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schöne weihnacht


Meine frühesten Kindheitserinnerungen an Weihnachten.

Ich erinnere mich noch gut an die Weihnachtszeit in meinen Kindertagen. Wir sind Heimatvertriebene aus dem Sudetenland und mussten nach dem Krieg praktisch bei Null anfangen. Mein Vater kam 1946 aus der Kriegsgefangenschaft heim und meine Mutter hielt sich mit zwei kleinen Kindern durch Mithilfe in der Landwirtschaft über Wasser. Wir bewohnten eine, für heutige Verhältnisse, winzige 2 Zimmer Wohnung unter dem Dach mit kleiner Kochecke, natürlich ohne Bad oder Dusche. 1947 wurde noch meine Schwester geboren.

Um den Nikolaustag stellten wir natürlich immer unsere Schuhe vor die Tür, um am Morgen voller Neugier hineinzuschauen. Oftmals war nur ein Stück Kohle drin, als Zeichen, dass man nicht artig war. Manchmal war zu unserer Überraschung auch ein Apfel oder ein Bonbon drin, was uns natürlich mächtig freute.

An den Tagen vor Weihnachten war mein Vater damit beschäftigt, Kerzen herzustellen. Von irgendwoher hatte er Wachs organisiert, das er in einem Topf erhitzte und verflüssigte. Er hatte da ein Stück Eisenrohr, das er auf der einen Seite mit einer durchlochten Pappscheibe verschloss. Durch das Loch der Pappscheibe zog er eine Schnur, die er zum anderen Ende der Rohröffnung spannte. In das Rohr goss er nun das heiße Wachs und ließ es erkalten. Danach konnte er die fertige Kerze herausschieben. Es mussten nur noch die Schnur-Enden richtig abgeschnitten werden. Aus Draht bastelte er Kerzenhalter.
Am Heiligabend wurde der Christbaum geschmückt. Mein Vater hatte aus zwei Brettern, die kreuzweise zusammengefügt waren und in der Mitte ein Loch hatten, einen Christbaumständer gebastelt. Der Christbaum wurde mit Holzkeilen darin befestigt. Wir als Kinder waren natürlich anwesend, wohin hätten wir auch gehen sollen. Man verwendete eben das was man hatte und das war nicht viel. Selbst gebastelte Strohsterne, Äpfel und Bonbons schmückten den Baum.
Dann am Abend war es so weit. Ich erinnere mich noch gut, wenn die Kerzen des Christbaums angezündet wurden. Es war zu teuer, ein Streichholz zu entzünden. Man steckte einen Holzspan im Ofen an und entzündete damit die Kerzen. Am Weihnachtsfeiertag in der Kirche wunderte ich mich immer, wo der Mesner das Feuer für die Kerzen her hatte, in der Kirche war doch kein Ofen!
Zwei Nachbarsmädchen hatten sich an Heiligabend als Christkind und Knecht Ruprecht verkleidet und kamen mit Gepolter ins Zimmer. Ich war sehr andächtig und zurückhaltend, während mein Bruder, der ein paar Jahre älter war als ich, vor sich hin kicherte, er erkannte die Mädchen natürlich. Nach einer Strafpredigt des Knecht Ruprecht gab es die Geschenke. Meist waren es Sachen zum Anziehen, die meine Mutter selbst gefertigt hatte und Holzspielzeug, von meinem Vater gebastelt, aber man war froh und glücklich und der Weihnachtsabend war doch ein besonderes Erlebnis für uns. Traditionsgemäß wurde auch gesungen und gebetet. An den folgenden Tagen durften wir Kinder vor dem Schlafengehen uns immer ein Bonbon vom Christbaum nehmen. Ich erinnere mich noch gut, dass ich einmal solche Gelüste nach einem Bonbon verspürte, dass ich wartete, bis alle eingeschlafen waren und mir dann eines stibiezte. Am nächsten Morgen hatte ich ein schlechtes Gewissen und war besorgt, dass meinen Diebstahl niemand bemerkte.

Liebe Grüße Wilfried

Autor: Isse

weihgedeck

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