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Galapagos

Ich war schon immer ein großer Schildkrötenfan. Ich bin mit einer kleinen europäischen Landschildkröte aufgewachsen. Die Riesenschildkröten, die man normalerweise nur im Zoo zu Gesicht bekommt, faszinierten mich aber immer schon. So erfüllte ich mir zu meinem 40. Geburtstag einen großen Wunsch:
Die Reise zu den Riesenschildkröten auf Galapagos.
Ich war noch nie geflogen - aber für meine Lieblingstiere nahm ich einen sehr langen, beschwerlichen Flug in Kauf. Nach 18 Stunden landeten wir in Quito, der Hauptstadt Equadors. Dort blieben wir einige Tage, so konnten wir uns an das Klima gewöhnen. Wir besichtigten die wunderbaren Baudenkmäler im Stil der spanischen Eroberer, sahen das Monument des großen Naturforschers Humboldt, fuhren zum Äquatordenkmal, besuchten die Indios des Hochlandes; doch das alles war nur das übliche Touristenprogramm.

Riesenschildkröte, Foto Nandi

Endlich aber war es soweit: Wir flogen weiter, direkt nach Galapagos. Nach einer langen Busfahrt über die 1. Insel ging es per Schiff zur nächsten, dann wieder mit dem Bus weiter bis nach Puerto Ayora, dem Einschiffungshafen für unsere 2-wöchige Kreuzfahrt.
Davor aber besuchten wir die Charles-Darwin- Forschungsstation des WWF. Dort erfuhren wir ganz viel über die Riesenschildkröten der Inseln und sahen auch Tiere in verschiedenen Altersstufen. Die Eier der Riesenschildkröten sind in der freien Natur sehr gefährdet, da eingeschleppte Tiere wie Hunde, Katzen, Ratten und Schweine sie ausgraben und fressen. Daher sammeln Mitarbeiter der Station sie ein, dann werden sie auf der Station ausgebrütet und die Jungtiere bis zu einem Alter, wo sie nicht mehr durch die o.a. Tiere gefährdet sind, auf der Station aufgezogen.
Da war ich in meinem Element! Wir bekamen eine sehr ausführliche und informative Führung von einer jungen Biologin und konnten uns lange auf der Station aufhalten. Wir besuchten auch erwachsene Riesenschildkröten, die unsere Streicheleinheiten sichtlich genossen; und wir sahen auch den - inzwischen sehr bekannt gewordenen "Lonesome George" -das letzte Tier seiner Unterart, für den auf der ganzen Welt ein Weibchen gesucht wird, um das Aussterben dieser Art in letzter Minute noch verhindern zu können.

Danach gingen wir an Deck des Schiffes, das für die nächsten zwei Wochen unsere Behausung sein sollte. Gleich am ersten Abend wurde ich seekrank, doch das tat meiner Begeisterung, endlich am Ziel meiner Wünsche zu sein, keinen Abbruch!

Jede Nacht fuhren wir nun von einer Insel zur anderen. Tagsüber gab es Landausflüge.
Die Inseln haben teilweise ein sehr bizarres Aussehen - sind sie doch durch Vulkanausbrüche entstanden. Zum Teil sind sie schon an die 10 Millionen Jahre alt, das Lavagestein ist dann weitestgehend verwittert und von vielfältiger, interessanter Vegetation überzogen.
Die westlich gelegenen Inseln sind noch vulkanisch aktiv, da sie direkt über einem sogenannten "Hotspot" liegen. Hier dringt immer wieder aus Vulkanschächten flüssiges Magma an die Oberfläche und gestaltet so die Landschaft neu.
In der Presse wird immer wieder über diese Ausbrüche und die dann sofort erfolgenden Rettungsaktionen für die dort lebenden Riesenschildkröten berichtet. Zum Glück gab es während unseres Aufenthaltes keinen Vulkanausbruch.

