03. Basler - Hock 2013
so wirbt der Prospekt des Laufenburger Verkehrsbüros um Touristen.
Diese interessante Konstellation war auch für etliche Feierabendler Grund genug, der Einladung zum März - Hock zu folgen und Laufenburg näher kennen zu lernen, den ruaste - Astrid dankenswerterweise organisierte!
Bei Sonnenschein, aber kaltem Wind fanden sich die meisten von uns erst einmal zu einem stärkenden Mittagsmahl im Gasthof „zur alten Post“ auf der deutschen Rheinseite ein.
Da gerade „Salmwochen“ angesagt waren, fiel den meisten die Menuewahl nicht schwer.
Bei angeregten Tischgesprächen genossen wir die Aussicht auf den Rhein, die alte steinerne Rheinbrücke und die malerische Altstadtbebauung der Schweizer Seite.
Nach der Mittagspause machten wir uns auf, nun vollzählig und mit Mantel, Schal , Handschuhen und Mütze dem schneidigen Wind trotzend, um auf einem etwa zwei-stündigen Rundgang Wissens- und Sehenswertes über Laufenburg zu erfahren.
Zunächst ging es über einige Treppen (Laufenburg als „Felsennest“ hat laut Prospekt viele Treppen) zum idyllisch angelegten Rheinuferweg. Dieser führt zur alten Rheinbrücke. Sie wurde 1207 erstmals urkundlich erwähnt und war die früheste und lange Zeit bedeutendste Straßenüberquerung am Oberrhein.
Auf der Schweizer Seite erwartete uns schon unsere Führerin, Frau Margarethe Eisele. Sie begrüßte uns freundlich und erklärte, dass sich der Rundgang auf die Schweizer Seite beschränke, da sich hier die interessantesten Sehenswürdigkeiten befinden.
So erfuhren wir, dass Laufenburg eine der „vier Waldstädte“ am Rande des Hotzenwaldes ist und deutsche Grenzstadt zur Schweiz. Auf der Schweizer Seite liegt der 1801 abgetrennte Stadtteil Laufenburg AG (Aargau), ehemals „mehrere Stadt“ oder Großlaufenburg genannt, während der badische Teil „mindere Stadt“ oder Kleinlaufenburg hieß. Seit dem Mittelalter verbanden Brücken die beiden Ortsteile. 1173 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt, als das Kloster in Säckingen Laufenburg als Lehen an die Habsburger übergab. Der strategisch und wirtschaftlich bedeutende Ort wurde von Graf Rudolf II. von Habsburg zur befestigten Stadt ausgebaut (erste Erwähnung in der Urkunde von 1207). Später war Laufenburg Residenz der Grafen von Habsburg-Laufenberg und wichtiger Handels-, Verwaltungs- und Gerichtsplatz.
Bis 1801 gehörte die Brückenstadt zu Vorderösterreich. Die Geschichte des rechts-rheinischen Laufenburg als selbstständige Stadt beginnt erst nach der durch Napoleon im Luneviller Frieden (1801) erzwungene Lostrennung der links-rheinischen Gebiete vom Reich und der dadurch erfolgten Teilung der bis dahin gemeinsamen Stadt mit alter städtischen Tradition und reicher Geschichte. Das jetzt badische Laufenburg nannte sich fortan Kleinlaufenburg, ab 1930 Laufenburg (Baden).
Das links-rheinische Laufenburg wurde 1803 dem neu gegründeten Kanton Aargau zugeordnet.
Unser erster Haltepunkt war am Laufenplatz am alten Zollhaus. Hier zeigen alte Fotografien den ursprünglichen Zustand des Rheins, dem Laufenburg seine einzigartige Lage verdankt.
Der Fluss suchte sich nach der Eiszeit zwischen dem Schwarzwald und dem Tafeljura einen Weg durch den Riegel aus rotem Gneis. So entstand an der engsten Stelle eine nur 12 m breite Schlucht mit den berühmten Stromschnellen, den „Louffen“ sprich „Laufen“. Zusammen mit der hier errichteten Burg erklärt sich der Ortsname „Laufenburg “.
