Weihnachtslied
Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
ein milder Stern hernieder lacht;
vom Tannenwalde steigen Düfte
und hauchen durch die Winterlüfte,
und kerzenhelle wird die Nacht.
Mir ist das Herz so froh erschrocken,
das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
mich lieblich heimatlich verlocken
in märchenstille Herrlichkeit.
Ein frommer Zauber hält mich wieder
anbetend staunend muß ich stehn;
es sinkt auf meine Augenlieder
ein goldner Kindertraum hernieder,
ich fühl's, ein Wunder ist geschehn.
Brief an den Weihnachtsmann
dieser Brief wurde vor 70 Jahren abgeschickt von Erich Kästner
Lieber, guter Weihnachtsmann,
weißt Du nicht, wie`s um uns steht?
Schau Dir mal den Globus an,
da hat einer dran gedreht
Alle stehn herum und klagen,
alle blicken traurig drein.
Wer es war, ist schwer zu sagen,
keiner will`s gewesen sein.
Uns ist garnicht wohl zumute,
kommen sollst Du, aber bloß
mit dem Stock und mit der Rute,
und nimm beide ziemlich groß!
Breite Deine goldnen Flügel aus.
Und komm zu uns herab.
Dann verteile Deine Prügel,
aber bitte nicht zu knapp!
Ziehe denen, die regieren,
bitte schön die Hosen stramm.
Wenn sie heulen, und sich zieren,
zeige ihnen ihr Programm.
Komm, und zeige Dich erbötig,
und verhau sie, daß es raucht!
Denn sie haben`s bitter nötig.
und sie haben`s längst gebraucht!
Komm, erlös` uns von der Plage,
weil ein Mensch das gar nicht kann.
Ach, das wären Feiertage,
lieber, gutter Weihnachtsmann!
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