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Die Saalschlacht - Part 5

Anfangs verlief das Fest harmonisch, die Kapelle spielte fleißig, es wurde getanzt und gelacht. Das änderte sich, als Carlos gegen Ende der Feier gebeten wurde, seinen zugesagten finanziellen Anteil am Fest zu übernehmen. Streit lag in der Luft. Carlos beschuldigte Franz und Tobias durch den ganzen Saal brüllend des Diebstahls. Was die zwei gestohlen haben sollten, wurde nicht ganz klar.

Franz war Zeit seines Lebens selbst so integer, dass er nie und nimmer stehlen würde, aber beweise das mal im Ausland. So übernahm der Genervte die gesamte Zeche von fast 5.000 Euro. Er war vorsichtshalber mit viel Geld angereist, um seinem Sohn und der Schwiegertochter ein schönes Fest zu bereiten und evtl. eine Hochzeitsreise finanzieren zu können.

Die Anschuldigung von Carlos wirkte wie ein verabredetes Signal. Der Streit eskalierte. Alle mischten sich ein, die Frauen kreischten und schrien dazwischen. Eine Frau aus der Gruppe der holländischen Gäste ergriff ein Geschenk von Rebecca an Tobias und wollte damit verschwinden. Gesche sah dies und stürzte sich auf die Diebin, das Gekreische wurde um einige Tonlagen höher. Um die Kraft der Stimmen hätte sie manche Sängerin beneidet. Das Gezerre um das Geschenk war ulkig. Die eine hielt fest, was sie behalten wollte, die andere zog heftig. Beide Frauen warfen sich schlimme Worte an den Kopf, die Ingrid noch nie gehört hatte, sinngemäß aber verstand. Würde Ingrid sie aufschreiben, dann wäre die Geschichte nicht mehr jugendfrei. In dem Kampf um das Geschenk siegte Gesche. Mit stolz erhobenem Kopfes ging sie zu Tobias und drückte ihm mit einem Augenzwinkern das Geschenk wieder in die Hände.

Damit war der Krach aber noch nicht zu Ende, denn eine andere der „Damen“ versuchte inzwischen, unbemerkt in all dem Trubel einen Kosmetikkoffer mit einem Zahlenschloss zu öffnen, in dem ein Teil der Geld-Glückwunschkarten lagen. Der Koffer wurde ihr aus den Händen gerissen und flog in hohem Bogen in die Ecke der deutschen Gruppe, die sofort einen Schutzwall darum bildete.

Die Gäste stieben förmlich auseinander, es herrschte das totale Chaos. Weitere Gebete mögen sich wohl ebenfalls erfüllt haben, die Schlägerei fand zum Glück hauptsächlich verbal statt. Es war ein Wunder, dass es nicht zum Handgemenge kam.

Als ob das nicht reicht, ereignete sich noch ein weiteres Drama. Rebecca war plötzlich völlig verändert und weigerte sich hartnäckig, ihrem Angetrauten zu folgen. Geübt im Keifen beschimpfte sie ihren Ehemann auf das Schlimmste. „Ich wollte nie mit dir zusammenleben, Ich hasse alle Deutschen und halte sie allesamt für Diebe. Von dir werde ich mich sofort wieder scheiden lassen. Du sollst nur zahlen.“ Scheinbar hatten Tochter und Vater einen perfiden Plan ausgeheckt.

Tobias beichtete, dass er sich vor der Heirat verpflichten musste, Rebeccas Tochter zu adoptieren. Auch wenn die Heirat ungültig wäre, mit dem monatlichen Unterhalt wäre er erpressbar.

Auch am Morgen nach der Hochzeit blieben die Bitten von Tobias erfolglos. Nach diesem Eklat setzte er sich wutentbrannt ins Auto und fuhr ohne seine Frau nach Deutschland zurück. Auf halber Strecke überlegte er es sich allerdings anders und kehrte wieder um, weil er, wie er sich ausdrückte "um die Familie kämpfen“ würde. Davon wurde ihm von Gesche und Jan dringend abgeraten, er käme in Holland in "Teufels Küche". Jan und Gesche mussten etwas unternehmen. Sie wandten sich an Rebeccas Großmutter. Diese hatte innerhalb des Familienclans großen Einfluss. Sie hörte von der Absprache und erfuhr, dass sich die holländischen Familienangehörigen mit den Geldgeschenken schäbig verhalten hatten. In den Umschlägen befanden sich zwischen einem und fünf Euro. Sie ließ Sohn Carlos wissen: „Sorge dafür, dass Rebecca und Kessi mit Tobias nach Deutschland reisen. Sollte dies nicht geschehen, werde ich, bis zu deiner Einsicht, dein Leben auf den Kopf stellen.“

So kam es! Tobias, der kaum glaubte, dass Rebecca ihn anhören würde, war überglücklich, als sie ihm versprach mit ihm zu fahren.

Wie sich das Leben dieser kleinen Familie entwickelte, blieb Ingrid verschlossen. Doch möchte die Autorin Tobias den Rat ihrer Mutter ans Herz legen:“ Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Besseres findet. Es gibt nicht nur ‚ne Hand voll, es gibt ein ganzes Land voll.“

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