Leider wurden diese imposanten Stromschnellen zwischen 1909 und 1914 gesprengt im Zuge des Kraftwerkbaus stromabwärts.
Heutiger Naturschutz hätte den „kleinen Laufen“, dessen Stromschnellen mehr als einen Kilometer lang waren, und neben dem Rheinfall bei Schaffhausen (großer Laufen) die großartigste Naturlandschaft des Hochrheins bildeten, wahrscheinlich erhalten.
Anfang des 19. Jahrhunderts standen jedoch andere Gesichtspunkte im Vordergrund. So entstand 1908 das erste stromquerende Fließkraftwerk im Rhein.
Früher lebte Laufenburg vor allem von der Eisenindustrie. Wichtig waren auch die „Laufenknechte“, die gegen gutes Geld vor den Stromschnellen Schiffe entluden, die Waren auf Karren packten und die leeren Schiffe an Seilen durch das tosende Wasser führten. Die Flöße, die von der Aare und der Reuß kamen, mussten aufgebunden, die Stämme einzeln durch den „Laufen“ geschickt und unten wieder zusammengebunden werden. Der Lachsfang war das dritte bedeutende Gewerbe der Stadt und ist bis heute im öffentlichen Bewusstsein besonders präsent, da die Fischerzunft in der Narrenzunft weiterlebt.
Am stattlichen spätgotischen Rathaus (ehemals Spital und Armenhaus) vorbei führte der Rundweg durch kopfsteingepflasterte Gassen mit mittelalterlichen Gebäuden, Winkeln, Türmen, Brunnen und Treppen. Dieses geschützte und gepflegte Ortsbild verhalf dem heutigen Bezirkshauptort 1985 zu dem begehrten Wakkerpreis des Schweizerischen Heimatschutzes. So fallen einem in der Wasenvorstadt die großen Hoftore der ehemaligen Viehställe ins Auge, ebenso die Gauben der Dachgeschosse mit den erhaltenen Lastenaufzügen zur Futtereinlagerung.
Der Wasenturm ist Teil der mittelalterlichen Befestigung und zeigt in seiner Wappentafel den Habsburger Löwen und den österreichischen Bindeschild. Er diente von 1801 bis 1985 als Bezirksgefängnis. Im Tordurchgang zeigt ein Wandrelief die Tschättermusik, die von hier aus an den drei Faissen-Donnerstagen vor der Fasnacht ihren Ohren betäubenden Umzug durch die Gassen beginnt, voran die Narronen.. Das Narrolaufen am Fasnachtsdienstag bildet den letzten Höhepunkt der Laufenburger Fasnacht und stellt wahrscheinlich die Weiterführung des mittelalterlichen Brauches der Witwen- und Waisenbescherung dar. Wir erfuhren, dass sich in Laufenburg eine der ältesten Fasnachten im süddeutschen Raum bis heute erhalten hat. Hauptträger der Fasnacht ist die gemeinsame Zunft beider Städte, die Narro-Altfischerzunft(seit 1386).
Das Gerichtsgebäude (1525 als spätgotisches Rathaus erbaut) wurde barockisiert. Im Gerichtssaal wird unter dem Bildnis Maria Theresias demokratisches Recht gesprochen. Das Gerichtsglöcklein trägt den mahnenden Spruch: “Richt nid uf ein Mans Klag. Hör for waz der ander sag“.
Das Zeughaus diente zur Aufbewahrung von Kriegsgeräten und später als Feuerwehrmagazin.
Im Wasentürmchen wird noch heute die Glocke um Viertel nach 5 Uhr morgens geläutet. Das Läuten diente als Verbindung zur Wasenvorstadt, da man wegen des tosenden Laufens das Geläut der Stadtkirche nicht hören konnte. Bemerkenswert ist auch, dass das obere helle Glöcklein beim Tode eines Mannes 2mal läutet, beim Tode einer Frau 1mal.
Über viele Stufen erreichten wir den höchsten Punkt unseres Rundganges, die Ruine Schlossberg mit Burgfried. 1173 wurde die Burganlage von den Habsburgern übernommen und ausgebaut. 1232 wurde sie Stammburg der Grafen Habsburg – Laufenburg.
