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Vom Stern, der Licht ins Leben bringt


Kurz vor Weihnachten erreichte mich ein merkwürdig anmutender Brief ohne Absender. Obwohl ich meine Weihnachtspost normalerweise bis zum Heiligen Abend aufhob, öffnete ich ihn voller Neugier. Als ich den Bogen aus dem Umschlag zog, fiel ein metallenes Sternchen zu Boden.
Das ist ja eine hübsche Überraschung, dachte ich. Schnell bückte ich mich nach dem kleinen Stern, doch im gleichen Augenblick flog er vor mir her und setzte sich auf die Gardine. Was ist denn das, wunderte ich mich und schüttelte an dem Vorhang; im selben Moment aber funkelte er bereits zwischen den Tannenzweigen des Adventsgestecks auf dem Tisch. Ich versuchte, ihn dort zu packen, doch schon befand er sich auf dem Kragen meiner Bluse.
"Hör endlich auf, mich zu behandeln wie ein lästiges Insekt", ließ er sich vernehmen. "Was willst du denn?", fragte ich leicht irritiert.
Doch anstatt zu antworten, zwinkerte er mir nur geheimnisvoll zu. Kurz darauf entdeckte ich ihn auf meinem Bücherregal, wo er auf wundersame Weise einen bestimmten Buchrücken anstrahlte. Es war eine Weile her, dass ich zuletzt in diesem Buche gelesen hatte. Ich nahm es hervor, setzte mich an meinen Schreibtisch und blätterte darin. Unvermittelt schlug ich einen Text auf, den ich zwar kannte, der aber erst in diesem Augenblick zu mir zu sprechen begann.
Ich war noch in Gedanken versunken als das Sternchen zu einem meiner Fotoalben schwebte. Sein geheimnisvolles Leuchten wies mich dieses Mal an, mich mit bestimmten Bildern intensiv zu befassen. Erinnerungen an besonders glückliche Zeiten stiegen in mir auf und wurden vor meinem inneren Auge wieder lebendig.
Doch der Stern ließ mir auch danach keine Ruhe. Schon hockte er auf einem Pappkarton, in dem ich alte Briefe verwahrte. Ich nahm einen nach dem anderen heraus, bis er einen vergilbten Umschlag erhellte. Die Zeilen einer Freundin aus längst vergangenen Tagen berührten mich in besonderer Weise. Mir war inzwischen unheimlich zumute. Woher wusste der Stern von den Geheimnissen meiner Seele?
Bevor ich Muße hatte darüber weiter nachzudenken, hatte er sich im Wohnzimmer in der bereits aufgestellten Krippe unmittelbar auf dem Bauch des Jesuskindes niedergelassen. "Verstehst du jetzt endlich?", fragte er ungeduldig. Ich atmete tief durch und nickte bedächtig.
Das also wir die Botschaft des Sternleins: Gott kommt im Kind, im Kleinen, unscheinbar Wirkenden zur Welt, nicht nur damals im Stall von Bethlehem. Auch heute wirkt er durch zahllose, oft nebensächlich erscheinende Dinge. Zum Beispiel durch den Satz eines Buches, der das Herz öffnet und neue Perspektiven erkennen lässt, durch Fotos, die wundervolle Erlebnisse vergegenwärtigen und das Herz in der Erinnerung noch einmal höher schlagen lassen, durch die Zeilen einer Freundin, die einen vor Jahren - mit Erfolg - zu einem neuen Aufbruch bewegt hatten und die für die gegenwärtige Situation wieder von brennender Aktualität waren.
Wie viele wertvolle und wichtige Erfahrungen hatte ich in meinem Leben bereits gemacht, wie viel Hoffnung und Ermutigung konnte ich daraus für die Gegenwart und die Zukunft gewinnen. Mit einem Mal leuchtete mir das so oft von mir beklagte graue Einerlei meines Alltages in mannigfachen Farben auf, und ich versank in den folgenden Nächten in helle und freundliche Träume. Mein Sternchen ist mir im Laufe des kommenden Jahres treu geblieben. War ich traurig, zog es meine Blicke mit Macht zu den Blumen auf der Fensterbank, hatte ich keinen Mut mehr, verwies es mich auf meine bisherigen Erfolge und meinen Lustlosigkeiten gegenüber öffnete es meine Sinne für die reiche Palette der Lebensgenüsse.
So lernte ich im Laufe dieser 12 Monate, neben allen enttäuschenden und ernüchternden Alltagserfahrungen stets einen Blick für das Schöne, für das Bedeutsame und Wesentliche zu gewinnen, und ich spürte, wie ich zunehmend heiterer und fröhlicher wurde, bis ich von tiefer Gelassenheit erfüllt war. Mittlerweile hatte ich mich dermaßen an die Begleitung "meines" Sternchen gewöhnt, dass ich heftig erschrak, als es sich wenige Tage vor dem nächsten Weihnachtsfest kurz und etwas schroff von mir verabschiedete: "Du weißt ja nun, wie das so geht mit dem Leben, jetzt muss ich noch viele andere Menschen auf die richtige Spur bringen!", sprach's und war augenblicklich verschwunden.
Ich las noch einmal den Brief, aus dessen Umschlag der Stern seinerzeit gefallen war. Dort stand nur: "Von jemandem, der dich sehr gern hat." Mehr habe ich über den Absender nie erfahren. Aber ich bin sicher, dass die Botschaft direkt vom Himmel kam.

Quelle: "Als ein Stern vom Himmel fiel" von Christa Spiling-Nöker, Verlag Herder

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