Die Kürbissuppe

Die kleine Frau mit dem grossen schwarzen Hut beeilt sich. Sie will auf dem Markt einkaufen. Gerade wie sie auf dem grossen Platz ankommt bricht die Sonne durch den Nebel. Und die ganze Vielfalt der herbstlichen Gemüse, Früchte und Blumen fangen an zu leuchten. Da liegen feurig orange Kürbisse neben schlanken grünen Gurken. Daneben glänzen Auberginen in ihrer blauvioletten Pracht wie gelackt.In einem Korb zeigen sich Radiesschenbüschel, sie sehen immer so aus wie wenn sie leise kichern würden.

An ihrem Marktstand angekommen kauft die kleine Frau Kartoffeln, Zwiebeln und ein grosses Stück vom leuchtenden Kürbis. Sie packt alles in ihren Korb ein und geht zum Blumenstand. Dort stehen Herbstastern in grossen Kübeln und strahlen in den Morgen. Daneben sind Cyklamen in lieblichen Körbchen drapiert. Nur die Rosen stehen etwas abseits. Sie sehen sich als etwas Besonderes mir ihren langen Stielen und den samtenen Blättern. Etwas blasiert sehen sie von oben herab auf alle anderen Blüher. Die kleine Frau kauft sich einen grossen Strauss Herbstastern in allen Farben. Sie will damit den Tisch schmücken, denn ihre Freundin kommt zum Abendessen. Sie macht Kürbissuppe und danach ihren berühmten Apfelkuchen.

Zu Hause angekommen stellt sie die Blumen in die Vase, und räumt ihren Korb aus. Kartoffeln und Zwiebeln aber wo war der Kürbis? Sie sieht nochmals in ihren Korb, nichts, einfach nur Korb ohne Kürbis. Ach herjeh, denkt sie sich. Was mache ich jetzt bloss, denn ohne Kürbis keine Kürbissuppe. Und ihre Freundin hat sich doch so darauf gefreut.
Na ja, irgend etwas wird mir schon einfallen. Sie deckt den Tisch und stellt auch die Vase mit den Astern dazu. Dann beginnt sie mit dem Apfelkuchen. Der sollte nur noch lauwarm sein nach der Suppe.

Da läutet es schon und ihre Freundin steht vor der Türe. Gerade will die kleine Frau ihrer Freundin beichten was ihr dummes passiert ist. Da läutet es noch einmal. Wer das wohl ist, ich erwarte niemand sagt sich die kleine Frau. Und was für eine Überraschung! Die Marktfrau vom Morgen steht vor der Türe und hält ihr einen Behälter entgegen. Mit breitem Lächeln sagt sie, das ist ihre Suppe. Sie haben den Kürbis vergessen. Und weil ich auch gerade Kürbissuppe machen wollte habe ich einfach ein wenig mehr gemacht. Den Behälter können sie mir einfach beim nächsten Einkauf zurück bringen. Die kleine Frau bedankt sich herzlich und staunt immer noch. Na sowas, habe ich jetzt geträumt?

Und lachend sitzen die beiden Frauen am Tisch und löffeln die heisse und würzige Suppe. Und aus der Küche duftet der Apfelkuchen nach Zimt, gerösteten Mandeln und ein ganz klein wenig nach früher.