04. Basler - Hock 2012
„klingenden Museum“
ein Tänzchen wagen....
....schreibt Susanne - sanhei55
(hier mit Barbara - mareane)
Mein Blick morgens aus dem Fenster stellte fest...., trübe Aussichten. Bei wolkenverhangenem Himmel fuhr ich los in Richtung Schweiz. Zu meiner großen Freude kam dann die Sonne mehr und mehr durch die dicken Wolken. Das Liestal hinter mir lassend fuhr ich durch eine hügelige Landschaft mit Wiesen voller gelb blühendem Löwenzahn, einfach schön.
Im kleinen Ort Seewen war das Museum für Musikautomaten schnell gefunden. Ein funktioneller Bau extra für die kleinen und großen Kostbarkeiten. Dort haben sie ein gutes und sicheres Zuhause gefunden.
Ich war die erste vor Ort und schaute mich schon mal im Foyer um. Zwei große Jahrmarktsorgeln erweckten gleich mein Interesse. Eine davon kam, zu unser aller Vergnügen, dann auch bei der anschließenden Führung zum Einsatz.
Bald trudelten auch die anderen Mitglieder der Regio-Feierabend-Gruppe-Basel ein und wir freuten uns über das Wiedersehen. Alle waren mit Auto oder Bus gut angekommen.
Nach dem herum schnuppern im Museumsshop konnte die Führung beginnen. Ein Mitarbeiter des Museums verschwand hinter der Frei-Jahrmarktsorgel und los ging es. Auf der uns zugewandten Schauseite bewegten sich die Figuren im Takt der Musik. Wunderschöne Verzierungen sind an beiden großen und an der kleineren Mortier-Tanzorgel zu bewundern. Wo soll man zuerst hinsehen? Wir konnten beim Zuschauen und Zuhören träumen von Magenbrot, Zuckerwatte und „Hau den Lukas“. Sofort bei den ersten Klängen, stellten sich die Erinnerungen vom einstigen „Mess“ Besuch ein.
Berühmte Namen für den Orgelbau ab 1884, die auch im Museum vertreten sind, waren Karl Frei in den Niederlanden, Wilhelm Bruder Söhne in Waldkirch, Mortier in Belgien.
Frau Sutter, die uns nicht nur gut gelaunt, durch die Ausstellung führte, sondern uns auch Musik vorspielte, konnte uns mit vielen Details begeistern. Wir sahen eine der weltweit größten und bekanntesten Sammlungen von Schweizer Musikdosen, Plattenspieldosen, Uhren und Schmuck mit Musikwerk und anderen mechanischen Musikautomaten aus dem 18. Jahrhundert bis in die heutige Zeit. Die „Britannic-Orgel“, die für das Schwesterschiff der gesunkenen „Titanic“, gedacht war, ist ein besonderer Schatz des Museums.
Im Werkstattsaal, er ist herrlich eingerichtet, erklärte uns Frau Sutter, die einzelnen Antriebe. Die Tonerzeugung, die Tonträger alles können wir ansehen und Frau Sutter gibt Erklärungen dazu. Im parallel mitlaufenden Video ist dann die Technik im bewegten großformatigen Bild noch besser zu verstehen. Super didaktisch aufbereitet, das erhält ein dickes Lob von uns!
Wir sind als nächstes bei den reichen Leuten eingeladen im „Salon Bleu“, nehmen wir Platz. Unser Gastgeber, wir denken uns, er war ein betuchter Weinhändler, hat für sein Harmonium im Jahre 1882, ungefähr 1.500 Franken bezahlt. In vornehmen wohlhabenden oder adligen Kreisen gehörte es dazu, mit Gästen Musikabende zu veranstalten. Ein Pianola Piano zu erwerben, das auch alleine spielen kann, war ein sehr kostspieliges Unterfangen. Zum Vergleich: Ein Fabrikarbeiter musste zu der Zeit, dafür zwei Jahre lang arbeiten. Dieses Tasteninstrument arbeitet ähnlich, einer Mundharmonika oder einem Akkordeon. Durch einen Luftstrom, den sogenannten Spielwind, wird die (Metall)Zunge in Schwingung gebracht, wodurch der Luftstrom unterbrochen wird und die Luftsäule, die sich im angrenzenden Resonanzraum befindet, in Schwingung gerät.
