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Am 12. April 2008 trafen wir uns auf dem Festplatz des Dorfes, um die beiden dort angesiedelten Museen, die Wilhelm-Busch-Mühle und das Europäische Brotmuseum zu besichtigen.

Ankunft in Ebergötzen



Max und Moritz wiesen uns den Weg zur Wilhelm-Busch-Mühle.

Diese war auch unser erstes Ziel, denn dort kann man nicht nur die alte Mühle besichtigen, sondern sich auch in dem als Museum eingerichteten Haus über Leben und Werk Wilhelm Buschs informieren.


Der Mühle näherten wir uns von hinten und konnten so zunächst das gewaltige Wasserrad bestaunen, zu dem das Wasser des Mühlbaches über einen hölzernen Aquädukt geleitet wird.

Ausstellungs- und Vortragsraum - 64
In diesen Vitrinen liegen Werke aus der Kinderzeit von Wilhlem Busch

Im Haus erwartete uns eine sehr nette und kompetente Führerin. Wir erfuhren, dass Wilhelm Busch mit neun Jahren nach Ebergötzen zu seinem Onkel, dem damaligen Pastor des Dorfes kam, der ihn unterrichten und auf ein späteres Studium vorbereiten sollte.
Gleich am ersten Tag freundete sich Wilhelm Busch mit dem gleichaltrigen Müllerssohn an, mit dem zusammen er viele Lausbubenstreiche ausführte.

Die Erinnerungen daran verarbeitete er in seinem allgemein bekannten Buch Max und Moritz. Vieles darin ist natürlich dichterisch ausgeschmückt, doch steckt wohl in jedem der Streiche auch ein Fünkchen Wahrheit. So sollen die beiden dem Lehrer Lämpel tatsächlich die Pfeife gestopft haben, allerdings nicht mit Schießpulver, sondern mit Kuhdung. - Es soll fürchterlich gequalmt und gestunken haben. Die Bestrafung dafür, eine Tracht Prügel, erfolgte jedoch recht milde mittels eines Dahlienstängels.

Die Freundschaft zu Erich Bachmann, der später die Mühle übernahm, hielt ein Leben lang. Noch oft kam er nach Ebergötzen und bezog das Gästezimmer in der ersten Etage des Hauses, ein Raum mit besonderem Luxus, denn es ist der einzigste Schlafraum des Hauses, in dem ein Ofen steht.

Zu erreichen ist dieses Zimmer von der guten Stube aus, die dem Hausherrn, der zugleich Bürgermeister des Ortes war, als Amtsstube diente. Sogar heute noch finden hier gelegentlich Trauungen statt. Von den gemütlichen Herrenabenden, an denen auch Wilhelm Busch oft teilnahm, zeugen die originalen Tabakspfeifen auf dem Tisch.

Direkt aus dem Treppenhaus bückten wir uns durch eine weitere, einfache Tür und standen plötzlich in der Mahlstube. Sehr sauber, aber vor allem ruhig erschien uns der Raum mit den beiden Mahlwerken. Erst als unsere Fremdenführerin das Wasser für den Aquädukt draußen freigab, so dass sich das Mühlrad drehte, erschallte ein ohrenbetäubender Lärm.

Jeweils zwei Mühlsteine - einer ist zur Anschauung daneben aufgestellt - liegen hinter der Holzverkleidung der Mahlwerke übereinander. Der untere ist feststehend, der obere wird durch die Wasserkraft draußen in Bewegung gesetzt. Die Rillen in den Steinen sind notwendig für Luftzufuhr und Kühlung, denn es entsteht große Reibungshitze und die Brandgefahr ist groß.
Die Tröge, in die das Getreide von Hand geschüttet werden musste, sind oberhalb der umkleideten Mühlsteine und sind, angetrieben durch das Wasserrad draußen, in ständiger Rüttelbewegung, ebenfalls großen Lärm erzeugend.
Die Mühle arbeitete Tag und Nacht, denn um weißes Mehl zu erzeugen, brauchte es bis zu 7 Mahlgänge. Nur, wenn die Mühlsteine abgenutzt waren und von Hand nachgeschliffen werden mussten, gab es eine Lärm- und Staubpause, denn zu diesem Krach erschwerte noch überall herumfliegender Mehlstaub Atmung und Arbeit.

Unvorstellbar, dass die Mägdekammer nur durch eine dünne Wand und Brettertür von der Mahlstube getrennt war. In diesem Raum schliefen vier Mädchen, jeweils zwei in einem Bett. Eine weitere Brettertür führte direkt von hier in den Taubenschlag.

Eine einfache Vorrichtung meldete wenn in den Trögen der Getreidevorrat zur Neige ging. An dem am Kopf des Hahnes befindlichen Seil ist ein dicht über dem Boden des Troges hängendes Brett angebracht. Durch das Gewicht des Getreides neigt sich der Hahnenkopf. Nimmt die Menge ab, richtet sich der Hahn auf.

Das am Sterz des Hahnes angebrachte Seil, das durch den Fußoden in den darunter liegenden Raum führt, lässt die am Seilende befindlichen Glocken ertönen.So wussten die Müllerburschen immer, wann sie wieder einen vollen Sack Getreide die sehr steile Treppe ins Obergeschoss tragen mussen.


Auch wir benutzten diese Treppe und wunderten uns zunächst, wie wenig Platz diese so kräftige und doch einfache Antriebs und Übertragungstechnik der Mühle benötigte.

Viele weitere Arbeitsgeräte wurden ebenfalls bei Bedarf durch das Wasserrad angetrieben. Auch als Reparaturwerkstatt diente dieser Raum. Das Getreide wurde hier angeliefert und das fertige Mehl abgeholt.

In diese sich ständig drehende Trommel rutschte das Mehl nach dem Mahlgang und wirbelte durch die als Sieb dienende Bespannung nach unten in den Kasten. Hier wurde es bei laufendem Betrieb entnommen und wenn bereits fertig in Säcke abgefüllt oder - je nach gewünschtem Ausmahlungsgrad - wieder in Säcken erneut nach oben in die Getreidetrichter getragen.

Unvorstellbar, wie das gestaubt haben musste!
Auch die Säcke wurden hier ausgeklopft, ursprünglich direkt von Hand, später zur Arbeitserleichterung mit einer Säcke-Klopf-Maschine, aber ebenfalls per Händekraft angetrieben.

Ein großes Problem war auch die Mäuseplage in einem Fachwerkhaus mit Lehmwänden bei so großen Mengen von glagertem Mehl und Getreide.
Kein Wunder, dass man sich die verschiedensten Modelle an Fallen ausdachte, um gleich mehrere Tiere auf einmal fangen zu können.

Am Schluss unseres Rundganges hatten wir im heutigen Büro des Hauses Gelegenheit, kleine Bücher und Andenken zu erwerben. Selbstverständlich trugen wir uns auch als Feierabendgruppe ins Gästebuch der Mühle ein.

Nach dem Verlassen der Mühle lief das Wasser immer noch. So konnten wir auch das sich drehende Mühlrad anschauen.

Mühlrad in Betrieb - 2008-04-12-173

Weiter ging es zum Europäischen Brotmuseum. Um bei den einzelnen Berichten nich so viel scrollen zu müssen, wird er als extra Artikel geschrieben.
Sobald auch dieser fertiggestellt ist, wird hier ein Direktlink eingefügt.

Autor: Otima

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