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Alles multi

Kolumne

Alles multi oder was?

Multitasking, Multimedia, Multiprozessor, alles ist multi, multi ist in. Fehlt nur noch der Multiuser mit dem Multibedarf, der das alles den Konzernmultis abkauft und dafür multi Knete locker macht.

Ich zitiere aus Wikipedia, weil mir der Satz so gut gefällt: Der Begriff Multitasking (engl.) bzw. Mehrprozessbetrieb bezeichnet die Fähigkeit eines Betriebssystems, mehrere Aufgaben (Tasks) nebenläufig auszuführen. Dabei werden die verschiedenen Prozesse in so kurzen Abständen immer abwechselnd aktiviert, dass der Eindruck der Gleichzeitigkeit entsteht.

Das Multitasking wurde ursprünglich für die Großrechner entwickelt, und zwar mit der Begründung, dass ein einziger User das System gar nicht auslasten könne. Hätte es damals schon MS-Office gegeben, wäre es wahrscheinlich niemals zu dieser Entwicklung gekommen, aber nun haben wir den Salat.

Ich sitze barfuss vor meinem Computer, muss schließlich die beiden Mäuse unter dem Schreibtisch bewegen, habe je eine Hand auf je einer Tastatur und nicke ansonsten ständig mit dem Kopf, um mittels eines Stifts zwischen den Zähnen einen Touchscreen zu bedienen. Ich fahre immerhin fünf Tasks echt quasi-parallel, wer bietet mehr?

Nun verweise bloß nicht auf die im Hintergrund deines Super-Snooper-Computers ständig laufende Datenübertragung, den stets lauernden Alarmwecker oder sonstige Hintergrundprozesse. Die zählen nicht, das konnten schließlich schon DOS 1.0, der Atari ST und der C64. Die schnelle Umschaltung zwischen verschiedenen Programmen kann ich auch nicht anerkennen, denn Taskswitcher gibt es bereits seit 1984.

Doch wie wäre es damit: Du kannst etwas anderes tun, während ein externes Laufwerk formatiert wird oder während Defrag läuft. Das machst du nicht ständig? Sorry, aber so wirst du nie ein anständiger Multitasker, deshalb ein wichtiger Tipp. Fahre das System in der vom Hersteller empfohlenen Minimalkonfiguration, weil dann die jedes Multitasking störenden Useraktionen kaum noch zugelassen werden.

Zugegeben, Multitasking kann auch sinnvoll und nützlich sein. Der Datenbankserver in einem großen Netz wäre ein gutes Beispiel, und ein noch besseres der Server von Feierabend, nur in wessen Wohnzimmer steht so ein System mit den Maßen eines Kleiderschranks?

Aber wie wäre es mit einem Multikern-System? Das kannst bzw. musst du heute schon kaufen, und in nur wenigen Jahren gibt es auch die zugehörige Software. Doch immerhin, wer etwas auf sich hält, hat heutzutage zwei, vier oder noch mehr Kerne (in der CPU und nicht in kernlosen Weintrauben), das macht was her und dürfte auch den letzten Antimultimuffel überzeugen.

Fakt ist nur, dass Multitasking auch mit einem einzigen Kern funktioniert, wenn das Betriebssystem und die Programme darauf abgestimmt sind. Der einzige Unterschied: Wenn es mehrer Tasks gibt, können die auf verschiedene Kerne verteilt werden. Dumm nur, dass nahezu alle Programme nicht multitaskingfähig sind. Ergo gibt es auch nichts zu verteilen und alles läuft im ersten Kern.

Das hindert aber die Hersteller nicht daran, mit möglichst vielen Kernen zu protzen, denn Giga Hertz sind out, Kerne sind in. Intels Nehalem hat 8 Kerne und der Magny-Cours von AMD sogar 12. Dazu liefern beide 4-Sockel-Mutterbretter, also 32 Kerne bei Intel und 48 bei AMD. Und ich armes Kerlchen muss mit einer einzigen CPU auskommen, die nur 2 Kerne hat. Da tröstest nur, dass auch multitaskingfähige Programme gnadenlos abstürzen, wenn es mehr als 32 Kerne sind.

Immer noch nicht überzeugt? Nun denn, da hätten wir noch Multimedia.
Wer schaut sich heute noch fließende klare Bilder auf einem 32-Zoll-Monitor an (hieß früher Fernseher). Ein Display von 17 Zoll ist zwar etwas kleiner, aber mit ein paar extra Euros für eine gute Grafik- und Soundkarte, einem Lautsprechersystem und noch ein paar Mücken für den Tuner macht man aus jedem PC spielend leicht einen TV-Set.

Nur Antimultimuffel kämen auf die Idee, stattdessen einen kleinen Farbfernseher für 98 Euro (aus dem Abverkauf von Aldi) neben ihren Monitor zu stellen oder einfach nur das Radio einzuschalten. Außerdem wäre das dann kein Multitasking mehr, sondern Multiusing und zudem schwere Sabotage am Umsatz von Microsoft, Intel und den Blödelmärkten und schädlich für die GEZ und das Steueraufkommen.

Apropos Steuer (etwas, was besonders multi ist): Stellt euch vor, Wolfgang Schäuble kauft sich keinen PC, sondern liest einfach nur die Anzeigen der Hersteller. Dann knöpft uns der Kerl doch glatt Vergnügungssteuer ab. Doch für diesen Fall hätte ich eine Lösung anzubieten, einen Antrag auf Steuerminderung wegen außergewöhnlichen Belastungen infolge ständig neu auftauchender Sicherheitslücken in nahezu allen Programmen und den Upate-Orgien von Windows.

Bliebe noch zu klären, was uns Anwender eigentlich in diese Multi-Ecke treibt bzw. uns Kerne sammeln lässt wie die Eichhörnchen?
Wir selbst sind es, denn das Marketing von Microsoft, Intel und Konsorten ist zwar Spitze, doch es weckt nur einen Bedarf. Der Bedarf als solcher muss in uns stecken, sonst könnte man ihn nicht wecken.

Oder kann man einen Bedarf implementieren, ihn injizieren oder wird er durch Viren übertragen? Ist Bedarf gar ansteckend? Er ist es, allerdings unterschiedlich.
Wie die neusten Forschungsergebnisse zeigen, steigt die Immunität überproportional mit dem Quantum an gesundem Menschenverstand.

Autor: WoSoft

Peter Wollschlaeger

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