08. Basler Träff 2014
- der Botanische Garten der Universität Basel -
ein lebendes Museum!

Geruhsam beginnt das Treffen, zunächst sind es nur 9 Freunde der Basler FA-Gruppe, die sich zum Plausch und Mittagsimbiss im Selbstbedienungsrestaurant des Kaufhauses Pfauen zusammenfinden. Nach und nach stößt der eine oder andere dazu und so ist die Gruppe schön größer geworden als sie sich in Richtung Münsterplatz auf den Weg macht. Mit lebhaftem „Hallo“ werden dort weitere Freunde begrüßt und alle freuen sich auf das angekündigte Orgelkonzert.


Aber, welche Überraschung, das Orgelkonzert hat bereits stattgefunden, der Zeitpunkt wurde geändert. Nur einen ganz kurzen Moment schauen wir uns etwas ratlos an. Was nun? Lassen wir uns von solch unvorhersehbarer Änderung die Stimmung verderben? Mitnichten!


Wann hat man schon einmal geschenkte Zeit? Wann setzt sich man in aller Ruhe auf die Stühle im Münster, um die romanische Architektur des Kirchenschiffes auf sich wirken zu lassen, ein ruhiges Gespräch mit den Freunden zu führen, die Details der Ausstattung, die Glasfenster, die Bildhauerarbeiten an den Kapitellen zu betrachten? Hanspeter macht uns später, als wir das Münster wieder verlassen, auf zwei besondere Figuren am Westportal aufmerksam. Die sinnliche Verführerin und den Verführer. Einen auf den ersten Blick elegant gekleideten jungen Mann. Aber sein Rücken gibt Einblick in sein wahres Wesen. Er ist besetzt von Kröten, Schlangen, Gewürm. Dieses mahnende Figurenpaar findet sich auch an den Münstern in Straßburg und Basel erzählt Hanspeter.


Wir versäumen es auch nicht, einen Rundgang um das Chorhaupt des Münsters zu machen und den Blick von der Terrasse auf den Rhein, die Rheinfähre und Kleinbasel zu genießen.

ein bebildertes Buch über unsere Heimat "Lueg emol"
Unversehens ist die „geschenkte Zeit“ verflogen und wir schlendern in aller Ruhe durch einen der schönsten Stadtteile Basels hinauf zum Spalentor. Dabei verlieren wir uns am Spalenberg immer wieder bei der Betrachtung der schmucken, alten Häuser, der originellen, kleinen Läden.






Am Eingang zum Botanischen Garten der Universität Basel stoßen die letzten Nachzügler zu uns und so sind wir nun 18 Personen, die von Inayat Olmedo, dem aus Ecuador stammenden Orchideengärtner, in Empfang genommen werden.

Barbara - Sternwald, die Kommentatorin
und Markus hat öfter witzige Einlagen!
Mit einigen wenigen einführenden Worten beginnt er seinen Rundgang mit uns. Der Botanische Garten der Universität Basel, 1589 gegründet, ist einer der ältesten Botanischen Gärten der Welt. Innerhalb Basels wurde er im Laufe der Jahrhunderte mehrfach verlegt und befindet sich seit 1898 am Spalentor.

Schwülwarme Luft schlägt uns im Tropenhaus entgegen, in das er uns zunächst führt. Nur auf einen Teil der tropischen Pflanzen aus allen Erdteilen, die in diesem nachgestellten Regenwald versammelt sind, kann er uns als Besonderheit aufmerksam machen.
*Den größten Kakaobaum Europas, dessen Samen von allen botanischen Gärten begehrt ist.
*Den Pfeffer- und den Papayastrauch.
*Die blühenden Bananenstauden.
*Die Lianen der Gewürzvanille, einer Pflanze aus der Familie der Orchideen.
*Den Cocastrauch, Erythroxylum coca, dessen Blätter bei den indigenen Völkern von jeher für kultische Zwecke und als schmerzstillendes Medikament genutzt werden.
Aus dem dunkelgrünen Blätterwald der Regenwaldvegetation leuchten die gelben Blütenstände des Ingwer heraus, am Boden wuseln Strausswachteln herum, in der Luft schwirrt der Blau-Feenvogel. Nur die Basilisken und die Baumfrösche bekommen wir nicht zu Gesicht. Sie verstecken sich im Blätterdickicht.









