Schluss mit dem Gestöhn
Dieses Gedicht schickte unser Mitglied Niagara Edda. Sie hat es selber geschrieben und stellt es uns hier gerne zur Verfügung
Neulich beim Familientreffen
Saß ich neben meinem Neffen
Ich fragte: „Lieber Sigismund,
Na wie geht’s, bist du gesund?“
Ach hätt’ ich das nur nicht gesagt
Er schaut mich an, betrübt, verzagt:
„Weißt du, was mich alles plagt?“
Und schon beginnt das große Klagen
Über seinen kranken Magen.
Da meldet sich mit Duldermiene
Geschwind zu Wort Ruth, die Kusine.
Hört an, sie schildert zur Erbauung
Art und Menge der Verdauung.
Das Thema scheint sie zu erwärmen
Nun gerät sie fast ins Schwärmen
Erzählt von ihren kranken Därmen
Berichtet dann noch hochzufrieden
Von hartem Stuhlgang, Hämorrhoiden.
Nicht länger will Therese schweigen:
„Soll ich die Blinddarmnarbe zeigen?“
Sie schildert uns die schlimme Szene
Als mit Blaulicht und Sirene
Ausgerechnet Karneval
Sie dringend musste ins Spital
Denn ihr Zustand war fatal.
„Fast hätte mich der Tod ereilt,
Doch Gott sei Dank, ich bin geheilt.“
Vetter Kurt, ein Mann wie ’n Schrank
jammert: „Ach wie bin ich krank
Diese Stiche in der Milz
Zudem plagt mich am Fuß der Pilz.“
Uns bleibt auch wirklich nichts erspart
Denn jetzt spricht Onkel Eduard
Von ihm wird fröhlich offenbart:
„Ich schlucke Pillen, ohne Zahl,
Nimm Zäpfchen täglich, drei, rektal.
„Jahrelang hatt’ ich Migräne
Und Schuld daran war’n kranke Zähne.
Der Zahnarzt, dieser Folterknecht
Rupfte sie mir kunstgerecht.“
So fängt Johanna an zu prahlen.
„Ihr wisst Euch gar nicht auszumalen,
Was ich erduldet, welche Qualen.
Jetzt hab ich endlich ausgelitten.“
Sie strahlt mit ihren neuen Dritten.
Ich denke: Schluss mit dem Gestöhn
Das ist ja schrecklich, fast obszön.
Drum sag ich „Tschüss“, verschwinde schließlich
Schleiche heimwärts, bin verdrießlich.
Wie gerne hätte ich gesprochen
Von diesen Schmerzen in den Knochen
Man hat mich ständig unterbrochen.
Jetzt mach’ ich mir ’nen Kräutertee
Denn Magen, Rücken, Kopf tun weh.
© by Edda Blesgen (Niagara)
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