Jedesmal, wenn wir am Strand einer Insel anlandeten, begrüßten uns Seelöwen. Sie waren ungemein zutraulich und ließen sich gerne streicheln - was aber unser Nationalparkführer nicht so gerne sah! Denn eigentlich sollen dort Menschen aus Naturschutzgründen den direkten Kontakt zu den Tieren vermeiden!
Alle Besucher müssen sich an strenge Regeln halten. So soll gewährleistet werden, dass die Natur der "Schrecklichen Inseln", wie sie früher genannt wurden, erhalten bleibt. Schrecklich erschienen sie Besuchern in früheren Zeiten, da sie sehr abweisend wirken; auch gibt es nur auf wenigen Inseln des gesamten Archipels verfügbares Trinkwasser.

Die hier lebenden Land- und Meerechsen erschienen den Menschen damals wie Drachen. Dieser Vergleich mag ja vom Aussehen der Tiere her stimmen, ihr Wesen aber ist sanftmütig, sie zeigen überhaupt keine Angriffslust. Ganz im Gegenteil: Auf einer kleinen Insel, die wir besuchten, lebt eine große Kolonie Landleguane. Gleich als wir dort ankamen, sahen wir sie in einem Opuntien(=Kakteen)-Wald. Dort hielten sie Siesta. Als sie uns sahen, krochen sie her und forderten uns unmissverständlich auf, ihnen Kaktusfrüchte von den höher gelegenen Zweigen, die sie nicht erreichten, zu pflücken. Das taten wir gerne und fütterten die Tiere aus der Hand - wieder unter den missbilligenden Blicken des Guides. Als sie aber vor lauter Begeisterung SEIN Bein hochkletterten, konnte auch er sich nicht zurückhalten und streichelte die Tiere.
Ganz faszinierend ist auf Galapagos die völlige Angstfreiheit der Tiere vor den Menschen. Keines zeigt irgendeine Fluchtreaktion, egal, wie nahe man ihnen kommt! Wer Tiere liebt, wird sich glücklich schätzen, so etwas erleben zu dürfen!

Natürlich gab es für uns als Schildkrötenliebhaber große "Highlights" während unseres Aufenthaltes auf Galapagos:
Eines Tages fuhren wir mit dem Dingi - dem kleinen Beiboot - in eine stille Lagune. Der Motor wurde ausgeschaltet, und kurz danach erschienen jede Menge grüne Meeresschildkröten, die früher Suppenschildkröten genannt wurden.
Einige tauchten unter dem Boot durch und auf der anderen Seite wieder auf, sie hoben die Köpfe aus dem Wasser und betrachteten uns - wie es schien - interessiert. Dann schwammen sie gemächlich wieder weiter. Es war wunderschön, diesen ansonsten so scheuen Meeresbewohnern so nahe kommen zu können!

Meeresschildkröte

Eines Abends gingen wir an den Strand einer Insel. Der Guide forderte uns auf, ganz leise zu sein. Da sahen wir eine Meeresschildkröte, die gerade mit einer sehr anstrengenden Tätigkeit beschäftigt war: Sie legte viele Eier und sorgte so für die Erhaltung ihrer Art. Auch das war ein wunderschönes Erlebnis für uns!

Leider weiß man inzwischen, dass von 1000 gelegten Eiern nur ein Tier das Erwachsenenalter erreicht! Die Gefährdung entsteht nicht nur durch Fressfeinde, sondern sehr stark auch durch verschiedenste Aktivitäten von uns Menschen. Nicht nur der Eierdiebstahl, nein auch die Biotopzerstörung für den Tourismus, aber auch die Verschmutzung der Meere und die Hochseefischerei mittels Schleppnetzen dezimieren die Tiere sehr stark. Hier sind Erfindungsgeist und Einfallsreichtum von uns Menschen gefragt, um dem allen endlich Einhalt zu gebieten!

Nach zwei sehr erlebnisreichen Wochen ging unser Aufenthalt auf Galapagos zu Ende. Mein Traum war in Erfüllung gegangen - doch nicht alles, was wir erlebt hatten, war schön gewesen. Man konnte schon damals erkennen, dass dieses Paradies sehr anfällig und leicht zerstörbar ist.
Genau das ist zu meinem großen Leidwesen in den letzten 18 Jahren noch weiter fortgeschritten. Da jetzt auch noch die Klimaänderung zum Tragen kommt, gibt es vielleicht dieses Paradies in absehbarer Zeit nicht mehr.

Autor: Feierabend-Mitglied

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