tage in nach Spezialrezepten angefertigten Soßen ruhen und danach beim Trocknen ausreifen.

Zwei verschiedene Tabaksorten werden gebraucht, eine für die Füllung (oberes Bild) und eine ganz besonders fein strukturierte, edle Sorte für die äußere Umhüllung.

An beiden durften wir schnuppern und sie befühlen.

Aber nicht nur diese Tabakblätter rochen aromatisch, den ganzen Raum, ja das ganze Haus durchströmte ein Duft edlen Tabaks.

Die eigentliche Würze erhält der Tabak aber erst durch die Soßierung. Dafür werden zunächst die Blätter für die Füllung in großen Kesseln in die nach Spezialrezepten angesetzten Soßen eingelegt, später dann noch mehrmals die bereits fertig gesponnenen Stränge. Die jeweilige Verweildauer ist unterschiedlich und abhängig von dem gewünschten Ergebnis. Mittels Handpressen entfernt man überschüssige Flüssigkeit, danach folgt ein langer Trocknungsprozess.

Kautabak soll dem Nutzer nicht nur Nikotin liefern, er soll auch gut schmecken, durststillend, vitaminreich und letztlich auch etwas nährend sein. Dafür gibt es eine Menge verschiedenster Zusätze von Gewürzaromen und Fruchtsäuren bis hin zu Rum oder Süßwein. Honig oder Traubenzucker liefern die Süße, Lakritzen sorgen für die gewünschte Festigkeit, wirken aber auch beruhigend für die Magenwände.


So kommen die Tabakblätter für die eigentliche Masse des Kautabaks aus den Soßen, werden in schmale Streifen gerissen und liegen bereit zur weiteren Verarbeitung, dem Spinnen. Dieses ist dann eine rein handwerkliche Tätigkeit für geschickte Hände. Ein einst angesehener, aber heute aussterbender Beruf, anstrengend, aber immer noch recht gute bezahlt.

Um uns den Spinnvorgang demonstrieren zu können, hatte extra eine der nur drei Mitarbeiterinnen der Firma ihre Sonntagsruhe geopfert. Neben einem langen Arbeitstisch steht eine elektrisch betriebene Spindel, die die dort eingehakten, entstehenden Stränge dreht. Gearbeitet wird stehend von rechts nach links (jeweils von der Spindel weg). Die Arbeiterin legt sich vor jedem Durchgang die gesoßten Tabakblätter und auch in Streifen gerissene Deckblätter (wobei derbere Blattadern entfernt werden) zunächst zurecht. Dann muss sie mit der linken Hand die Innenblätter auf die Deckblätter legen und gleichzeitig mit der rechten Hand mit Hilfe einer kleine Platte den sich drehenden Strang verfestigend nachrollen und dabei verlängern. Am Ende des Tisches angekommen, stellt sie die Spindel um von Zug- auf Aufwickelbetrieb. Danach beginnt der Prozess erneut.

Arbetsvorgang

Es gibt allerdings auch eine alte Maschine aus dem Jahr 1895, die die Arbeit ein wenig erleichtert. Viel Handarbeit ist dabei aber dennoch nötig. Zur Zeit ist diese Maschine kaputt. Wenn sie nicht mehr repariert werden kann, gibt es keinen Ersatz, denn eine Neuanfertigung würde eine Million Euro kosten. Eine Investition, die sich bei der geringen Nachfrage nach Kautabak nicht lohnt.



Hier trocknen die fertig gesponnenen Stränge, jeweils gut beschriftet, um den genauen Zeitpunkt und Art der weiteren Behandlung gut erkennen zu können.



Mehrere Soßierungen sind nötig,bis die endgültige Reife erreicht ist und die Stränge mit Hilfe dieser Maschine aus den 50er Jahren in mundgerechte Stücke geschnitten werden können.



Danach werden die Prieme gereinigt und sterilisiert. Eine Verpackungsmaschine - ebenfalls aus den 50ger Jahren – übernimmt vollautomatisch das Einrollen der Einzelstücke in Schutzpapier und die Verpackung in kleine Döschen.



Wiederum in reiner Handarbeit werden aus den Strängen die Schnecken geformt. Aufgewickelt mit einer Handkurbel und durch einen Stift befestigt durchtrennt man den Strang dann mit einer Schere. Dass die einzelnen Schnecken dann jeweils das gleiche Volumen haben, ist Übung und Erfahrungssache.




Weil die Firma früher einmal auch Zigarren herstellte und es in Witzenhausen einen älteren Herrn gibt, der dieses Handwerk erlernt hat, werden gelegentlich auch einige Zigarren hergestellt, rein handwerklich versteht sich.Zur eigenen Freude entsteht dabei dann auch mal eine Riesenzigarre

Nur 1 Stunde hatte diese Führung gedauert, aber wir haben viel gesehen und auch gelernt dabei. Wohlgelaunt fuhren oder liefen wir bei sonnigem Frühlingswetter in die Innenstadt ins Restaurant Zur Krone, wo wir uns bei angeregter Unerhaltung ein gutes Mittagessen schmecken ließen.

Im Restaurant Zur Krone - 2012_03_25_44

Nachstehend noch ein paar Fotos von anderen Teilnehmern und mir in der Feihenfolge unseres Rundganges durch das Haus.

Ankunft - widder 07
Vor Beginn des Einführungsvortrages - Teetante Kautabak 2012
Während der Begrpüßung - Teetante 4
Tabakschnuppern - widder 35-12
Altes Firmenschild - Teetante-6
Im Keller - 2012_03_25_13
Lakritze - 2012_03_25_15
Aromemregal - 2012_03_25_17
Tabakpresse - Teetante-8
Alte DStrangwickler - 2012_03_25_26
Zigarrenschrank - Teetante-14
Packmaschine - 2012_03_25_33

Autor: Otima

Lieselotte Beuermann

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