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Des einen FreudŽ...

Des einen FreudŽ...

Wie viele Jahre haben wir diesen Garten eigentlich schon? Zehn Jahre, nein zwölf. Und wie viele Geschichten, Gedichte, Haibun und Haiku schrieb ich in diesem und über diesen Garten? Ich kann sie nicht mehr zählen, weiß nur, das eine oder andere ist in einer Anthologie wieder zu finden. Erkenntnisse sind hier gereift und Erfahrungen verarbeitet worden. Nun könnte man denken, das Thema Garten ist erschöpft, es gibt nichts neues mehr zu schreiben, keine Erkenntnisse mehr zu gewinnen. Irrtum.

Es ist Anfang Oktober, das Laub fällt schneller von den Bäumen und bedeckt Wiese, Wege und Beete. Eine Woche lang bin ich nicht im Garten gewesen. Das trübe Wetter war es, was mich fern hielt. Aber heute scheint die Sonne warm und macht aus dem Sonntag einen wirklichen Glückstag. Zum Lesen stelle ich meinen Liegestuhl in den Schatten einer größeren Konifere. Und da sehe ich sie. Fünf Pilze, essbare, mit dem lieblichen Duft, der ihnen eigen ist. Nur ein paar Zentimeter vom Baum entfernt ragen sie aus dem Grün der Wiese. Ich freue mich wie ein kleines Kind über diesen Wildwuchs. Nachdem ich mit dem Messer meine Zutat für das morgige Gulasch geköpft habe, lege ich mich in den Liegestuhl und greife zum Buch. Doch bevor ich lese, mache ich mir Gedanken um den größten Pilz. Er war nur halb, sah irgendwie angenagt aus. Schnecken können es nicht gewesen sein, die bohren andere Löcher. Da vernehme ich ein Grunzen. Ich schaue zu meinem Mann, der gerade mit seinen Kanarienvögeln spricht. Und wieder grunzt es. Es kommt aus der Konifere. Es ist ein besonders gewachsener Baum. Noch vor Jahren standen vor ihm zwei Apfelbäume, die Licht und Sonne nahmen und so das Grünen eines Teiles verhinderten. Bei Gartenpartys hänge ich einfach einen Lampionmond in das knorrige Geäst. Und nun grunzt es aus dem Baum. Lange, lange muss ich schauen bis ich den Igel entdecke. Er hat wohl hier sein Winterquartier gefunden. Die Pilze! Ich habe ihm seine Nahrung entwendet. Und wieder einmal erkenne ich: des einen FreudŽ ist des anderen Leid.

Autor: chribe

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