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01. Basler Träff 2016 / Das legendäre Rheingold



Zwischen Mystik, Macht & Wissenschaft

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Rheingold Flitterchen



Am Golde hängt,
zum Golde drängt doch alles.

Ach wir Armen!

Mit diesem Zitat aus Goethes Faust begann Werner Störk seinen Vortrag und schlug uns, seine Zuhörer, sogleich in seinen Bann. Mucksmäuschenstill folgten wir seinen, mit Bildern unterlegten, Ausführungen. Und erzählen, anschaulich erzählen, erklären, Zusammenhänge deutlich machen, das kann er: Werner Störk, der bekennend stolz darauf ist, Hauptschullehrer gewesen zu sein.

Wir erinnern uns gern daran, dass wir im Herbst 2014 ebenso an seinen Lippen gehangen haben, als er uns die Schanzen, die barocken Verteidigungsanlagen des Türkenlouis, im Schwarzwald vorgestellt hat.

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Heute also referiert er über „Rheingold“. Und woran denken wir zuerst wenn wir dieses Wort hören? An die Oper von Richard Wagner? An die Nibelungensage, in der Hagen von Tronje den Schatz der Nibelungen im Rhein versenkt? Oder an den Eisenbahnzug gleichen Namens, der unter Modelleisenbahnliebhabern noch immer seine Anhänger hat?

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Am wenigsten wahrscheinlich daran, dass der Rhein, die Lebensader unserer Regio, Gold führt. So viel, dass seit frühgeschichtlicher Zeit im Rhein Gold gewaschen wurde. Und noch immer kann man Hobbygeologen antreffen, die beispielsweise im Bereich von Istein mit der althergebrachten Technik und der Waschpfanne Goldflitterchen von feinem schwarzen, eisenhaltigen Sand trennen und sich dabei zu Nutze machen, dass Gold ein wesentlich höheres Gewicht besitzt, als das übrige Gestein.

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Werner Störk ging in seinen Ausführungen auch immer wieder auf seine Arbeitsgemeinschaft Minifossis (Mineralien und Fossilien) ein, die aus der Projektarbeit mit Schülern entstanden ist, die er 30 Jahre geleitet hat und die bemerkenswerte wissenschaftliche Ergebnisse vorzeigen kann. So konnte die Arbeitsgemeinschaft im Laufe der Jahre über 30 Erstnachweise für Gold führen. Sie hat den Rhein mit seinen Zuflüssen systematisch untersucht und besitzt die größte Rheingoldsammlung der Welt.
Sogar an der Auflösung des Rätsels um die Himmelscheibe von Nebra konnte sich die AG Minifossi mit ihren Goldproben beteiligen und belegen, dass deren Goldanteil nicht aus Rheingold besteht.

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Wir haben an diesem Nachmittag so viel Interessantes erfahren, dass ich nur stichwortartig auf das eine oder andere eingehen kann. Dieser Bericht kann den Besuch der Veranstaltung nicht ersetzen.

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Über 2000 Jahre alte Grabbeigaben im Oberrheingraben beweisen, dass bereits die Kelten Gold aus dem Rhein gewonnen und mit höchster handwerklicher Schmiedekunst verarbeitet haben. Die Goldwäscherei war während des ganzen Mittelalters ein wichtiger Erwerbszweig. Hauptberufliche Goldwäscher arbeiteten noch bis 1874. Nachgewiesen ist, dass am badischen Oberrhein zwischen 1748 bis 1874 insgesamt 366 Kilogramm Gold gewonnen wurde.

1811-1812 entstand das Toilettenservice der Prinzessin Stéphanie von Baden aus massivem Rheingold, das heute im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe zu bestaunen ist.

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Auf dem Dukaten der ab 1765 in Durlach geschlagen wurde, wird die Herkunft des Goldes explizit hervorgehoben. Er trägt die Aufschrift „Ex sabulis Rheni“.

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Wer hat schon einmal davon gehört, dass gar nicht das Gold die Haupteinnahmequelle der Goldwäscher war, sondern der feinkörnige Sand, der als Schreib- oder Streusand verkauft wurde? Mit der Erfindung des Löschpapiers, das den Streusand überflüssig machte, wurden die Goldwäscher ihrer wichtigsten Einnahmequelle beraubt.

