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Es war einmal…..so fangen alle Märchen an.


Die Geschichte von Uroma Kati wurde nicht erfunden, sie ist kein Märchen, keine Fantasie, sie ist wahr, hat sich so abgespielt wie hier beschrieben, einzig Namen und Orte wurden geändert.
Ein Ehepaar, schon seit vielen Jahren den Ruhestand genießend, lebte zufrieden mit dem, was Ihnen das Leben, das Dasein noch zu bieten hatte. Mit der Gesundheit des Ehemannes jedoch stand es nicht zum Besten. Resultat: Mehrere, sich immer wieder wiederholende Aufenthalte im Krankenhaus.
Seine Ehefrau jetzt öfters allein, fühlte sich einsam, ihr fehlte der Kontakt zu einem Menschen, mit dem sie sich unterhalten, austauschen konnte.
Der Zufall wollte es, dass besagte Ehefrau in ihrer Tageszeitung von Feierabend las. Toll – dachte sie, und meldete sich postwendend bei FA an. Dort jetzt Mitglied, wurde auch ihre VK besucht, und zwar überwiegend von Herren, die neugierig auf die Neue waren.
Kati (besagte Ehefrau fungiert in dieser Geschichte mit diesem Namen) war begeistert, eine neue Unterhaltungs-Variante nahm Einzug in ihrem trist gewordenen Leben. In gewisser Hinsicht anspruchsvoll, gefiel ihr manches bei FA, manches auch nicht. Sie stellte fest, dass die Herren, die sich auf ihrer VK tummelten, immer zu einem Flirt bereit waren, und da sie eine gewisse Lebenserfahrung besitzt, merkte sie bald, dass diese Herren auch nicht abgeneigt waren mehr zu erleben.
Doch Männer spielten in ihrem Leben keine Rolle, sie hatte einen, und der genügte ihr, war froh, wenn Toni sie in Ruhe ließ. Und das passierte irgendwann, denn bei ihm funktionierte es nicht mehr. Kati sagte zu ihm: „Quäl dich nicht, ich brauche das nicht“, und der Fall war für alle Zeiten erledigt.
Sie lebte also mehrere Jahre (viele Jahre) keusch, unberührt, glücklich und sehr zufrieden, inzwischen auch schon 74 Jahre zählend. Und genau in diesem Alter wurde sie Mitglied bei FA, geschehen Ende 2010.
Toni, ihr Ehemann, kannte sich mit der Technik eines PC nicht aus, es interessierte ihn auch nicht mit wem Kati per Internet Kontakt hatte.
Er wusste: Meine Frau mag keine Männer, keinen Sex, es drohte ihm ihrerseits kein Seitensprung, kein Ehebruch, womit er vollkommen Recht hatte.
Eines Tages erschien auf Katis VK das Foto eines Mannes, auf dem nur seine Mundpartie und eine Gitarre zu sehen war. Sie schaute das Foto intensiv an, und noch einmal, und immer wieder, und wusste: „Ich bin verloren!“
Kati schrieb dem Unbekannten ohne Gesicht: „Bist Du das auf dem Foto?“

Darauf „ER“: „Ja, das bin ich!“

Antwort von Kati: „Du hast einen verführerischen Kussmund!“

Kati und der Mann mit dem verführerischen Kussmund blieben in Kontakt. Selbst eine Blinde, eine Taubstumme, eine Beinamputierte, sogar eine Analphabetin hätte gemerkt, dass dieser Mann nur ein Abenteuer sucht, seinen Trieb ausleben wollte, mehr nicht. Und nun ist er doch tatsächlich, zu seinem Leidwesen, an eine Frau geraten, die ihm all das nicht bieten kann, nicht bieten will, niemals bieten wird, niemals!
Und Kati schrieb ihm, dass sie verheiratet ist, ihre beiden Kinder (Sohn und Tochter) verheiratet sind, sie, die bereits Oma und Uroma ist, an solchen Spielchen kein Interesse hätte, und wenn doch, sie es niemals tun würde.
Und der Mann mit dem verführerischen Kussmund akzeptierte was Kati ihm mitgeteilt hatte. Saß er auf dem Trockenen, wollte er den Kontakt mit Uroma Kati nur deshalb aufrechterhalten, weil ihm gefiel wie sie schrieb? Es schien so.
Kati wusste nicht mit wem sie korrespondierte, wusste aber, dass ihr dieser Mann sehr gefährlich werden könnte. Nach wochenlanger Ungewissheit erfuhr sie, dass er Single ist, nie verheiratet war, seinen Beruf (er ist ein Studierter) an den Nagel hängte, seiner Leidenschaft folgte und Musiker wurde.
Und er schrieb ihr weiterhin wunderschöne Mails. Und Kati wusste jetzt auch wie er aussah, wie alt er war und wo er lebte. Maria und Josef, er war ein Jahr jünger als Katis Sohn. Und da sie ihm schrieb einen Sohn, der damals 50 Jahre alt war, zu haben, konnte er sich in etwa auch ihr Alter ausrechnen.
Doch nichts und niemand konnte diesen wunderbaren Mailkontakt vermiesen.

