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Das Netz der unnützen Dinge

Kolumne 3


Netz der Dinge oder IoT (Internet of Things) heißt der neuste Trend. Doch vieles, was sich darin tummelt, ist unnütz und unsicher.


Es gibt elektrische Zahnbürsten, die angeblich testen ob Sie richtig putzen und das per WLAN in einer Cloud speichern. Per App lässt sich das Ergebnis abrufen, z.B. dass neue Bürsten fällig sind.

Sie haben noch eine Kaffeemaschine, deren Startzeit einstellbar ist? Das ist nun aber wirklich out. Heutzutage schaltet man das Ding vom Smartphone per WLAN ein. Und wenn man eh schon diese App gestartet hat, dann gleich noch eine, um neue Kaffeerezepte herunter zu laden. Und dann gleich mit Amazons Dash Button Kaffee nachbestellen, ein Knopfdruck auf ein kleines Ding für 4,99 reicht.

Elektrische Heizkörperthermostate halte ich für sinnvoll. Ohne WLAN kosten die so um die 10 Euro und bieten 4 einstellbare Temperaturen. Per Router oder App steuerbar kosten die Dinger 40 -60 Euro und können nur 2 Temperaturen. Aber wer gerne mehr Geld ausgibt hat Alternativen. Der selbst lernende WLAN-Thermostat der Firma „Nest“ sieht viel besser aus und ist für bescheidene 200 Euro zu haben.

Sind die 10-Euro-Dinger einmal installiert und richtig eingestellt, muss man sie nicht mehr verstellen.
Wozu also WLAN? Um im Urlaub die Heizung aus der Ferne einzuschalten? Im Sommer ist das eh nicht sinnvoll und im Winter sollte man das Haus nicht unter 16° abkühlen lassen. Dann ist es aber nach wenigen Stunden voll aufgedreht wieder warm. Aber per App könnte ich dann alle Räume schalten ohne hinlaufen zu müssen. Dumm nur, dass ich nach der Heimkehr eh in jedem Raum schaue.

Auch ganz toll ist die Idee, die Tür- und sonstige Kameras mit dem WLAN zu verbinden und das Smartphone anzurufen wenn die Bewegungsmelder etwas registrieren. Wenn ich bei meinen Nachbarn sehe, wie oft deren Bewegungsmelder sinnlos schalten, kann ich davor nur abraten. Finde ich aber recht praktisch wenn mein Nachbar auch meinen Weg zur Haustür beleuchtet.

Schaltbare Steckdosen kosten konventionell mit 3 Stück samt Funk-Fernbedienung 17 Euro oder mit WLAN und Bedienung per Smartphone 80 Euro. Natürlich kann man damit auch Lampen schalten, aber wer macht denn so etwas, wo es doch Lampen mit eingebautem WLAN oder Bluetooth gibt. Natürlich gilt auch hier, dass es schon immer etwas teuerer ist, einen besonderen Geschmack zu haben.
Apropos teuer: Einen per Smartphone steuerbaren Lautsprecher kann man für 50 Euro kaufen oder den „Teufel“ für €450.
Da ist ja der Pintofeed für 78 Euro richtig günstig. Der erlaubt per WLAN die Schublade eines Futterautomaten zu steuern. Da würde ich aber noch eine IP-Kamera (37 Euro) daneben stellen, denn einfach die Klappe einzufahren wenn der Hund die Schnauze noch drin hat, ist ja nicht gerade die feine menschliche Art.

Sie verbinden Ihre externe Festplatte noch per Kabel mit dem Router. Na so was! Das macht man doch mit „My Passpower Wireless“. Ein 21-Zoll-Monitor für 120 Euro ist Ihnen zu billig? Dann nehmen Sie doch einen für €400,--. Der kann per WLAN die Desktops anderer PC abbilden.

Könnte noch zahlreiche Gadgets dieser Art aufzählen, aber ein Blick auf die Sicherheit reicht, um auf nahezu alle diese Dinge im Netz zu verzichten. Sicherheit wird von vielen Herstellern nur als störend empfunden. Eine Hintertür und die Fähigkeit nach Hause zu telefonieren bringt ihnen mehr, meinen die Hersteller.
Letztlich möglichst schnell soll ein billiges Produkt auf den sich gerade entwickelnden Markt kommen. Wer da zu spät dran oder gar zu teuer ist, den bestraft das Leben. Also kaufen sie irgendwelche Billigkomponenten in Fernost, deren Technik sie selber nicht verstehen und bauen ein schickes Gehäuse darum.

Dass Hacker damit zahllose Möglichkeiten haben, sich in Ihr Netz einzuklicken und kräftig Schaden anzurichten, ist klar. Doch ganz schlimm ist, dass sogar Sicherheitsprodukte wie Alarmanlagen unsicher sind. Die können zwar auf Sensoren reagieren und Steckdosen schalten und Thermostate steuern aber Einbrecher fernhalten können sie nicht.
Sie sind anfällig gegen Replay-Angriffe. Der Einbrecher wartet bis der Besitzer nach Hause kommt und per Fernbedienung die Anlage entschärft. Den Code aufzuzeichnen und später wieder abspielen ist trivial. In einem Test der Computerzeitschrift c’t (3/2017) sind 4 von 6 Systemen im Replay-Test durchgefallen.

Autor: WoSoft

Peter Wollschlaeger

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