Ebenso neu für mich, die Berichterstatterin, war, dass in den 1930er Jahren ein Altrheinarm im Landkreis Rastatt ausgebaggert wurde. Das Reichswirtschaftsministerium wollte das Goldvolumen am Oberrhein untersuchen. Der seinerzeit größte Schwimmbagger mit dem passenden Namen „Rheingold“ wurde in Mannheim gebaut. Er förderte die damals außergewöhnliche Menge von 120 Kubikmeter Kies in der Stunde. Aber die Ausbeute war gering, 400 Gramm Flussgold waren zu wenig, um Gewinne zu erzielen.

Und der 30 Gramm schwere Nibelungenring, den sich Hermann Göring aus diesem Rheingold anfertigen ließ, ist verschwunden.
Der ehemalige Altrheinarm, der zum Baggersee wurde, heißt noch immer Goldkanal und ist ein beliebtes Freizeitgelände.

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...der Rhein bei Istein
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Sehr ausführlich ging Werner Störk auf die Goldgewinnungsmethoden ein, erläuterte die Werkzeuge, führte uns sogar eine Goldpfanne vor, sprach über das Goldscheiden und das hochgiftige Amalgieren.

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...romantische Darstellung
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...die Wirklichkeit bis heute

Wer hat schon einmal darüber nachgedacht, warum das berühmte Goldene Vlies der Argonautensage diesen Namen trägt? Weil solche Schaffelle in den Bach- und Flussläufen des Kaukasus tatsächlich dazu benutzt wurden, Goldteilchen aus dem Wasser zu filtern.

Aber auch die höchstproblematische industrielle Goldgewinnung der Neuzeit und die Auswirkungen auf die Umwelt gehörten zu den Themen des Vortrags. Zur Sprache kamen auch die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die zu einer großen Auswanderungswelle führten. Der Goldrausch! Die Goldfunde Kaliforniens, des Klondike River, Australiens, Neuseelands ....riefen.

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Badische Revolution
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...Johann August Sut(t)er

Einige wenige Streiflichter zu dem informativen Rheingoldnachmittag. Vielleicht schreibt Werner Störk im Ruhestand ja mal ein Buch. Dann könnten wir alle weitergehend an seinem profunden Wissen teilhaben.

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...Werner Störk fesselt mit seinen Darstellungen

Neben dem Versuch ein klein wenig von dem wiederzugeben, was wir an diesem Nachmittag so alles gehört und erfahren haben, darf ich aber nicht vergessen zu erwähnen, dass sich am Samstag, den 16.Januar 2016, 26 FA-Freunde im Gasthaus Kranz in Schopfheim getroffen haben und dass dieses Gasthaus extra für uns seine Tore aufgesperrt hat. Wir wurden gut mit Essen und Trinken bewirtet und sehr aufmerksamer, freundlicher Service sorgte dafür, dass wir den ganzen Nachmittag nicht „auf dem Trockenen saßen“. Dem Gasthaus Kranz dafür einen ganz besonderen Dank.
Und an Käthe ein Dankeschön für die Organisation dieses lehrreichen Nachmittages.

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...das gastliche Haus

Liebe FA-Freunde, gestattet mir noch einen ganz persönlichen Abschlussgedanken. Ich bin in einer dialektfreien Gegend Deutschlands groß geworden und lebe „erst“ seit 49 Jahren in der Regio. Deshalb habe ich ganz besonders Freude daran zu erleben, was für nuancenreiche Ausdrucksmöglichkeiten es gibt, wenn jemand nahtlos zwischen dem sogenannten Hochdeutsch und dem Alemannischen hin- und herspringen kann, wie es Werner Störk während des gesamten Vortrags tat. Technische, geschichtliche, sachliche Informationen vermittelte er uns in hochdeutscher Sprache, alles Augenzwinkernde mit alemannischer Zunge. Welch ein Vergnügen!

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Autor: sternwald

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