Schloss Wildenstein, Basel Landschaft - am 12.04.2012
12.57h fahre ich im Bus 70 den Bahnhof Liestal an. Zwei bekannte Gesichter Peter und Erwin warten auf mich und sind erlöst, dass sie abgeholt werden. Mit gleichem Bus fahren wir zusammen an die Steingasse in Bubendorf. Im Wartehäuschen stehen sie alle dicht gedrängt und warten auf den Wanderleiter.
Kurze Bestellungsaufnahme für das „Zvieri“ und unsere Wanderung geht los. Leider hat Petrus die Beregnungsanlage eingestellt und man muss die Regenschirme auspacken und öffnen. Wäre es doch so schön bei Sonnenschein, die Kirschbäume sind in voller Pracht. Am Wegrand blüht der Bitterklee. In den Wiesen der Löwenzahn als Überbleibsel der Löwen vor vielleicht 1Million Jahren!
Nach dem starken Aufstieg am Ende des Waldes kann ich aus Distanz die uralten Eichen zeigen. Es sollen noch an die 50 sein die älter als 500 Jahre sind. Im frühen 15. Jahrhundert hatte es hier auf dem Bergrücken einen richtigen Eichenwald. Da damals Eichenholz für den Schiffsbau und in den Bergwerken in Deutschland gesucht waren, wurden sehr viele gefällt und verkauft. Die Eichen mit ihren Eichensamen waren damals aber auch Futter für die hier von den Bauern gehaltenen frei weidenden Schweine. Dank des weitsichtigen damaligen Besitzers von Wildenstein blieben einige Bäume stehen. Heute werden jedes Jahr durch das Forstamt neue gepflanzt die aus Samen der hier stämmigen Bäume gezogen wurden.
Pünktlich kamen wir zum Schloss wo uns Herr Ritzmann vom Amt für Liegenschaftsverkehr als Führer erwartete. Im Vorhof entledigten wir uns der Regenkleider und für die zwei uns begleitenden Hunde wurde ein trockenes Plätzchen gesucht.
Da es doch anfangs Nachmittag war mussten wir keine Vorsichtsmassnahmen treffen wegen den Burggespenstern. Nachts kommen regelmässig die alten Burgherren die nicht gut gelebt haben, sie poltern und rasseln mit Kett, so dass niemand im Schloss schlafen kann.
Der Anfang des Schlosses, so unser Führer, wurde um 1293 der Wohnturm von den Herren von Eptingen die im Dienste der Habsburger standen, erstellt. Da war noch ein Urwald und ein markanter Felskopf auf dem der Turm erstellt wurde. Der Wald muss sehr dicht gewesen sein. In einer Akte findet man den Satz, “Im Heereholz ischs unghürig, me cha si dört verire.“
Mit Bewilligung des Bischofs von Basel wurde eine Brandrodung gemacht. Bereits im 14. Jahrhundert wurde der Turm verlassen und nach einigen Jahren der wohlhabenden Familie von Planta aus Basel über einen Vermittler verkauft. Als aber die neuen Besitzer an Ort und Stelle kamen waren sie nicht allzu sehr begeistert. Es wurde eine zusätzliche Baute erstellt die aber bereits im 15.Jahrhundert abgebrochen oder in das heute noch stehende von Plantahaus integriert wurde.
In der Folge wurde die ganze Anlage, zu der in den Jahren auch ein recht ansehnlicher Bauernbetrieb aufgebaut wurde, mehrfach verkauft. Meist an Bändelherren aus der Stadt Basel. So waren die Seevogel von denen noch Wappen im Haus zeugen längere Besitzer. Die letzten Besitzer bis 1985 waren die Familien Vischer aus Basel, die hier während neun Generationen ihren Sommersitz hatten. Im Winter wohnten sie in der grossen Villa bei der mittleren Brücke in Basel, dem blauen Haus. Heute Sitz der Finanzverwaltung Basel-Stadt.
Einer der ersten in Wildenstein wohnenden Vischer pflanzte oberhalb des Schlosses einen Rebberg und beschäftigte einen Rebmeister, für den ein Rebhaus mit Türmli gebaut wurde. Auch im ehemaligen Burggraben wurde ein französischer Garten angebaut. Dieser wurde in den letzten Jahren neu erstellt. Doch früher war dieses Gärtlein das von einer Mauer umgeben war eine Freistätte. Wer einen Totschlag begangen und diesen Ort erreicht hatte, ehe er dem Richter verzeigt war, „über den durfte sechs Wochen und drei Tage kein Urteil gesprochen werden!"
Eine weitere Generation entfernte den Rebberg und da die damalige Ehefrau eine Engländerin war wurde ein englischer Garten erstellt und ein Gärtner engagiert. Das Rebhaus wurde zum Gärtnerhaus.
Herr Ritzmann der selber nach dem Kauf durch den Kanton Basel-Landschaft auf dem Amt tätig war und am Umbau mitorganisierte, führte uns durch alle Räume des alten Wohnturms und des Plantahauses. Seine Erklärungen waren sehr fundiert und interessant. Heute können verschiedene Räume besonders des neueren Schlosses gemietet werden.
