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Eine Nacht mit Schrecken

Die Überraschung kam in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember. Es raschelte – zuerst leise, dann immer lauter. Erschrocken fuhr ich im Schlaf hoch, knipste die Lampe an und sah sie. Sie versuchte ungerührt, die Verpackung eines Lebkuchensterns zu öffnen. Der Nikolaus hatte wohl vergessen, die Tür hinter sich zu schließen, und der Geruch von Apfel, Nuss und Mandelkern hatte sie gelockt. Mein Schrei riss dieses kleine graue Tier von seiner Nagearbeit hoch, es floh und verschwand. Ich versuchte, meinen Mann zu wecken, der verschlafen irgendetwas von „Du träumst“ murmelte, sich umdrehte und weiterschnarchte. Ich saß hochkant auf der Matratze. Schon der Gedanke an eine Maus lässt mich nicht schlafen und nun wohnte ich sozusagen mit ihr in einem Haus. Vielleicht nicht mal Tür an Tür, sondern Kopf an Kopf. Mich grauste.

Am nächsten Morgen schaltete der Mann, der nicht an Mäuse glaubte, den Toaster ein, und da sprang sie heraus. Sein entsetztes Gesicht wirkte wohl wie eine Schnellfeuerwaffe, denn unser neuer Gast sprang in einen winzigen Schlitz zwischen Kühlschrank und Einbauküche und ward nicht mehr gesehen.

26 Jahre wohnte ich hier mit der Angst, das Tier sitzt irgendwo. Auch die Hinweise auf die Lebensdauer von Mäusen konnten mich nicht beruhigen.

Heute kam mein neuer Herd, der alte wurde gleichzeitig entsorgt. „Darf ich bitte vor dem Einbau den Schrank noch säubern?“ fragte ich die Lieferanten. „Gerne, aber eine Beerdigung müssen wir auch noch organisieren. Die Arme hatte der Schlag getroffen, sie musste nicht lange leiden.“ Das beruhigt mich nachträglich. Aber identifizieren wollte ich sie dann doch nicht. Oder handelt es sich um Mord? Dann habe ich die Spuren für eine DNA-Analyse auf jeden Fall beseitigt.

Autor: Feierabend-Mitglied

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Themen > Leben > Weihnachten 2017 > Eine Nacht mit Schrecken