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DAS KOMMT DAVON
©elkebontjerdobertin

Wir waren mitten im Advent. Eines Morgens, zwischen Tischabräumen und Kartoffeln schälen, wurde ich angerufen und gefragt, ob ich während einer Weihnachtsfeier vortragen würde. Etwas aus meiner frühesten Jugend sollte es sein oder so. Aber es sollte mit der Weihnachtszeit zutun haben.

Ich war dazu bereit und wollte mir etwas überlegen.
Es ist so, dass ein Schreiber, bevor er etwas zu Papier bringt, seine Gedanken auf Reisen schickt. Meine waren längst unterwegs und meine ‚äußere Hülle’ beschäftigte sich derweil mit dem Putzen der Außenfenster. Vieles ging mir durch den Sinn. Wollte ich alle Gedanken festhalten, hätte ich genug zu schreiben.

Da es in der Nacht gefroren hatte, wurde das Putzwasser schnell kalt und meine Finger dazu. Ich versuchte sie warm zu reiben und dabei fiel mir plötzlich ein Finger meines Vaters ein. Und damit hatte ich auch meine Vorweihnachtsgeschichte.

Was uns in Essen fehlte, war der Schnee, wie wir ihn von Hannover her kannten und der uns da zum Schlitten fahren in den Benther Berg gelockt hatte. Den schönen weißen Schnee gab es im Kohlenpott nicht. Das bisschen, das der Frau Holle beim Bettenschütteln aus den Federn fiel, blieb selten liegen und verwandelte sich schnell in grauen Matsch. Von weißen Schneemännern konnten wir auch bloß träumen.

Damals war mein Vater viel mit dem Auto unterwegs und wusste inzwischen, wo wir es fast so antreffen würden wie zu Haus in Hannover.
So packte er eines Tages seine beiden Jungs und seine älteste Tochter – mich – dick vermummt mitsamt Schlitten ins Auto. Unsere Mutter blieb mit den beiden Jüngsten zu Haus.
Die Fahrt ging in Richtung Sauerland. Am Rand davon liegt Langenberg. Das ist eine kleine Stadt (war es jedenfalls damals), mit einem hohen Sendemasten auf einem Berg.

2

Alles war dick und weiß eingeschneit. Wie dicke Sahneberge saß der Schnee an den Grabenkanten. Die Tannenzweige hingen tief unter der weißen Last. Kam man daran, stäubte der Schnee wie kalter Puderzucker in Gesicht und Kragen. Im Sonnenschein funkelte es, als lägen überall Diamanten herum. Bei der gleißenden Helle schmerzten die Augen.

An dem Berg, den Papa als Schlittenabfahrt ausgekundschaftet hatte, herrschte schon reges Treiben. Wir das sehen und mit Juchhei und Juchhe hinein in die weiße Pracht, war eins.
Einzeln, zu zweit, ja sogar mit drei Mann auf dem Schlitten, sausten wir die Bahn herunter.
War das fein! Nur das wieder Hinauf, das wollte jeder ebenso gern dem anderen überlassen. Dann kam einer meiner Brüder auf die Idee, bäuchlings den Berg hinunterzufahren. Das war was! Wir mussten es natürlich alle ausprobieren.
Die Zähne klapperten; die Mütze machte sich selbständig, die Richtung ging verloren. Bremsen war ein Kunststück, Lenken erst recht und wir wurden heiser vom vielen Bölken: BAHN FREI, BAHN FREI!

Papa besah sich das Spektakel eine Weile und meinte dann, er wolle uns einmal zeigen, wie so etwas ‚richtig’ gemacht würde.
Er zog mit dem Schlitten nach oben. Wir standen am Ende der Bahn und warteten gespannt.
Da kam er. Er kam mit einem gewaltigen Tempo heruntergesaust. Er lenkte den Schlitten mal zu der und mal zur anderen Seite. Und wie er das konnte!!
Er brauchte nicht bölken, von wegen ‚Bahn frei’. Gekonnt umfuhr er die anderen Schlittenfahrer. O wie wir ihn bewunderten!!

Jetzt war er bald angelangt, der letzte kleine Hügel musste noch überwunden werden.


3

Da machte der Schlitten mit unserem Vater plötzlich einen seitlichen Schlenker. Wir konnten nur noch ein gedämpftes ‚Aua’ vernehmen und sahen Papa mit einem wenig eleganten Salto in einem Schneeberg verschwinden. Nach kurzer Zeit tauchte er wieder auf, klopfte sich den Schnee ab, nahm den Schlitten beim Tau, kam den Weg zu uns angehumpelt und stöhnte gottserbärmlich.

Die linke Hand hielt er hoch und wir sahen, dass einer seiner Finger die Richtung verloren hatte und querab stand.
Papa hatte den Stein nicht gesehen. Beim Regulieren der Richtung mit Händen und Füßen war er sich selber über den Finger gefahren, als der Schlitten den Schlenker machte.

Armer Vater! Wir bedauerten ihn und uns selber gleich mit, denn nun war es vorbei mit der Schlittenfahrt. Wenig vergnügt fuhren wir wieder zurück nach Essen. In den grauen Schneematsch.
***
Was hat das nun alles mit der Überschrift zu dieser Geschichte zutun?
Das ist doch so: Dass mein Vater plötzlich einen Finger verdreht an der Hand hatte, kam vom Malheur beim Schlitten fahren.

Dass mir das wieder eingefallen ist, lag an meinen kalten Fingern beim Fensterputzen.

Und dass ich das aufgeschrieben habe, wäre ohne Anruf wohl nicht passiert.

Siehste, das kommt davon..

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