Aber dies ist nur eines der Gewächshäuser, die wir im Laufe der Führung zu sehen bekommen und in jedem gibt es interessante Geschichten zu hören.




Das Sukkulentenhaus, in dem Pflanzen gehegt und gepflegt werden die besonders viel Wasser speichern. Es ist in zwei Teile gegliedert, im vorderen Teil Pflanzen der Neuen Welt: Amerika. Im hinteren Teil Pflanzen der Alten Welt: Europa, Afrika, Asien und im hintersten Teil Pflanzen der Kanarischen Inseln. Besonders ausführlich stellt Herr Olmedo uns hier die aus Afrika stammende Bowiea volubilis vor. Eine Rankpflanze, die lange Trockenperioden überstehen kann, weil sie als Speicherorgan dicke Zwiebeln entwickelt.
Wer weiß schon, dass der Panamahut gar nicht aus Panama, sondern aus Ecuador stammt? Unser Führer zeigt uns hier eine Fächerpalme, die Toquilla-Palme, aus deren trockenen Fasern der Panamahut geflochten wird.





Als Schmuckstück im Botanischen Garten entpuppt sich das Victoria-Haus. Dieses kuppelförmige Gewächshaus wurde in der typischen Stahl-Glas-Architektur des 19.Jahrhunderts 1898 extra für die Riesenseerose Victoria erbaut. Hier erläutert uns unser Führer, dass die Samen der Victoria-Seerose monatelang in kaltem Wasser überdauern können. Sobald sie aber in 28° warmes Wasser kommen keimen sie und entwickeln sich innerhalb weniger Wochen.



Inzwischen sind schon so viele Informationen auf uns eingestürmt, dass wir für die Mangroven, die vielen, anderen tropischen Wasserpflanzen, die Farne dieses Gewächshauses kaum noch einen Blick übrig haben.




Aber die Schatzkiste an botanischen Kostbarkeiten ist noch nicht leer. Im nächsten Gewächshaus stehen wir vor der Aristolochia grandiflora. Eine merkwürdige Rankpflanze. Sie wächst in Mittel- und im nördlichen Südamerika und ihre Blüten gehören zu den größten Blüten der Welt. Die Blüten der Basler Pflanzen sind von Blütenlippe bis Fortsatz 1,40 m lang, können aber im feuchten Dickicht des Urwaldes noch länger werden. Wir sehen etliche dieser Blüten und nehmen auch den nach Aas riechenden Geruch wahr, den die Pflanze während der Blütezeit verströmt. Der aus einem Kelchblatt bestehende Blütenkelch ist zweimal gebogen. Die Bestäubung erfolgt durch Fliegen, die, durch den Aasgeruch angelockt, in den Kessel fallen. Wirklich eine raffinierte Spielart der Natur.




Nicht nur Fliegen anlockende, sondern richtig Fliegen verspeisende Pflanzen werden uns am Beispiel der Schlauchpflanzen vorgeführt. Sie leben in Mooren, Sümpfen, Feuchtwiesen auf sauren, sandigen, nährstoffarmen Böden und benötigen zusätzliche Nährstoffe. Unser Führer schlitzt einen solcher Schläuche auf und richtig, er ist bis obenhin voller Insekten. Ein kleiner Nachtfalter kann gerade noch entwischen und dem Verdauungsprozess entgehen. Wenn er sich erneut anlocken lässt, wird er zum Wiederholungstäter. (O-Ton Markus)



Wie sehr der Orchideengärtner mit Herzblut bei seinen Aufgaben ist, wird deutlich, als er uns das nächste Objekt zeigt. Die Knolle der Titanwurz, die er im Oktober blühend vorführen möchte. Mit leuchtenden Augen berichtet er, dass er die Lebensbedingungen dieser Pflanzen in Sumatra genau studiert hat, um Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Bodenbeschaffenheit exakt nachstellen zu können. Dass er einen Spezialtopf mit über 1000l Fassungsvermögen bestellt hat, um dieser Knolle die besten Entwicklungsbedingungen geben zu können. Seine Begeisterung steckt förmlich an.



