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Als die „Spar-Casse“ den Pfandleihern das Geschäft verdarb


Wer knapp bei Kasse war, musste zu den privaten Pfandleihern. Da gab es zwar das benötigte Geld – allerdings zu Wucherzinsen. Doch den Hildesheimern blieb keine Wahl. Erst als am 28. Februar 1831 das erste „Leihhaus und die Spar-Casse“ im Hinteren Brühl eröffnete, hatten die oft zwielichtigen Geschäfte der frühen Kredithaie ein Ende. Die Sparkasse Hildesheim wurde gegründet und feiert am Dienstag, 28. Februar, ihren 175. Geburtstag.Für heutige Verhältnisse kaum vorstellbar: Vor 175 Jahren erledigte der Kämmerer der Stadt den Job in der Sparkasse quasi nebenbei. Nun waren die Öffnungszeiten lediglich zwei Stunden pro Woche. Und auch die Geldbeträge flossen damals noch weitaus spärlicher. Im ersten Jahr wurden 6 933 Mark angelegt. Dann stiegen die Einlagen jährlich um etwa 10 000 Mark - Summen die der Kämmerer also noch nebenbei im Auge behalten konnte.Allerdings hatte er es nicht nur mit Scheinen und Münzen zu tun, sondern ebenso mit Pfandsachen. Denn um den privaten Pfandleihern das Handwerk zu legen, nahm die „Spar-Casse“ auch Leihgaben an. So musste der Kämmerer in das große schwarze Kassenbuch nicht nur sämtliche Geldbewegungen, sondern auch andere Kuriositäten eintragen. Die Hildesheimer Bürger konnten neben Gold, Silber, Perlen oder Juwelen auch Kleidung aus Wolle oder Seide, Glockengut sowie „nutzbare Gegenstände und Waaren“ gegen Bares ins Leihhaus bringen. So stand es in dem Gründungsreglement geschrieben, das vom König bestätigt und 1831 in der Gesetzessammlung des damaligen Königreiches Hannover abgedruckt wurde. Die erste Sparkasse ermöglichte es nun auch weniger reichen Hildesheimern wie Tagelöhner, Handwerker und dienstboten an günstige Kredite zu kommen. So wollte es ja unter anderem der Gründungsauftrag. Vier Groschen war der Minimal-Kredit und das Maximal-Darlehen wurde auf 100 Reichstaler begrenzt. Doch dieses positive Ziel wäre fast 15 Jahre später schon wieder gescheitert: Die Spar-Casse Hildesheim hatte 1846 ihren ersten Skandal. Ein Kassierer hatte die Bücher gefälscht und die für damalige Verhältnisse riesige Summe von 80 000 Mark unterschlagen. Bürgermeister Lüntzel regte sogar die Auflösung der Sparkasse und die Verpachtung des Leihhauses an. Doch soweit kam es dann doch nicht. Die Stadt übernahm das finanzielle Defizit aus dem Betrug, so dass die Hildesheimer Sparer keine Einbußen hatten. Nach diesem Schock wurden monatliche Kassenprüfungen angesetzt und das Vier-Augen-Prinzip eingeführt - das sich ja bis heute bewährt. Das Geldhaus florierte, das Leihhaus dagegen immer weniger und spielte schließlich nur noch eine Nebenrolle. 1887 zog die Sparkasse ins zweite Obergeschoss des Knochenhauer-Amtshauses und trumpfte vor allem mit dem Sparkassenbuch als beliebte Sparvariante für jedermann. Auch heute gilt das Sparbuch, das zur Geburt verschenkt oder für die Ausbildung angelegt wird, als Synonym für bodenständiges Sparen. Die heutige Geschäftsstelle im Wedekindhaus am Marktplatz hat die Sparkasse bereit im Jahr 1900 bezogen.Bei der Bombardierung Hildesheim am 22. März 1945 wurde auch das Wedekind bis auf die Grundmauern vernichtet. Durch einen glücklichen Zufall befanden sich die Konten in einem Bunker der Hauptstelle in der Rathausstraße 21 und entgingen dem Feuer. In einem Notquartier in der Theaterstraße wurde der Geschäftsbetrieb bald wieder aufgenommen. Und es gab viel zu tun. Während der Währungsreform übernahmen die Angestellten der Sparkasse beispielsweise die Pro-Kopf-Auszahlung von 40 Mark je Person und nahmen die ungültigen Reichsmark-Scheine an. So leicht überschaubar wie zu Gründungszeiten waren die Geldsummen der Sparkassen längst nicht mehr. So wurde 1959 erstmals die Bilanzsumme 100 Millionen Mark überschritten. Heute ist die Sparkasse Hildesheim - nach dem Zusammenschluss mit der Kreissparkasse im vergangenen Jahr - zur größten Sparkasse Südniedersachsens mit allein 152 000 Privatgirokonten avanciert. Und was vor 175 Jahren der Nebenjob des Kämmerers war, ist heute die Vollzeitstelle von mehr als 1200 Sparkassen-Mitarbeitern.

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