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Eierlegende Wollmilchsäue

Kolumne

Eierlegende Wollmilchsäue

Der Trend ist eindeutig. Featuritis über alles, jedes Produkt will alles können, nur eines fehlt den digitalen Wundertüten: Einfache Bedienbarkeit.

Die Experten nennen das Konvergenz. Internet, Handy, Telefon, Fernsehen, Video, Foto und Musik sollen in einem Gerät zusammenwachsen, so der Tenor.
Und so kreuzen denn die Hersteller in verchromte Puderdosen je nach Gusto ein Handy mit einem MP3-Player oder packen noch ein paar Handcomputer-Funktionen drauf. Die Handcomputer selbst mutieren zu Multimediamaschinen auf Mikrobildschirmen, Handy und Internet im Schongang, eine Kamera für unscharfe Fotos, Spiele und Joystick inklusive.

Kurz und schlecht: Alles wird mit jedem kombiniert, bevorzugt das Überflüssige mit dem Umständlichen und dem Teuren, wobei teuer noch lange nicht Qualität garantiert.

Doch positiv bleibt festzuhalten, dass man mit dem gut versteckten Handy sogar telefonieren kann, jedenfalls wenn man denn diese Funktion im Menüdschungel findet und den Akku nicht bereits mit Musik und Spielen verballert hat. Oder liegt es an den Spielen für Handys untereinander, die sogar kostenlos sind, wenn man einmal von der Handy-Flatrate für bescheidene 59 Euro/Monat absieht?

Das Streben nach konvergenten Geräten könnte aber auch nur die Flucht aus einem Chaos in das nächste sein. Hat es doch die Industrie in vielen Jahren nicht fertig gebracht, Standards zu setzen. Ob Kabel, Stecker oder Akkus, nichts von einem Gerät, noch nicht einmal das Produkt desselben Herstellers, passt zu einem anderen, und das wohl nicht versehentlich, sondern mit voller Absicht.

Denken Sie nur an die Druckertinte, mit der sich Epson, HP und Co goldene Nasen verdienen. Kassieren die doch glatt mindestens den halben Druckerpreis für neue Tinte, nachdem nur wenige Bilder in der so gerühmten Photoqualität ausgeben wurden. Und nun stellen Sie sich vor, es gäbe standardisierte Kartuschen und Sie würden beim billigsten Anbieter kaufen können.
Doch dummerweise (für die Hersteller) funkt gerade dazu schon wieder die EU dazwischen, redet von Wettbewerbsnachteilen der freien Tintenhersteller und verlangt gar, dass ein Ladegerät für alle Handys passen soll.

Das darf nicht sein, also musste diesem Chaos sofort das nächste folgen. Die Lösung war simpel. Die Bedienung der neuen konvergenten Geräte wurde von hoch spezialisierten Ingenieuren für ihresgleichen ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der Kunden konzipiert.
Doch diesmal waren nicht nur wenige Funktionen zu bedienen, sondern deren viele, die raffiniert miteinander verknüpft und nur über einen winzigen Handyschirm und wilde Tastenfolgen zugänglich waren. Wer da einmal halbwegs durchgestiegen war, also schon mal telefonieren konnte, sollte nie wieder freiwillig den Hersteller wechseln wollen.

Das funktionierte sogar ein paar Monate, doch dann schoss wieder einmal Apple dazwischen und brachte das iPhone heraus. Handy mit Internet, Email, Musik, Video, Kamera, Spielen und GPS, und das alles auf einem großen berührungsempfindlichen Bildschirm und intuitiv bedienbar.
Prompt bietet nun fast jeder Handy-Hersteller einen angeblichen iPhone-Killer an und wieder einmal total am Ziel vorbei.

Ein Menüdschungel wird zwar nicht übersichtlicher wenn er auf einen berührungsempfindlichen Bildschirm verlegt wird, aber solche Bagatellen drückt die Werbung locker weg, drum merke: Alles, was kein iPod ist, bedient sich schwieriger. Deshalb sollten Sie vorher ausprobieren, welche Komplexität Sie noch aushalten.

Zum Schluss noch eine Warnung. Kaufen Sie nicht eines dieser neuen Familien-Handys. Die sind nur deshalb so einfach zu bedienen, weil so gut wie nichts können. Mit den Dingern kann man nur telefonieren und sonst gar nichts.

Autor: WoSoft

Peter Wollschlaeger

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