Unsere Zeit für die gebuchte Führung ist eigentlich schon längst abgelaufen, aber noch immer folgen weitere Informationen. Der Botanische Garten der Universität Basel besitzt mit 75 Wildarten eine der größten und kostbarsten Sammlungen der Dracula-Orchidee. Sie stammt aus den Bergwäldern Ecuadors. Für sie wurde eigens ein Spezialgewächshaus gebaut, das bei Bedarf auf 15° bis 20° gekühlt werden kann, da die Pflanzen keine höheren Temperaturen vertragen. Zum Schutz dieser Pflanzen hat die Universität Basel in Ecuador 1 Quadratkilometer Urwald gekauft und möchte noch weiteres Gelände dazukaufen.




Ich müsste noch vieles erzählen, dass wir an einem ganzen Spalier entlang gegangen sind, an dem sich die ausladenden Ranken der „Königin der Nacht“ festhalten, dass in die sachlichen Informationen immer wieder witzige Bemerkungen einflossen und wir viel fröhlich miteinander gelacht haben. Und dass wir für die Außenanlagen, das Alpinum, die Farnschlucht, die Kübel mit den mediterranen Pflanzen, den Nutzgarten, die großen, alten Bäume, für die Beschäftigung mit dem systematisch angelegten Lehrgarten der Pflanzenfamilien weder Zeit noch Aufnahmefähigkeit mehr hatten.









Zum Abschluss bewundern wir in der Vitrine im Foyer noch die skurrilen Raupen von Großschmetterlingen. Die grünliche des Atlasspinners, der mit 25 – 30 cm Flügelspannbreite zu den größten bekannten Schmetterlingen gehört und die Raupe, die aussieht als sei sie mit schwarz-roten Hörnern gespickt: Hickory Horned Devil.


Stilgerecht beschließen wir diesen informativen Tag unter ungewöhnlich schönen, großen Hibiskusblüten in einem Café, ehe sich die Gruppe nach und nach auflöst und zerstreut.


P.S.
Ein Letztes möchte ich noch anfügen, eine Verbindung zwischen den Ereignissen unseres Tages in Basel: das frühgotische Westportal des Münsters ist umrahmt von naturgetreuen Pflanzendarstellungen in Sandstein, entstanden 1270/85. Um welche Pflanzen es sich handelt und wie genau sie gearbeitet sind, kann man im Botanischen Garten nachvollziehen. Fotos und Erläuterungstafeln an den Beeten öffnen uns dafür die Augen.