Beim Blick zur deutschen Seite zieht das sogenannte „Schlössle“ die Aufmerksamkeit auf sich. Im Jahr 1894 ließ das reiche amerikanische Ehepaar Codmann aus Boston den ehemaligen Sommersitz des Basler Bankdirektors La Roche zu einem „Schlössle“ ausbauen. Mary Codmann pflegte Kontakte zur Kulturszene ihrer Zeit und engagierte sich in vielfältiger Weise zum Wohle der Stadt Laufenburg. Zum Dank wurde sie zur Ehrenbürgerin ernannt. Sie soll verfügt haben, dass ihr gesamter Besitz an Laufenburg fällt, wenn der Musikverein die Überführung ihrer Leiche nach Boston bis Hamburg begleitet.
Beim Abstieg glitt unser Blick über das moderne schweizerische Laufenburg und richtete sich dann auf die katholische Pfarrkirche St. Johann, die in gotischem Stil erbaut wurde. Die Barockisierung des Innenraums mit den prachtvollen Altären und den in Grau und Altrosa gehaltenen Rokokostuckaturen und der gotische Baukörper beeindrucken als harmonisches Ganzes den Betrachter.
Mittlerweile hatte uns der böige, kalte Wind ganz schön zugesetzt. Durch die Herrengasse, in der sich die Wohnungen der Beamten befanden, ging es abwärts. Unvermittelt stockte unser Schritt vor einem Gemälde an einer Hauswand mit der Inschrift „Chäs-Regi“.
Wie uns Frau Eisele erklärte, soll die „Regi“ eine Käshändlerin gewesen sein, die mit einem Säckel voll Münzen beim Bürgermeister vorsprach, um das Haus zu kaufen. Auf den Einwand des Bürgermeisters, dass der Käseverkauf unmöglich so ertragreich gewesen sein könne, erwiderte Regi: „Do isch au Geld vo dine Lütt debi“, was nichts anderes bedeutete, als dass wohl auch die Familie des Bürgermeisters ihre Liebesdienste in Anspruch genommen hatte.
In der Marktgasse hatten die Handwerker ihre Wohnungen. Eine ganze Häuserzeile sei hier abgebrannt, erzählte unsere Führerin. Ursache sei wohl das misslungene Pfannkuchenbacken einer Anwohnerin gewesen.
Mittlerweile waren wir am Ausgangspunkt unseres Rundganges angekommen. Nach einem Dankeschön an Frau Eisele für ihre ausführlichen und interessanten Erläuterungen, und an Astrid und Käthe für die Organisation fiel der Abschied von Laufenburg etwas abrupt aus, zumal sich keine Lokaltät fand, in der man sich noch bei einem warmen Getränk hätte aufwärmen können.
Zum Glück lagen beim Verkehrsamt auf deutscher Seite noch Prospekte über Laufenburg aus. So konnte ich beim Abfassen dieses Berichts Vieles übernehmen. Ebenso hilfreich waren die Angaben bei Wikipedia.