Im Tanzsaal werden Musikautomaten vorgestellt, die ein ganzes Orchester ersetzten. Musikstücke wurden dabei mit Hilfe von Stiftwalzen wiedergegeben. Eigentlich sehen manche davon aus wie ein schöner Wohnzimmerschrank. Wenn die Türen zurückgeschoben werden, verbergen sich z.B. Geigen dahinter, die tatsächlich wie von Geisterhand gespielt werden, faszinierend.
Wie mag das für unsere Vorfahren gewesen sein, als sie in den Gaststätten auf diese Musik tanzen konnten, wir können es nur ahnen und staunen. Mir hat die DECAP-Tanzorgel gefallen, mit dem tollen Schlagzeug, da hätte ich sicher auch gerne getanzt.
Begeistert haben uns auch die Musikfiguren aus dem 19. Jhd. Ein Maler dem sein gemaltes Porträt die Zunge raus streckt oder der Trinker. Er hebt die Augenbraue, hat schöne glänzende Augen und beim letzten Schluck, fließt die Flüssigkeit durch seinen Arm wieder in die Flasche zurück. An einer Wand sehen wir einen kleinen Hocker für Kinder beim Arzt. Unter dem Stuhl war eine Spieldose angebracht, wenn das Kind ängstlich war wurde es drauf gesetzt. Die Musik sollte das Kind beruhigen, schöne Idee.
Beim Museum ist ein Café mit einer sehr großen Freiterrasse dabei. Dafür hat das Wetter aber nicht mitgespielt und wir plauderten dann doch lieber im Trockenen. Ein schöner Tag ging mit Abschied und etwas Regen auf dem Nachhauseweg zu Ende. Das hat aber meiner guten Stimmung keinen Abbruch getan, denn die Musik klang noch lange in meinen Ohren,...
...und Dank an unsere Fotografen: Bernard/Halley, Peter/ReRe und Erwin/Zahnrad
Bewertungen und Kommentare
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8 Kommentar(e):
brummeli schrieb am 29.04.2012:
Liebe Susanne. Danke für deine Federführung (Tastenanschläge),Käthe für deine Rück-wärtige stille Arbeit, unseren Fotokünstler und all den Lieben, die mit dabei waren. Es war ein wunderschöner Museumsbesuch. Obwohl wir ich in Seewen wohne, habe ich eine solche Führung noch nicht mitgemacht und habe neues und eindrückliches mitnehmen können. Liebe Grüsse Kurt d'r Brummeli
Musy schrieb am 26.04.2012:
Ja, das war wirklich ein lohnendes Ziel, dieses Museum, für mich als Musikerin besonders!Danke für diesen Bericht, der den schönen interessanten Tag noch einmal ins Gedächtnis zurückruft!Liebe Grüße, auch allen Dreiländerecklern!Musy
Ibobibo schrieb am 26.04.2012:
Susanne ist ja bekannt dafür, dass sie wunderbare Berichte schreiben kann, so waren auch diese Ausführungen wohlschmeckendes Lesefutter. Den Fotografen herzlichen Dank für die sehr anschaulichen Bilder. Liebe Grüße Ingeborg
Christkindle schrieb am 26.04.2012:
Jetzt, wo ich den Bericht lese, kommt Reue auf, weil ich nicht dabei sein konnte. Was für ein Glück, daß es von den Unternehmungen Berichte gibt, die nur ein wenig das Gefühl geben, man war dabei. Den Mitwirkenden des Berichts ein Dankeschön und liebe Grüße Christel
Jole47 schrieb am 25.04.2012:
Liebe Susanne, du hast wieder, wie kann es auch anders sein, einen wunderbaren Bericht geschrieben. Ich beneide dich richtig um dein Talent, so schön schreiben zu können. Ich gebe dir glatt die Note 6.....aber..... aber..... erschrecke nicht, in der Schweiz ist das die beste Note. Doch ich gebe dir auch eine 1..... schliesslich habe ich ja deutsche Wurzeln. Danke Kurt (brummeli) für die Organisation, den fleissigen Fotografen und der unermüdlichen Käthe für's Einsetzen. Liebe Grüsse Helga/Jole
shanai schrieb am 25.04.2012:
Man lebt mit, wenn Susanne die Feder ergreift! Oder besser gesagt, man erlebt den Tag noch einmal. Alle die nicht dabei waren haben wirklich etwas Kostbares verpasst. Danke an alle, die zum Gelingen des Tages und des Berichtes beigetragen haben, eure Käthe!
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