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CB-Station "OLDIE"
Hernalser Gürtel Nr. 4, ebenerdig eine Peep-Show und das Espresso "Estrada", im zweiten Stock nordseitig eine Hofwohnung, wo im Halbdunkel zwei Bildschirme leuchten und Funkgeräte dudeln oder quietschen.

CB-Funk ist eben mit Geräuschen verbunden, die dem Laien ungewohnt sind. Inmitten dieser Technologie ein 75jähriger Mann und sein Neffe. Der Senior ist pensionierter Schauspieler und ehemaliger Chefdramaturg des St. Pöltner Stadttheaters, Künstlername Trossberg, bürgerlicher Scheibenbogen.

Geboren ist er in Linz, wo er auch die Schauspielschule besucht hat, seit 37 Jahren wohnt er in Wien. Im Oktober '81 hat Herrn Scheibenbogen ein vierfacher Hinterwandinfarkt ereilt, der den starken Raucher zum Pflegefall machte.

Vom Chefdramaturgen zum Pflegefall
Neffe Karli wurde von der Familie eingesetzt, auf den geschiedenen und kinderlosen Mann zu "schauen". Also ist Heinz Scheibenbogen zu ihm gezogen und nicht aus den Augen gelassen worden. Der junge Mann, ein leidenschaftlicher CB-Funker, hat den Onkel, dessen Bühnenkarriere so abrupt beendet worden ist, auch zu den Treffen der Kollegen vom "Jedermannsfunk" mitgenommen.

Geschrieben hat der schauspielende Regisseur und Dramaturg (siehe Bild links) immer schon, war daher ständig auf Information angewiesen, z. B. über Biographien von Shakespeare-Figuren. Das Medium des CB-Funks, das es erst seit etwa 50 Jahren gibt, war für ihn als rasche Verständigungs- und Kommunikationsmöglichkeit absolut interessant.

CB-Funk: Unter Hitler drohte Todesstrafe
CB ist übrigens die Abkürzung für die englische Bezeichnung Citizen-Band, ein Abklatsch des Amateurfunks. Aber für den CB-Funk braucht der Betreiber keine Prüfungen. Und hat man einen Computer, kann man mit einem angeschlossenen CB-Funkgerät über E-Mail kostenlos Nachrichten in ganz Europa verschicken. In zwei Minuten ist ein Brief in Paris. Über Internet wäre dasselbe kostenpflichtig. Europaweit wurden dem CB-Funk bereits 40 Frequenzen zugeteilt, angefangen hat es mit 12. Erst seit 1978 ist der CB-Funk in Österreich von der obersten Fernmeldestelle genehmigt, davor war das digitale Funken "für jedermann" strafbar. Unter Hitler stand es sogar unter Todesstrafe.

Hobby für Tag und Nacht
Mittlerweile lebt eine ganze Industrie davon, und für Heinz Scheibenbogen scheint CB-Funk ein Lebenselixier zu sein. Er hat den Neffen, von Beruf Eisenbahner, bereits überflügelt und ist nach eigenen Angaben "Tag und Nacht beschäftigt".

Denn das Vorhaben "Ich muss irgend etwas machen" mündete vor zwei Jahren vom Spleen des CB-Funkens in die selbsterwählte Funktion eines Ombudsmannes auf allen Frequenzen zwischen 26.965 und 217.995. Herr Scheibenbogen hat den Skip (Code) "Oldie", verfügt über alle Computerverbindungen im Parlament, hat Tel.- und Fax-Nummern aller Abgeordneten und ist als Privatperson auf dem Weg, eine einheitliche internationale Regelung für den CB-Funk durchzusetzen.

CB-Ombudsmann
Wobei dieser Weg noch fünf, sechs Jahre dauern wird. Die Unterstützung der obersten Fernmeldebehörde ist ihm gewiss. Das Telecom-Gesetz haben zwar die Abgeordneten gemacht, angeblich aber beeinflusst durch "Oldie".

Es gibt schon Dutzende Briefe aller parlamentarischen Fraktionen, die Scheibenbogens Bemühungen gut heißen. Deren Wortlaut ist dann ungefähr: Die Harmonisierung der technischen Normen und die europaweite Freigabe weiterer gemeinsamer CB-Funk-Frequenzen soll beim Europäischen Parlament zur Sprache gebracht werden.

Begonnen hat es mit Scheibenbogen-Briefen an fast alle österreichischen Politiker im Mai '95. Am 12. März '96 zeichneten sich bereits erste Erfolge ab. O-Ton: "Die oberste Fernmeldestelle hat klein beigegeben."

Der Krankenpflege "entwischt"
Leider hat man nicht in allen Ländern dieselben Bestimmungen gemacht, manche dürfen mehr, andere weniger. In diese und andere Problematiken hat sich Heinz Scheibenbogen hineingetigert, so wie einstens durch zehn Jahre ins Stegreiftheater beim "Tschauner", wo er sich sogar die Bühnenkostüme selbst geschneidert hat. Er sagt, Österreichs CB-Funker sind armselige Hascherl, denen man helfen muss. Und das tut er auch bei Schwierigkeiten in Hartberg, die der dortige Club während des Interviews meldet, oder anderswo. Längst ist er dabei der Krankenpflege entwischt, war gerade in EU-Angelegenheiten in Dresden, davor beim jährlichen CB-Funker-Treffen in Wolfsberg und sammelt Abgeordneten-Unterschriften für seine Eingaben in Brüssel.

Ein Mittel gegen die Isolation - für jung und alt
Die Botschaft der Republik Kroatien bedankt sich für seine freundliche Zuschrift, Gerichtsurteile, Beschwerden u. a. CB-Funk-Repressalien erreichen ihn per Fax, per Post oder flimmern über seinen Bildschirm. Und sollten die Zeiten einmal ruhiger werden, ist der CB-Funk angeblich ein Kommunikationsmittel, das ohne schwierige Technologie besonders Pensionisten und Jugendliche aus der sozialen Isolation herausholt.

Aber davor müssen z. B. die italienischen Gesetze angeglichen werden, die österreichische Industrie muss noch Geräte nach internationalen Status erzeugen, die CB-Funker wollen durchgehend in allen Staaten Europas ihre Geräte unter der gleichen Frequenz benützen und so weiter und so fort ...

(MaGo)

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