Der Musiker verhielt sich weiterhin so, wie es Kati anfangs gefiel, sie es sich gewünscht hatte, doch je länger sie sich kannten, desto ungeduldiger wurde Kati. Da von ihm nichts Verfängliches, Unmoralisches rüberkam, begann sie ihn zu bezirzen. Keine Reaktion seinerseits. Ein kalter, vielleicht sogar schon toter Fisch, hatte sich in ihr Leben geschlichen.
Da ihr ewig schlafender Vulkan langsam zum Leben erwacht war, sie damit aber nicht umgehen konnte, empfand sie eine gewisse Hoffnung, und nur Hoffnung. Auf was? Das wusste sie selbst nicht. Sie fühlte Unruhe, streichelte ihren Körper, wünschte sich den Mann mit dem verführerischen Kussmund ins Bett. Etwas Neues, total Fremdes, hatte sich ihrer bemächtigt. Sie war verliebt, ja, sie liebte dieses Mail-Phantom mit der Fischnatur. Fischnatur?

Wochen und Monate vergingen. Kurz vor Katis 75. Geburtstag geschah ein unbeschreibliches Familienunglück, das jüngste Kind von Katis Sohn hatte sich im Elternhaus erhängt. Zu gleicher Zeit kam Katis Ehemann wiedermal ins Krankenhaus, es sah nicht gut aus. In Katis Wohnung sah es wild aus, man hatte den Maler bestellt.
Die Geburtstagsfeier, anlässlich Katis 75. Geburtstag, wurde wegen dem Todesfall abgesagt. Es gab kein Telefon, kein Internet, die Maler hatten irrtümlich ein Kabel durchtrennt. Katis Ehemann, jetzt wieder zu Haus weilend, befand sich in einer miesen Stimmung, wurde für Kati zur unerträglichen Qual.
Sie war am Ende ihrer Kräfte angekommen.
Jede Belastbarkeit hat ihre Grenzen, sind diese erreicht, kann es zu Handlungen kommen, die gern als unvernünftig abgestempelt werden. Alles das, was einem den Boden unter den Füßen wegzureißen droht, alles das wird dann nicht selten mit dem ausgeglichen, was große Zufriedenheit verspricht. Man ist versucht sich mit etwas zu belohnen, das im Normalfall nur in Träumen Existenzberechtigung findet.
So ähnlich erging es Kati wenige Tage vor ihrem 75. Geburtstag. Sie begann zu träumen. Träume wiederum haben die Eigenschaft sich in einer Welt zu bewegen, die alles das verkörpert, was der Realität widerspricht, sich fernab sämtlicher Möglichkeiten befindet.
In Situationen des absoluten seelischen Tiefgangs steht der Teufel bereits in den Startlöchern, er wittert Schwäche, weiß, dass die Sünde in Kürze ihre Chance bekommt.
Luzifer dies erkennend, begann sogleich die wankelmütig gewordene Kati zu umgarnen, ihr Visionen vorspielend, die sie zu einem Schritt verleiteten sollten, einem Schritt, der sich postwendend mit einer selten dagewesenen Stärke zu behaupten versuchte.Plötzlich war er da, dieser unfassbare Gedanke, wirkte wie das Gift der Kobra, lähmte Katis Geist und Verstand.
Luzifer hauchte: „Fahre doch zu IHM!“