Bewertungen und Kommentare
28 Bewertungen
13 Kommentar(e):
maradaniel schrieb am 21.09.2014:
Zu all den schönen Berichten kann ich nur hinzufügen:dieser Nachmittag mit Euch Allen war auch fachlich so interessant und erfrischend, dass ein öfterer Besuch nur zu empfehlen ist.Herzlichen Dank Barbara, Käthe und den Fotografen Angela
Berghummel schrieb am 02.09.2014:
Was hattet Ihr für einen tollen Ausflug, imposante Bilder und ein so ausführlicher Bericht. Muss alles nach und nach lesen, weil wir durch den Umzug so lange kein Internet hatten. Danke an Barbara, an die Fotografen und an die fleissige Käthe, die alles so perfekt zusammen stellt.Grüße aus Berlin von Gabi ( mit auch einem weinenden Auge, weil Ihr alle so weit weg seid.)
beah schrieb am 27.08.2014:
Danke liebe Barbara für diesen sehr guten umfassenden Bericht, in dem Du das Wesentliche kenntnisreich hervorgebracht hast und das noch fast 24 Stunden vor Deinem Reiseantritt. Ich würde Dir gerne 10 Bewertungssternchen geben. Käthe hat -wie immer- alles "gut durchdacht" inszeniert.
oleander schrieb am 21.08.2014:
Eine wunderbare Kombination ist die Verbindung von Kunst und Naturwissenschaft. Liebe Barbara kaum einer hätte diesen Bericht besser schreiben können. Beides ist Dein Metier. Und den Gesichtern sieht man an, dass es ein sehr harmonischer Nachmittag war. Ich habe gern, wenn auch nur lesend, daran teilgenommen. Danke auch an Käthe, die noch schnell vor ihrem Urlaub den Bericht mit den wunderbaren Bildern einsetzte.
liwi58 schrieb am 21.08.2014:
Mein ganz grosses Kompliment liebe Barbara!!! Diesen Bericht hast du bemerkenswert niedergeschrieben und wir sind alle sehr stolz auf dich.Meine Hochachtung dafür muss ich dir unbedingt aussprechen.Vielen lieben Dank! Auch gilt mein Dank an Käthe,die diese wunderbaren Fotos dazu ausgewählt hat.Dies war ein grandios schöner Tag mit so wunderbaren Eindrücken,den wir so schnell nicht wieder vergessen werden.Die Treffen mit FA geben mir immer sehr viel,diese unvergessenen harmonischen Stunden mit euch sind für mich wirklich gleichzumessen,wie in einer kleinen Familie. Meinen aller Herzlichen Dank Eure Liane
brigli schrieb am 19.08.2014:
Den bereits sehr positiven Kommentaren kann ich nur noch hinzufügen, daß die Herzlichkeit untereinander sehr gut getan hat und es insgesamt ein, im wahrsten Sinne des Wortes, wunderschöner Tag (wetter-/und stimmungsmäßig) war. DANKE Käthe für die Idee und Organisation und Barbara für den Super-Bericht! Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal, Brigli
shanai schrieb am 18.08.2014:
Herzlichen Dank euch allen, die Kommentare freuen nicht nur mich, auch Barbara wird sich sehr freuen, denn leicht war dieser Bericht sicher nicht zu schreiben. Ich hätte sicher auch Fotos von den versch. Stauden und Sträucher, aber leider war ich nicht immer in Hör- und Sichtweite. Dies wurde mir von Herrn Olmedo zugesandt: Guten Abend Frau Schwarzwälder, Vielen Dank für Ihre E-Mail. Es hat mir gefreut mit ihrer Gruppe gemeinsam den Garten zu entdecken. Noch herzlichen Dank für den Link, es ist gut geschrieben und gibt tolle Bilder. Viele Grüsse Inayat Olmedo
Waldi66 schrieb am 18.08.2014:
Ein großartiger Bericht liebe Barbara und dazu die herrlichen Bilder unserer Fotografen. Da kann man in aller Ruhe alles noch einmal erleben und genießen. Es war eine beeindruckende Führung - erstaunlich, was die Natur alles zustande bringt, kaum zu begreifen. Käthe sei gedankt für diese super Idee - und immer wieder lässt sie sich etwas Interessantes einfallen ; ab und zu werde ich gerne dabei sein. Liebe Grüße, Waldy
obelix2011 schrieb am 18.08.2014:
Ein bewundernswerter Bericht. Ich verneige mich vor Dir liebe Barbara. Phänomenal wie Du das wiedergegeben hast. Man fühlt sich wieder an Ort und Stelle. Für diese Arbeit sollte es 10 Sterne geben. Ganz herzlichen Dank Barbara und Käthe für die Zusammenstellung und natürlich auch den Fotografen. Ganz liebe Grüsse vom Charly
happy46 schrieb am 18.08.2014:
Ein ganz ausgezeichneter Bericht. Käthe hat aus vielen Fotos gekonnt die besten ausgesucht. Herzlichen Dank an alle Beteiligten, es war wiedermal ein wunderschöner Samstagnachmittag, mit viel Informationen und noch mehr Spass. Wie in einer grossen Familie, danke liebe Käthe, du machst das super gut. Was wären wir ohne Dich? Wir halten zu dir, was auch immer kommen mag! Grüssli Happy46
Christkindle schrieb am 18.08.2014:
Beim anschauen des Berichts sehe ich, was ich versäumt habe. Leider mußte ich mich kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen abmelden und verspreche aber, daß, wenn diese Veranstaltung irgendwann nocheinmal Wirklichkeit wird, ich auf jeden Fall dabei bin. Auch wenn Barbara/sternwald bereits in fernen Landen weilt, möchte ich mich bei ihr bedanken, für den informativen Bericht, den Fotografen spende ich viel Lob und Käthe gilt mein Dankeschön, fürs Einsetzen. Grüßle Christel
shanai schrieb am 18.08.2014:
Ein ganz großes Lob der Barbara! Sie wollte den Bericht ganz kurz halten, aber wie es so ist, wenn man so Vieles zu sehen bekommt mit so wertvollen Infos, fällt dies sehr schwer. Noch größere Bewunderung soll ihr zukommen, da sie bereits im Flugzeug sitzt und diese gewaltige Arbeit vorher noch angenommen hat. Ich bin froh, denn wer hätte dies besser schreiben können? außerdem habe ich sooo viele wunderschöne Fotos, wo sollte ich damit sonst hin? Herzlichen DANK an ALLE, Käthe
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