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Kinder begegnen dem Tod

Nach den Ferien gab es bereits beim Frühstück ein solches Geplapper, jeder wollte seine Erlebnisse ganz schnell loswerden. Wie immer setzten sich die Lautesten durch und die Schüchternen schwiegen. Ich schlug vor, dass wir uns in das große Zimmer in einen Kreis auf den Teppich setzen und jedes Kind aus dem Urlaub von den vielen kleinen und großen Erlebnissen erzählen kann. Wir übten wieder, anderen Kindern zuzuhören, sie nicht ständig zu unterbrechen und sie lernten auch, zu warten, bis sie an der Reihe waren, denn das fällt Kindern besonders schwer. Viele kleine und große aufregende Dinge wurden erzählt, bis Lisa sagte: “Meine Oma ist gestorben”, “Meine Katze auch”, rief Jenny und auch Fabians Lieblingstante war gestorben.

"Gitti, müssen alle sterben, alle Menschen und alle Tiere?" Ich schwieg einen Moment. “Ja, alle, manche früher und manche später.” “Aber warum denn, das ist immer so traurig.” “Das ist mit den Menschen, den Tieren und mit den Blumen, wie bei den Jahreszeiten., Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Es ist immer ein Abschiednehmen, und dann beginnt alles neu.” In jedem zu Hause wurde anders damit umgegangen. Ich hörte aufmerksam zu, was die Kinder erzählten, in den Elternhäusern wird darüber fast immer geschwiegen. Die Kleinen bleiben mit ihren Fragen allein. Wir verabredeten zeitnah einen Erinnerungstag, jedes Kind konnte etwas mitbringen, dass an die Oma, die Tante oder die Katze erinnerte oder ihnen Freude machen würde.

Am geplanten Tag legten wir eine Tischdecke auf, stellten einen Strauß Blumen und eine Kerze dazu und legten die liebevoll ausgesuchten Dinge um die Fotos von Oma, Tante und der Katze. Wir saßen in einem Kreis, es wurde geredet, gefragt, gelacht und die Ängste und das Schweigen aufgelöst. Auf kindgemäße Weise wurde über das Werden und Vergehen gesprochen. Lisa meinte:"Oma ist jetzt in meinem Herz und da fühle ich sie." “Tante Grete ist im Himmel” “Und die Katze schläft in der Erde.” Es gäbe noch viel zu sagen und ich freute mich, wie offen die Zwerge waren.

Einige Tage später besuchten ich mit 18 Kindern in Absprache mit den Eltern einen Friedhof. Menschen gingen gerade in die Kapelle, um Abschied zu nehmen. Wir warteten draußen, guckten uns die Gräber an, für viele Kinder eine ganz neue Welt. Als die Trauergäste mit dem Sarg langsam zum offenen Grab gingen, folgten wir in angemessenem Abstand und meine Zwerge waren mäuschenstill. Sie standen zusammengerückt in etwa 15 Meter Entfernung und lauschten auf die Worte des Pfarrers. Er sprach kurz mit den Beteiligten und winkte uns näher heran. Andächtig gingen wir bis an das Grab, die Menschen lächelten trotz ihrer Trauer. Zum Abschluss sagte der Pfarrer, wie schön es ist, diesen Abschied mit Kindern zu feiern, denn Tod und Leben gehörten zusammen. Wir gingen mit den Trauergästen plaudernd zum Ausgang und anschließend zum Spielplatz und da waren wir wieder mitten im Leben.

Autor: Feierabend-Mitglied

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