„Warum ausgerechnet zu IHM?“

„Weil Du es schon lange möchtest!“

Luzifers Gift begann zu wirken. Kati buchte, wenige Tage vor ihrem 75.Geburtstag, in der weit von ihrem Heimatort gelegenen Stadt, in welcher „Kussmund“ lebte, ein Hotelzimmer für eine Nacht. Sie wollte ihren 75. Geburtstag mit IHM erleben, nur mit IHM. Ließ auch zwei Theaterkarten für „Wer hat Angst vor Virginia Wolf“ reservieren.
Die Bahnverbindung fand sie im Internet. Abfahrt 8:05 Uhr, Umsteigen in X und Y, Ankunft in Z um 14:00 Uhr. Es bestand noch die Möglichkeit vom Sparpreis zu profitieren.
Sich wie ein Held vorkommend, teilte sie ihre Reiseabsicht, mit folgender Bemerkung, IHM mit: „Nun fehlt mir nur noch ein Begleiter!“
ER sichtlich überrascht, empfand aufrichtige Freude, dies bildete sich Kati jedenfalls ein.
ER: „Ja, ich freue mich sehr. Mehr darüber nachher, wenn ich von der Probe zurück bin. Schön, ich freue mich sehr!“

Nach der Probe:
„Liebste Kati, den Mittwoch habe ich mir freigemacht, große Freude durchströmt mich. Es wird ein Tag ohne Sorge werden, das ist Dein und mein Wunsch, ich spüre es. Vielen Dank für das reservieren der Theaterkarten, ich bin schon ganz aus dem Häuschen.

Geschehen an einem Freitag, fünf Tage vor Katis 75. Geburtstag.

Die eheliche Wetterlage verbesserte sich zusehends. Spürte Katis Ehemann, dass etwas nicht Alltägliches, etwas total Außergewöhnliches, Unnormales, noch nie Dagewesenes passieren soll?

Am nächsten Tag machte sich in Katis Unterbewusstsein Reue bemerkbar, ihr Gewissen rebellierte. Was um Himmels Willen hat sie da wieder ausgeheckt. Die Folge ihres Vorhabens: Appetitlosigkeit.
Ihr Mann war freundlich, sie jedoch schaltete auf stur, zeigte überdeutlich, dass es ihr schlecht gehe, sie sich wegen seines unmöglichen Benehmens und anderer Vorkommnisse elend fühle, nicht mehr kann, nicht mehr will.
Am Sonntag keine Änderung der Situation, auch nicht am Montag. Es gab schlaflose Nächte, Appetit stellte sich auch nicht ein.
Dazwischen ein Mail von Kussmund: „Leicht und frei kannst Du auf deine Reise gehen, Kati, wirst Dich in meiner Heimatstadt gut fühlen.

Montag!
Kussmund: „Noch zweimal schlafen, auf Deine Ankunft freue ich mich schon sehr“.
Am Dienstag sagte Kati zu ihrem Mann: „Ich fahre morgen zu meiner Freundin Gisela nach Z (sie wohnt in der gleichen Stadt wie Kussmund), muss raus, befürchte meinen Verstand zu verlieren, Gisela erwartet mich.

Endlich war das, was Kati so sehr belastete, gesprochen. Ihr Mann nahm es still auf, sprach ab diesem Moment aber nicht mehr mit ihr, verweigerte auch das Essen, was er oft und gerne tat.

Mittwoch, Katis 75. Geburtstag. Der beleidigte Ehemann schüttelte nur oberflächlich Katis Hand, ihr gleichzeitig alles Gute wünschend, wollte sie sogar zum Bahnhof fahren. Das wiederum wollte Kati nicht.
Sie verließ gegen 7:00 Uhr die Wohnung und schritt gemächlich, begleitet von einem schönen, sonnigen Maimorgen, zum Bahnhof. Die Stadt war längst erwacht, Menschen eilten an ihr vorüber. Alle hatten es eilig, nur Kati nicht. Sie träumte vor sich hin, hatte keinerlei Vorstellung von dem, was sie tat, beziehungsweise was und wer sie in Z erwartet. Vielleicht ein Gangster? Luzifer hatte sich ihrer bemächtigt, er lenkte ihr handeln, es gab kein zurück.

Kussmund am Mittwoch um 2:13 Uhr: „Eine gute Fahrt durch das wunderschöne Land, mitten im Frühling, wünsche ich Dir. Um 14:00 Uhr werde ich am Bahnsteig sein und Dich in die Arme schließen, auf einen unbeschwerten Tag mit Dir freue ich mich sehr. Bis nachher…“

Die Bahnfahrt verlief ohne Pannen. Ihr Handy klingelte, ER rief an, war unruhig, wollte wissen ob alles reibungslos verläuft. Mit diesem Anruf vernahm Kati zum ersten Mal seine Stimme. Was soll sie ihm sagen, kam sich wie eine geistig Umnachtete vor, gleichzeitig feststellend, dass es wesentlich einfacher ist sich schriftlich mitzuteilen. Dummes Zeug kam über ihre Lippen, verlegen wie ein Schulmädchen ihre Worte.
Im ICE saß sie mit drei Fahrgästen am Tisch. Neben ihr eine junge Frau aus Innsbruck, ihr gegenüber ein betagtes Paar aus München. Rechts von ihr quälte sich eine schwangere Mutter mit ihren zwei Buben herum. Die vierte Person war ein grauhaariger Herr mit Lagerfeldfrisur. Menschen beobachten ist eine von Katis Leidenschaften.