Leider ist gegenwärtig ein Schatten auf dem Schloss. Der Kanton möchte es um zu sparen veräussern. Noch wird es darüber eine Volksabstimmung geben.
Anschliessend an die Führung wurden wir in der etwas primitiven Schlossbeiz sehr nett bewirtet. Alle waren happy und um fünf Uhr ging es wieder “nidsi“.
Leider wurde im Wald kein „Bärlauch“ mehr gefunden. Die Bären hatten allen gefressen!
Die Fotos sind von Anke - oleander, Bernard - Halley, Erwin - Zahnrad, Käthe - shanai
31 Bewertungen
14 Kommentar(e):
ReRe schrieb am 20.04.2012:
Schöne Fotos auch von Anke - oleander, Bernard - Halley, Erwin - Zahnrad. Danke
ReRe schrieb am 20.04.2012:
Lieber Oskar, die eigentliche Seele der Burg warst Du. Unvergesslich ! Dank auch Käthe für die Fotos.
sanhei55 schrieb am 19.04.2012:
Lieber Oscar, das ist ein sehr schöner Bericht geworden! Gut strukturierte Info's und schöne Bilder, so mag ich das..., liebe Grüße Susanne
libellules schrieb am 17.04.2012:
Schade, dass ich nicht dabei sein konnte. Herzlichen Dank an Hortus für den sehr informativen Bericht und den Fotografen für die tollen Bilder. Habe inzwischen sehr viel über die wechselhafte Geschichte des Schlosses gelesen, sehr beeindruckend. Hoffe nur das der Kanton das Schloss nicht verkauft.
Anmargi schrieb am 17.04.2012:
Ein sehr informativer und super verfasster Bericht - die Bilder sind genauso gut! Hat Spaß gemacht zu lesen. Am besten hat mir aber die "schönste Toilette" gefallen :-) Herzliche Grüße Margit
wuki schrieb am 16.04.2012:
Lieber Oscar, Du hast Dich wieder einmal mit großem Einsatz, viel Herzblut und Deinen liebenswerten "Gschpäßle" für uns Feierabendler engagiert. Du hast uns nicht nur ein weiteres Juwel Deiner Heimat präsentiert sondern auch noch das "leidige" Berichtschreiben ganz ohne Murren selbst übernommen. Herzlichen Dank dafür! Für die informativen Bilder allen Fotografen ebenfalls herzlichen Dank sowie Käthe für die aufwändige Redaktionsarbeit. Karin (wuki)
Jeannie60 schrieb am 15.04.2012:
Es war wirklich ein fröhlicher und gelungener Tag trotz des Regens. Danke für die schönen Bilder und den umfangreichen und umfassenden Bericht. Ich freue mich auf Mehr! Liebe Grüße Véronique
Bleistift01 schrieb am 15.04.2012:
Ein ausführlicher und sehr guter Bericht, lieber Oskar. Er ließ uns die Wanderung und die Burg nochmals erleben. Dir und den Fotografen ganz herzlichen Dank und liebe Grüße auch von Tanzknopf01
Tinsky schrieb am 15.04.2012:
Ein spannender Bericht mit viel geschichtlichem Hintergrund, geheimnisvoll und wildromantisch. Danke, lieber Oscar, und Gratulation den Fotgrafen für die schönen Fotos, und danke an Käthe für die Zusammenfassung. LG Helga
Christkindle schrieb am 15.04.2012:
Nun möchte ich auch meinen Anteil an Eurem Ausflug nehmen, wenn auch nur schriftlich. Es ist für mich immerwieder schön, bekannte Gesichter (auch von Vierbeinern:-)) zu entdecken und dabei lerne ich auch noch was. Vielen Dank all' denen, die dazu beigetragen haben Liebe Grüße Christel
Hortus schrieb am 15.04.2012:
Danke für Euer Lob, Ihr alle habt dazu beigetragen. Dank der immer guten Atmosphäre ist es schön mit Euch etwas zu unternehme und dann kann mich Käthe wieder herumbiegen und mir gibt es auftrieb. Osci
oleander schrieb am 15.04.2012:
Danke lieber Oscar für die Organisation und den wunderbaren Bericht. Googlen konnte man wenig über die Burg, vor allem steht da nichts über die Familie Vischer. Dafür hast du uns das sehr informativ näher gebracht. Die vielen schönen Bilder von Käthe wundervoll zusammengestellt runden die Berichterstattung ab. Der Tag war trotz Regen sehr heiter. Danke allen Beteiligten.
shanai schrieb am 14.04.2012:
Keiner der dabei Gewesenen wird den Tag missen wollen! Danke Oscar, denn du hattest alles bestens organisiert und dazu auch noch den super Bericht verfasst. Alles war dabei, Bewegung, Unterhaltung, Lehrreiches und Sehenswertes --- und ein wenig Nasses! Lieben Gruß, Käthe
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