Bewertungen und Kommentare
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16 Kommentar(e):
Lindika schrieb am 26.05.2013:
Schön dass Sie meine Heimatstadt besuchten, habe direkt an der deutsch-schweizerischen Seite gelernt, damals war der Franken 95 Pfennig wert, da konnten wir gegen Zollnachweis monatlich günstig 1Pfund Kaffee kaufen Zigaretten Tee usw. der Zoll war sehr streng.Freue mich über das Photo vom Hähnle in Laufenburg deutsch, dass war damals meine Lehrstelle. Nun grüße ich Sie aus Ludwigsburg seid weiter so eine nette Runde Lindika aus Ludwigsburg
Winterzeit_41 schrieb am 29.04.2013:
Hallo Ihr Lieben Laufenburger FAler!!!! Das ist für mich der beste Artikel (mit Bild und Wort). Herzlichen Glückwunsch an die Organisatoren und Verfasser. Übrigens ist Laufenburg beidseitig nicht fremd. Mein Vater stammte aus Niederhof und am Rhein entlang Richtung Basel lebt meine Verwandschaft. Ich bin in Mannheim geboren und in der Mannheimer FA.In Laufenburg ging ich mal in die Berufsschule. Ging dann wieder zurück an die Bergstraße und schließlich nach Mannheim. Trotzdem bleibt der Schwarzwald meine zweite Heimat. Sollt ich mal wieder nach Niederhof kommen, würde ich mich gerne mit Euch treffen.. Euch Allen wünsche ich eine gute Zeit und sonne am Himmel. Liebe Grüße aus Mannheim sendet Euch Inge
Berghummel schrieb am 26.04.2013:
Wie toll liebe Karin, das Dein Bericht und die herrlichen Bilder die Käthe zu einem prima Gesamtwerk zusammengefügt hat, jetzt hier für alle Regiogruppen länger zu lesen ist.Herzlich Gabi
Lupomont schrieb am 30.03.2013:
Liebe Karin, ein herzliches Dankeschön für Deine Berichterstattung.Leider konnte ich nicht teilnehmen und freue mich jetzt besonders darüber, auch über die tollen Fotos.Käthe hat sehr gut alles zusammengestellt.Ein gutes Osterfest wünscht Euch Wilfried
chici schrieb am 28.03.2013:
Sehr informativ war der schöne Ausflug nach Laufenburg. Dankeschön für Organisation, Bericht und Fotos....
wallianna schrieb am 28.03.2013:
Toll liebe Karin Dein Bericht, da ärgert es mich nochmal, dass ich nicht dabei sein konnte.Wie oft bin ich schon durch Laufenburg und an Laufenburg vorbei gefahren. Immer dachte ich ,da müßte ich mal mehr über diese malerischen Städtchen in Erfahrung bringen. Aus diesem Grund hatte ich auch mitkommen wollen. Aber manchmal kommts halt anders als geplant.Zumindest habe ich bei meinem nächsten Besuch dieser Städtchen Deinen Bericht gelesen und bin gut informiert. Vielen Dank auch den fleißigen Fotografen und Käthe fürs reinsetzen,Walli
marle1 schrieb am 27.03.2013:
Karin der Bericht ist Dir gut gelungen. Danke allen die daran beteiligt sind. Den Fotografen, Käthe fürs einsetzten und Astrid für die Organisation. Grüssle Dagmar
Jole47 schrieb am 27.03.2013:
Immer wieder lese ich den interessanten Bericht durch und erfreue mich an den vielen schönen Fotos. Herzlichen Dank allen Beteiligten. Liebe Grüsse Helga/Jole
yingyang43 schrieb am 27.03.2013:
Der Bericht,die Fotos die Organisation alles war super.Ein herzliches DANKESCHÖN an Euch Hannelore
kumpel71 schrieb am 26.03.2013:
Danke für den Bericht und die Führung in Laufenburg vom Kumpel71
Ibobibo schrieb am 24.03.2013:
Mit Hilfe von Karins anschaulichem Bericht und den schönen Fotos von Käthe, Oleander und Erwin konnte ich nochmals durch die zauberhafte zweigeteilte Stadt Laufenburg spazieren. Ganz herzlichen Dank an Astrid und Käthe für die vorzügliche Organisation dieses schönen Ausflugs. Liebe Grüße Ingeborg
oleander schrieb am 24.03.2013:
Ich kann mir vorstellen, dass es viel Arbeit gemacht hat, diesen Bericht so eindrucksvoll zu verfassen. Du hast es meisterlich gemacht, liebe Karin. Trotz langer Anfahrt war ich froh, dabei gewesen zu sein. Dank sei auch Astrid für die Organisation und Käthe für das gute Zuordnen der Bilder und Einsetzen gesagt. es grüßt anke
shanai schrieb am 24.03.2013:
Karin hat den Bericht super geschrieben und mit Wissenswertem bespickt. Herzlichen Dank für die großartige Arbeit! Wer nicht alles verstanden hat, oder nicht aufgepasst hat, kann alles nachholen. Laufenburg ist eine, nein sind zwei großartige Städtchen! Herzlichen Dank auch für die vielen schönen Fotos, die ich erhalten habe, ich hatte große Qual
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