14:00 Uhr, der Zug rollte pünktlich in Z ein, und schon stand sie auf dem Bahnsteig, gleichzeitig nach Kussmund Ausschau haltend. Dann sah sie ihn, den ganz in schwarz gekleideten, groß gewachsenen Mann. Er erkannte Kati, eilte auf sie zu, umarmte die verlegene Frau, sie gleichzeitig freundschaftlich küssend.

ER sagte: „Bleib ruhig, Kati, entspann Dich, wir werden einen schönen Tag haben.“
In Katis Kopf summten Millionen Hummeln. Kussmund erzählte, er war locker, der Situation total gewachsen.
Das Hotel war bald erreicht. Das große Zimmer hatte eine gemütliche Sitzecke, war auch mit Minibar ausgestattet.
Kussmund, der etwas Eingepacktes in der Hand trug, zauberte eine Rose hervor und gratulierte Kati zum Geburtstag. Eine schöne Geste seinerseits. Ihr Alter spielte für ihn „angeblich“ keine Rolle, die 75 war ihm unbekannt. Und noch ein Küsschen.

Kati zu Kussmund: „Du bist heute mein Gast. Wollen wir essen gehen?“
Darauf ER: „Ja, gegen Abend, vor dem Theaterbesuch.“

Kati hatte sich auf einen Bummel eingestellt, sie wollte seine Stadt kennen lernen, doch Kussmund ließ sich häuslich nieder. Kurz darauf legte er sich aufs Bett.
Kati fragte irritiert: „Bist Du müde?“ Er murmelte etwas Unverständliches. Was tun? Sie überlegte nicht lange, legte sich auf das zweite Bett.
Seltsam! Während sie voller Erwartung die Reise antrat, fiel IHM nichts Besseres ein als sich hinzulegen.
„Von mir aus“ – dachte Kati, war zwar nicht müde, spielte sein seltsames Spielchen aber mit.
Seine Hand erfasste Katis Hand, wollte er auf diese Weise ihre Hemmungen, welche diese seltsame Begegnung mit sich brachte, nehmen? Kati dachte: „Na schön, schlafen wir also eine Runde.“
Etwas später, nur wenige Minuten waren vergangen, stand Kussmund auf und entkleidete sich, es war ihm sicher unbequem mit Hose, Shirt und Slip zu schlafen. Kati beobachtete ihn, genoss den Anblick seines makellosen, leicht behaarten Körpers, seine Männlichkeit. Ein großer, gut gebauter Mann ohne Bauch in einem beneidenswerten Alter.

Jetzt nackt neben Kati liegend begann er sie zu streicheln. Seine Augen waren geschlossen, er zeigte weder Hektik, Gier noch Verlangen, strömte Ruhe und Vertrauen aus.
Es war ein sehr warmer Tag, Kati überlegte, sagte schließlich zu Kussmund: „Auch ich will mich ausziehen!“
„Oh, fein“ – lautete seine Antwort.
Jetzt ebenfalls nackt, fragte sie IHN: „Darf ich mich zu Dir legen?“

Kussmund und Kati fanden zueinander, etwas Unbegreifliches geschah, etwas, das so ganz anders ablief als sie es aus ihrer langjährigen Ehe kannte. Und es geschah an ihrem 75. Geburtstag. Sie wurde auf eine wunderbare Art beschenkt. Alle Last fiel von ihr, die Uroma erlebte einen Traum, den sie, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben, sichtlich genoss.
Sie waren kein Liebespaar, mochten sich aber, empfanden Sympathie für-einander, waren Mann und Frau, die sich gegenseitig Gutes taten, sich beschenkten, ließen deshalb geschehen was ihnen Spaß machte. Und alles geschah zärtlich mit gegenseitigem Einverständnis, ohne übertriebene Leiden-schaft.
War das Kati, die für Bettgeschichten stets nur Abneigung empfand?

Gegen Abend schlenderten beide durch die Stadt. Auf dem Marktplatz angekommen vernahmen sie das Spiel von Bläsern, die auf einem Turm standen.
Spielten sie ein Geburtstagsständchen für Kati? Man hätte es annehmen können.

