Oktoberfest: Feiern in der Superlative
Das Oktoberfest in München zieht jedes Jahr bis zu 6 Millionen Besucherinnen und Besucher an. Es ist damit das größte und bekannteste Volksfest weltweit. Doch wie entstand es eigentlich? Wie viele Liter Bier werden getrunken? Wir haben für Dich die Geschichte des Oktoberfests zusammengefasst und liefern Dir einige weniger bekannte Fakten über das größte Volksfest der Welt.
Die Wurzeln
Vor über 200 Jahren, am 12. Oktober 1810, heiraten der damalige Prinz und spätere König des Königreichs Bayern Ludwig I. und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen in München. Zur Feier der Hochzeit wurde fünf Tage später, am 17. Oktober, auf einer damals noch am Stadtrand liegenden Wiese ein Pferderennen veranstaltet. Die Wiese, auf der das Rennen veranstaltet wurde, wird zu Ehren der Braut „Theresienwiese“ genannt und trägt den Namen noch bis heute. Der Veranstaltungsort wird auch namensgebend für das Fest: In der Mundart etabliert sich die einfache Abkürzung „Wiesn“.
Das Rennen war ein voller Erfolg und erfreut sich großer Beliebtheit unter den Gästen, weshalb der Landwirtschaftliche Verein Bayern im Folgejahr beschließt, das Pferderennen noch einmal aus eigener Kraft zu veranstalten. Das ist die Geburtsstunde der 200-jährigen Tradition. Fortan wächst das Fest immer weiter. Im Jahr 1818 werden erste Fahrgeschäfte aufgestellt und 1819 übernehmen die Stadtväter Münchens die Ausrichtung des Fests, wohl auch aus der Erkenntnis heraus, dass das gut besuchte Fest eine lukrative Einnahmequelle darstellt.
Oktoberfest im September
Vielleicht hat es einige bereits gewundert, dass ein Fest, dessen Namen eigentlich den Austragungsmonat beinhaltet, zu einer ganz anderen Zeit stattfindet. Der Grund ist ein ganz pragmatischer: 1872 entscheidet man sich, das Oktoberfest früher zu veranstalten, um das gute Wetter des Spätsommers auszunutzen. Seitdem findet das Fest am Samstag nach dem 15. September statt und endet am ersten Sonntag im Oktober.
Kein Bierverkauf
Ab den frühen 1880er-Jahren entwickelte sich das Oktoberfest immer mehr zu der Institution, wie wir sie heute kennen. Bis dato wurde dort nämlich kein Bier verkauft und wer durstig war, musste außerhalb der Veranstaltung fündig werden. Das ändert sich erst 1880, also knapp 70 Jahre nach dem ersten Rennen. Ein Jahr später schon eröffnet die erste „Hendlbraterei“ (für alle Preußen: Hierbei handelt es sich um Brathähnchen). Diese werden ebenso zur Tradition wie der nächste Punkt.
Bierzelte
1898 ist es so weit: Der Wirt Georg Lang aus Nürnberg verkauft sein Bier nicht mehr aus den üblichen Buden heraus, sondern errichtet die erste „Bierburg“ mit Platz für 6000 Feierwillige. In den Folgejahren kommen immer mehr und immer größere Bierzelte hinzu, die das Bild der Wiesn bis heute prägen. Der Eintritt ist bis heute übrigens kostenlos, aber wer einen reservierten Platz haben möchte, muss dafür Verzehrgutscheine kaufen.
Vom Pferderennen zur Kirmes
Mit der Verbreitung der Elektrizität änderte sich auch der Charakter des Fests. So etablierten sich seit dem späten 19. Jahrhundert immer mehr elektrische Fahrgeschäfte. Das jährliche Pferderennen fand aber weiterhin parallel statt und vermutlich länger, als die meisten es vermuten. Erst nach Ende des 2. Weltkriegs wird es aufgegeben. Zwei Ausnahmen gab es jedoch: 1960 und 2010 wurde es anlässlich der Jubiläen nochmals abgehalten.
