01. Basler Träff 2017 Münsterbauhütte

"Stein für Stein am Oberrhein"

Unter diesem Motto arbeiten die Bauhütten der großen Münster am Oberrhein, Straßburg, Freiburg und Basel zusammen und tauschen zum Zeichen ihrer Verbundenheit Steinmetzarbeiten untereinander aus.

Straßburger Steinmetze haben ein halbes Maßwerk für den filigranen Freiburger Turmhelm in ihrer Werkstatt gearbeitet.
Freiburger Steinmetze haben eine Kreuzblume für die Südseite der Kathedrale in Straßburg erstellt.
Ramon Keller, der Hüttenmeister der Basler Münsterbauhütte, hat im Juli 2015 einen Eckstein für den Freiburger Münsterturm gehauen.

Gibt es ein schöneres Symbol für die Verbundenheit im Dreieckland und damit auch für die Feierabendgruppe „Basel und das Dreieckland“, in der sich Freundinnen und Freunde aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich treffen?

Und dieser Ramon Keller, Hüttenmeister der Basler Münsterbauhütte, empfing uns am 17.1.2017 im (auf dem) Reißboden der Basler Münsterbauhütte zu einer lehrreichen Stunde. Er hatte viel Interessantes zu erzählen. Überraschend für mich war es zu hören, dass die mittelalterliche Münsterbauhütte in den 1520er Jahren, als sich in Basel die Reformation durchsetzte, geschlossen wurde. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurden Instandhaltungs-, Umbaumaßnahmen oder Renovierungsarbeiten von Arbeitern des örtlichen Baugewerbes ausgeführt.

1986 wurde eine neue Basler Münsterbauhütte gegründet. Neben dem Münsterbaumeister, dem Architekten Andreas Hindemann und dem Hüttenmeister Ramon Keller gehören dazu 2 Steinbildhauer, 2 Steinmetze, 1 Steinhauer, 1 Diplom-Restauratorin, 1 Steinmetzlehrling. Sie befindet sich unweit des St. Alban-Tores (Dalbedoor) in einer der malerischsten Ecken Basels.

Anschaulich erzählend und jede Zwischenfrage beantwortend führte Ramon Keller uns durch sein Reich. Wir erfuhren, dass auf dem Reißboden die Konstruktionszeichnungen, die Risse, im Maßstab 1:1 erstellt werden.

Eine ganze Batterie Buntsandsteinklötze hatte er bereitgestellt. So konnten wir sehen und fühlen, wieviel verschiedene Steinbrüche Material für das Basler Münster geliefert haben. Für das aufgehende Mauerwerk wurde Sandstein aus Degerfelden (bei Rheinfelden), für figürliche und ornamentale Bauteile Wiesentäler Sandstein verwendet. Sandstein aus dem nördlichen Schwarzwald, den Vogesen und dem Maintal (bei Würzburg) wurde bearbeitet. Seit Neubestehen der Münsterbauhütte wird mit Sandstein aus Lahr und weiterhin mit Sandstein aus dem Maintal gearbeitet.

Natürlich war es für uns auch interessant die Handhabung der Werkzeuge zu sehen. Die Werkzeuge, die Steinmetze und Steinbildhauer benutzen, haben sich seit der Entstehungszeit der großen romanischen und gotischen Münster kaum verändert. Zwar wird zur Unterstützung bei der Arbeit der Drucklufthammer eingesetzt und der Steinstaub mit einer Absauganlage aus der Werkstatt entfernt, aber sonst wird gearbeitet wie eh und je.

Zum Beispiel mit dem Knüpfel, dem halbkugelförmigen Hammer aus Holz oder kunststoffummanteltem, verleimten Holz

Dem Krönel

Dem Beizeisen

Oder dem Scharriereisen

Die Arbeitsweise eines Punktiergerätes, mit dessen Hilfe detailgetreu die Kopie einer Bildhauerarbeit angefertigt werden kann, wurde uns auch vorgeführt.

Zum Zeitpunkt unseres Besuches in der Münsterbauhütte waren die Mitarbeiter nicht in der Werkstatt, sondern mit Arbeiten direkt am Münster beschäftigt. Aber einem Spezialisten konnten wir hier in der Werkstatt über die Schulter schauen und auch er gab uns bereitwillig Auskunft. Dieser, kein fester, sondern freier Mitarbeiter der Bauhütte fertigt Gipsabdrücke, nach denen originalgetreu gearbeitet werden kann und die im Archiv aufbewahrt werden. Zur Zeit arbeitet er an Gipsabdrücken von Teilen des kostbaren gotischen Chorgestühls aus dem 14. Jahrhundert.

Eine große Überraschung hatte Roman Keller im Raum Reißboden noch für uns. Eine Kopie des Kopfes der Kaiserin Kunigunde vom Hauptportal des Basler Münsters und eines Details von der Galluspforte. Stark farbig gefasst, rot, gold, weiß ... Bei Forschungsarbeiten hat sich herausgestellt, dass Wände und Skulpturen einst stark farbig gewesen sind. Für uns, die wir an die „Steinsichtigkeit“ der Architektur gewöhnt sind, sehr schwer vorstellbar.

Wie es sich für Feierabend-Treffen gehört, gab es vor der Führung in der Münsterbauhütte ein Zusammensein zum Essen, Trinken und Plauschen im Kaffi Sandwich am Wettsteinplatz. Nachdem sich peu à peu die ganze Gruppe versammelt hatte, zog sie fröhlich und vergnügt bei strahlendem Sonnenschein über die Wettsteinbrücke und durch die St. Alban-Vorstadt. Auch wenn eisiger Wind durchs Rheintal pfiff und uns Mantelkragen und Kapuzen hochschlagen ließ. „Bei Feierabend haben wir fast immer Glück mit dem Wetter“, meinte Organisatorin Angela bei unserem Spaziergang. Dank Dir Angela, einen wunderschönen, interessanten Tag hast Du uns beschert.

Nach der Führung versammelte sich die Gruppe noch zu einem Gemeinschaftsbild, dann blies der eisige Wind die Mitglieder wieder auseinander. Einige auf den Münsterberg, andere zur Tram am St. Alban - Tor, wieder andere hinunter an den Rhein...
Schön war’s, wir freuen uns auf ein Wiedersehen.