Das Abendessen verlief in angeregter Stimmung. Kati war locker, sie konnte wieder albern. Und ER lächelte. Das gefiel ihr. Sie sagte: „Lach doch bitte noch einmal!“
Die Theateraufführung war Schauspielkunst der Extraklasse. ER lachte, SIE lachte, das Publikum lachte. Die Musik mal pfiffig, mal Beethoven. Es war Genuss pur.

Wieder im Hotelzimmer stießen ER und SIE, mit Sekt aus der Minibar, auf ihren Geburtstag an.
Kussmund erzählte, erzählte, erzählte und Kati hörte zu. Folgender Gedanke quälte sie: „Wann will er denn endlich heimgehen?“ Bald darauf bekam sie auch die Antwort, da Kussmund sich entkleidete. Es gab eine Fortsetzung des Geschehens vom Nachmittag, und es war schön.
Die Nacht war kurz. Katis Zug fuhr um 8:00 Uhr, man musste sehr zeitig aus den Federn. Sie liefen gemächlich in Richtung Bahnhof, warme Sonnenstrahlen bestärkten ihre gute Laune. Aus einer Bäckerei duftete es nach frischen Backwaren. Sie kauften belegte Brötchen und Kaffee, setzten sich vor der Bäckerei auf einen Stein und ließen sich das Frühstück munden.

Studentenatmosphäre!

Es war herrlich, einfach herrlich. Menschenmassen zogen an ihnen vorüber, die einen eilten zum, andere kamen vom Bahnhof.
Am Bahnsteig erfuhr Kati noch dies und das von Kussmund. Der Zug fuhr ein. Ein Abschiedskuss.

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Es war Donnerstag. Katis Ankunft im Heimathafen war gegen 13:50 Uhr. Ihr Ehemann hatte Dialyse. Sie kochte ein gutes Mal, empfing ihn am Abend mit einem Lächeln, das mit sturer Mine beantwortet wurde. Das Essen wurde nicht verweigert.
Zwischen den Eheleuten gab es, wegen Katis Flucht, keine Nachwehen, der Alltag normalisierte sich schneller als erwartet. Damit hatte Kati nicht gerechnet.

**********
Auch für Kussmund war der 75. Geburtstag von Kati ein außergewöhnliches Erlebnis, dies bekundete er immer wieder, auch später per Mail.

Kati hatte einen wohlerzogenen Mann kennen gelernt, einen Musiker (Akademiker, der den Lehrerberuf an den Nagel gehängt hatte), der niemals die Etikette verletzte. Sie glaubte ihm, freute sich über seine „Freude“, die er stets dankend zum Ausdruck brachte.

Ausschnitte einer Mail von Kussmund:
„Andauernd denke ich an unsere wunderbare Begegnung, Kati, Du zu Gast in meiner Heimatstadt, und ich war Gast an Deinem besonderen Tag. Es war wunderschön, von der Begegnung auf dem Bahnhof bis zum gemeinsamen Frühstück an einem sonnigen Morgen. Und ich war gerne mit Dir im Bett (könnte am liebsten sofort rufen: „Da capo“).
Unseren gemeinsamen Theaterbesuch werde ich nie vergessen, und ich bin sehr glücklich, dass Dir die besondere Stimmung im Saal so imponiert hat.“

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Wir schreiben das Jahr 2014.

Die Freundschaft zwischen Kussmund und Kati, begonnen Ende 2010, besteht auch heute noch.
Ist, beziehungsweise war Kati eine schlechte Ehefrau? Manchmal geschehen Dinge zwischen Himmel und Erde, denen man machtlos gegenüber steht.
Kati war eine treusorgende Ehefrau, blieb dies auch bis zum letzten Atemzug ihres Mannes Toni. Er hatte sie wegen eines anderen Mannes nicht verloren, gewann aber, weil ihr Leben jetzt von schönen Dingen begleitet wurde, sie deshalb stets bei guter Laune war.
Vielleicht ist, unter vielen anderen Gegebenheiten und Aspekten, eben diese Geschichte das Geheimnis einer ziemlich intakten, 53 Jahre andauernden Ehe.
Kati ist seit 2012 Witwe.

Und wenn sie nicht gestorben sind,
dann leben sie noch heute.

Mit diesen Worten enden alle Märchen, Geschichten, wahre oder unwahre, Erzählungen, auch die Geschichte von Uroma Kati.

Oma

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