Ein Bericht von Mitglied Bogus

Der Tag war angefüllt mit Ereignissen die teilweise Probleme bereiten und mir Sorgen machen, und ich war drauf und dran das Treffen zu vergessen. ››Ich werde nicht der erste und nicht der letzte sein, der eine Verabredung dieser Art sausen lässt‹‹, dachte ich.
Da ich es aber gewöhnt bin, das was ich sage und verspreche ernst zu nehmen und mich daran zu halten, habe ich mich trotz aller Unlust aufgerafft doch nach Göttingen zu fahren.
Es ist erstaunlich, wie alt ich auch werde, ich mache immer wieder Erfahrungen die mich eines Besseren belehren. Da dachte ich noch: Was wird dich schon erwarten? Vielleicht eine Handvoll abgeklärter Menschen im Rentenalter (wie ich), die die ersten Versuche an ihrem PC machen und sich nun in der Ecke der Gleichgesinnten zusammensetzen und über die Vergangenheit reden.

Auf dem Weg hatte ich dennoch die Hoffnung, von dem, was mich erwartete in irgendeiner Weise zu profitieren. Meiner Ansicht nach ist ein Gespräch unter Menschen fast immer bereichernd. Jedenfalls für den der zuhören kann, zu denen ich mich zähle. Ich wurde nicht enttäuscht.
Lieselotte, der Scout dieser Regionalgruppe, sprühte geradezu vor Energie und Tatendrang. Ich kenne zwar nicht ihr Alter, glaube aber um einiges jünger als sie zu sein. Im Stillen nahm ich mir vor, mir an ihr ein Beispiel zu nehmen und meine 66 Jahre nicht mehr als Argument zu benutzen um mich vor etwas zu drücken, das meinen Alltagstrott behindern könnte.
Da war ein Teilnehmer, ein bemerkenswerter Mensch. Er legt seine gesamte Energie in die Bemühungen, die Menschheit seinem Weltbild nach zu verändern. Es gibt ja nichts, aus dem man nicht noch Nutzen für sich ziehen kann. So saß ich da, hörte seinem Ärger zu und wunderte mich, wie gelassen ich mir das anhören konnte. Zuerst hatte ich ein starkes Gefühl des Mitleids in mir. >>Wie viel Kraft ihn das doch kostet<<, dachte ich so bei mir. Als dieses Gefühl abgeklungen war und einem Gefühl des Ärgers über die verlorene Zeit Platz machte, habe ich meine Gedanken zu dem Gesagten laut werden lassen und wir konnten uns anderen Themen zuwenden.
Erstaunlicherweise sprach niemand von Damals. Einer sprach gar nicht. Als ich, ich bin nun mal ein unverbesserlicher Nachfrager, nach dem Grund der Schweigsamkeit fragte, erfuhr ich von seinen Hörproblemen. ››Ich verstehe so wenig wenn ihr laut redet‹‹ antwortete er. Auf meine Frage, warum er nicht auf sein Handicap aufmerksam mache, beruhigte er mich mit den Worten, ››meine Frau erzählt mir zu Hause alles‹‹. Eine erstaunliche Argumentation. Hoffentlich kann ich mit ihm öfter über seine Sicht der Dinge reden oder schreiben. Es wäre bestimmt lehrreich für mich.
Wir waren neun zusammen und hatten wirklich einen schönen Abend. Das Treffen war von 18-20 h angesetzt. Die letzten, zu denen ich natürlich wieder gehörte, gingen um 10:30 h. Das sollte meine Einschätzung untermauern.

Vielleicht ist es den Mitgliedern ja möglich, Lieselotte bei ihren Bemühungen, ein reges Regionalgruppenleben zu organisieren, zu unterstützen. Ich persönlich werde mich jedenfalls, im Rahmen meiner Möglichkeiten, einbringen um dieses Ziel zu erreichen.

Zum Abschluss noch einen weisen Spruch.

Wenn es überhaupt einen Anspruch geben kann, dann den der Anspruchslosigkeit. Es gibt dabei kein richtig oder falsch. Das Einzige, was man falsch machen kann, ist zu sagen: "So ist es richtig." (Hubert von Goisern )

Autor des gesamten Artikels: Bogus