Der Konsum
Was wäre das Oktoberfest ohne Bier? Traditionell beliefern sechs verschiedene Münchener Brauereien das Oktoberfest mit dem extra gebrauten Wiesnbier. Dabei gingen beim letzten Oktoberfest 2019 7,3 Millionen Maß Bier über den Tresen. Die Tendenz beim Bierkonsum ist seit der Erfassung kontinuierlich steigend. Aber trotz des hohen Konsums ging das Bier erst ein einziges Mal in der gesamten Geschichte der Wiesn zuneige. 1981 konnte man im Hofbräu-Zelt zeitweise kein Bier mehr ausschenken. Man wusste sich aber zu helfen und die anderen Festzeltbetreiber sprangen mit ihren Reserven in die Bresche.
Zahlen, Zahlen, Zahlen
Für den Krug Bier müssen Besucherinnen und Besucher tief in die Tasche greifen. 2022 kostet die Maß zwischen 13,60€ und 15,30€, absolut kein Schnäppchen. Damit das Bier auch frisch am Tisch ankommt, laufen die Bedienungen in den Zelten während den 17 Arbeitstagen bis zu 223 Kilometer und das mit einem Zusatzgewicht von 2,3 Kilogramm pro Maß. Der Rekord liegt hier bei 29 getragen Maßkrügen auf einmal – stattliche 69 Kilogramm.
Unglaubliche Fleischmengen
Wo ausgelassen getrunken wird, da wird auch gerne deftig gegessen; und die bayrische Küche bietet dafür einiges. Insgesamt um die 150 Gastronomiestände versorgen das Oktoberfest mit Brathendl, Bratwurst, Weißwurst, Leberkäs und Schweinshaxen. Zuletzt verzehrten die Besucherinnen und Besucher ganze 29 Kälber, 124 Ochsen und 435.000 Hähnchen. Hinzukommen bis zu 90.000 verkaufte Schweinshaxen. Das lassen wir einmal so stehen.
Was bringt’s?
Das Oktoberfest ist und bleibt ein großer wirtschaftlicher Faktor für die Stadt München. Der Gesamtwirtschaftswert wird auf 955 Millionen Euro beziffert. Etwa die Hälfte davon fließen direkt an Betreibende bzw. die Eigentümer und Eigentümerinnen der Fahrgeschäfte und der Gastronomieservices. Durchschnittlich ließ jeder Gast im Jahr 2023 85,86 € auf dem Oktoberfest. Noch einmal 300 Millionen Euro geben die Besucherinnen und Besucher für Hotels im Stadtgebiet aus und 205 Millionen Euro werden anderweitig in der Stadt ausgegeben. Die Stadt München erhält auf direktem Wege allerdings nur geringe Einnahmen: Das eingenommene Geld aus der Standmiete, immerhin 50.000 bis 170.000 Euro, fließt direkt in die Infrastruktur während der Festtage.
Oktoberfest weltweit
Nicht nur München feiert einmal im Jahr das Oktoberfest. Weltweit werden verschiedene Feierlichkeiten unter diesem Namen abgehalten. Der deutsche Kolonialismus des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts verteilte diese Tradition in der ganzen Welt. So findet das zweitgrößte Oktoberfest in Qingdao, auf dem Gebiet einer ehemaligen deutschen Kolonie in China statt. Auch das sechstgrößte Oktoberfest in Namibia geht auf die Kolonialgeschichte des Landes zurück. In Kanada, USA und Brasilien erinnern heutige Oktoberfeste noch an die Geschichte deutscher Einwanderer, die es dort etablierten.
Authentisch ist natürlich nur das Oktoberfest in München, kein Wunder also, dass es nach 200 Jahren immer noch so viele Menschen anzieht.
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