in Bunde-Bunderhee
Im Rheiderland, nahe der niederländischen Grenze, steht die ursprünglichste Häuptlingsburg Ostfrieslands. Die dreigeschossige mittelalterliche Turmburg in Bunderhee aus dem 14. Jahrhundert ist in der Grundsubstanz unverändert erhalten. Der barocke Anbau im Westen wurde im Jahr 1735 fertiggestellt.

Seit 1976 gehört das Gebäude der Ostfriesischen Landschaft. Nach einer Totalsanierung war das Steinhaus von 1978 bis 2002 Sitz der Norddeutschen Orgelakademie; zwischen 2002 und 2008 diente das Haus Künstlern als Atelier und Wohnung.
Im Jahr 2010 wurden Steinhaus und Barockanbau restauriert und im April 2011 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seitdem finden regelmäßg Führungen statt. Da in der Steinhausstrasse in Bunderhee auch der Polderhof liegt, meldete ich unsere Gruppe bei beiden Veranstaltern zu einer Besichtigung am 14. April an.

Bei strahlend blauem Himmel trafen wir uns somit gegen 11.00 Uhr am Steinhaus; insgesamt waren wir 22 Personen.
Hier wurden wir sehr herzlich von der Gästeführerin, Frau Dreyer, willkommen geheißen.
Zunächst geht Frau Dreyer auf die Geschichte der ostfriesischen Häuptlinge ein. Dann erzählit sie uns, dass das Steinhaus am äußersten nördlichen Rand eines 5 m hohen Geestrückens, der sich über Bunde erstreckt, liegt. Bunderhee lag zeitweise am Wasser, hatte direkten Meerzugang und war vermutlich im Mittelalter und in der frühen Neuzeit der Hafen von Bunde. Das Steinhaus konnte somit auf dem Wasserweg erreicht werden, bis im 16. Jahrhundert die Landrückgewinnung durch Einpolderungen begann.

Nach der kurzen Einleitung führt uns Frau Dreyer um den Turm und zeigt uns den alten Zugang zum ersten Obergeschoss, der sich in 3 m Höhe an der Ostseite befand und nur über Leitern betreten werden konnte. Die sehr kleinen Fenster sowie die Schießschaften weisen auf die Verteidigungsfunktion des Gebäudes hin.

Nachdem die Wasserzufahrt nicht mehr möglich war, errichtete Johannes van Heteren 1712 an der westlichen Seite ein komfortables eingeschossiges Wohngebäude im barocken Stil und wurde bis 1735 erweitert. Wappen und ine Bauinschrift an der Westwand zeugen von der Grundsteinlegung: „Dit Hius is gebauwt von Johannes von Heteren als men Schref na De Heilsame geborte unses Heeren Jesu Christy het Jahr 1712 ende is hyr vonaldo op den 28 April De Eerste Steen gelecht“.


Als im 16. Jahrhundert die Zeiten friedlicher wurden, wurde das Steinhaus in ein Wohnhaus umgestaltet, indem man um 1500 im ersten Obergeschoss das Fenster an der Ostseite vergrößerte und einen spätgotischen offenen Kamin (Bild links) sowie eine Altarnische einbaute, die gegen Ende des 16. Jahrhunderts in ein Fenster umgebaut wurde.
Man versah das zweite Obergeschoss mit einem asymmetrischen Renaissance-Kamin und baute weitere Fenster ein. Zudem erhielt das Turmgebäude Treppen, nachdem der Zugang zum zweiten Obergeschoss und zum Dachboden zuvor nur über Leitern möglich war.


Zum Abschluss der Besichtigung wird uns ein Kurzfilm über die Anfänge des Steinhauses Bunderhee gezeigt. Inhaltlich geht es um das Wirken des Häuptlings Gala Nommcka (Okkel Noneka) in Bunde im Jahr 1391.
Wir bedanken uns bei Frau Dreyer für die sehr informative Führung und fahren dann nach Bunde zum Mittagessen in das Hotel-Restaurant Adria.

Die Tische waren zu 12.30 Uhr reserviert und die Speisen vorbestellt.


Seit Mitte der 1990er Jahre züchtet Familie Brümmer mit Erfolg Friesenpferde. Als Helmuth und Gesa Brümmer (Bild links) ihre Zucht von Friesenpferden aufbaute, sollte es ein Gesamtkonzept für Pferd und Mensch werden. Diese einzigartige Verbindung wird auf dem Friesenpferdegestüt "Der Polderhof" seit vielen Jahren mit Erfolg gelebt.
Das Friesenpferd, einer der ältesten Pferderassen Europas, den „Schwarzen Perlen Frieslands“ hat auf dem Polderhof ein Stück Heimat gefunden. Der Friese gilt als Barockpferd nicht nur wegen seiner besonderen Gestalt sondern auch wegen seiner imposanten Erscheinung. Seine Blütezeit hatte es an den königlichen und fürstlichen Höfen des Barock.

Der Polderhof ist heute ein Gestüt, das sich über ein Areal von 20 ha ausdehnt. Zum Gelände gehören eine Reit- und Fahranlage und Weiden. mehr...

Wir wurden sehr herzlich von Frau Monika Amelsberg in Empfang genommen. Sie erzählt uns einiges über die Gestütsanlage im Allgemeinen - Näheres siehe hier und führt uns dann zu den Stuten.

Hengste und Stuten sind auf dem Polderhof in getrennten Stallgebäuden untergebracht. Die Jungpferde wachsen in großen Laufställen und Paddocks auf und es gibt einen eigenen Offenstall für die Stuten.


Begeistert sind wir von dem Shire Horse Hengst „Max“, mit einer stattlichen Größe von sage und schreibe 1,90 m. "Max" hat eine sehr gute Dressurausbildung und wird zu Repräsentationszwecken eingesetzt.
Das Shire Horse ist ein Kaltblutpferd und mit einem maximalen Gewicht von mehr als 1200 kg sowie einer Widerristhöhe von durchschnittlich 178 cm die größte Pferderasse der Welt.

Wir befinden uns hier im Gulfhof des Gutshauses. In diesem denkmalgeschützen Gebäude werden die Stuten in 13 großzügigen Boxen untergebracht.


Nach Besichtung des älteren Teils der Hofanlage spazieren wir zu dem neuen Stallgebäude, das mit modernster Technik ausgestattet ist, mehr..

Blick in den Hengststall mit stilvoll und geräumigen Boxen; die Stallgasse ist mit Natursteinplatten gepflastert.

Heidi bewundert ENOVA'S MERLIN - eine Legende. Der Wallach hat eine für ein Friesenpferd bemerkenswerte Karriere im Dressur-Sport hinter sich. mehr... (ganz nach unten scrollen)

Durch den zweiten Teil des Geäudes, in dem auch Gastpferde Unterkunft finden, zeigt uns Frau Amelsberg weitere Außenanlagen und die Bergehalle für die Futterlagerung. Auf den umliegenden Wiesen des Polderhofs wird ein Großteil des Heus zum Verfüttern und Stroh zur Einstreu der Boxen selbst erzeugt.
Außerdem befindet sich in der Halle ein Offenstall für Junghenste.

Diese prachtvolle Erscheinung ist der Junghengst Jildert (geb. 27.4.2011). Er konnte bei der Hengstkörung die Jury des Friesenpferde-Zuchtverbandes überzeugen und wurde mit einer Wertnote von 7,68 zum Reservesieger 2015 gekört. Jildert ist damit einer der Anwärter für die nächste Hengstleistungsprüfung 2016.

Nach dem Rundgang unter der sehr fachkundigen Leitung von Frau Amelsberg gehen wir durch die Reithalle in das Gästehaus "Piaffe".

Bei Kaffee/Tee und Kuchen satt können wir uns dann an der Repräsentation zweier Friesenhengste im Sinne Klassisch-barocker Reitkunst erfreuen.

Fazit:
Es war eine super Veranstaltung, zumal wir sehr viel Glück mit dem Wetter hatten. Die Sonne strahlte vom Himmel, als wir um das Steinhaus geführt wurden; die Sonne lachte vom Firmament als wir die den Rundgang auf dem Polderhof machten. Alle waren begeistert, insbesondere von dem Friesenpferdegestüt.
Elke (egalis) schreibt dazu u.a. im Forum:
"Ein Königreich für ein Pferd
Meine Güte, war das ein wunderbarer Tag! Erst die spannende Geschichte Steinhaus Bunderhee und dann als Krönung: das Gestüt der schwarzen Rösser! Unsere Pferdeherzen waren auf Wolke 99 oder so. Christine und ihr Mann haben Kutsche gefahren, ich bin geritten (as de Düvel, sagte der Seniorbauer damals). Pferdeduft und Heugeruch - wie heimatlich das war. Danke. Es war toll. Elkegruß"
Impressum:
Fotos: dolomiti, ernibird
Bildbearbeitung: dolomiti
Text und Layout: ernibird
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