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"Wenn aus Gülle Strom wird..",
so lautete der Titel eines TV-Berichtes des NDR.
Jühnde liegt im Landkreis Göttingen, so war es klar, dass wir diese Anlage einmal besichtigen wollten. Auch einige Mitglieder der Kasseler Gruppe zeigten Interesse daran.

Panorame-01
Der erste Gesamteindruck

Der Begriff Bioenergiedorf bezeichnet eine Gemeinde, die ihren Energiebedarfs eigenstänädig aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugt. Dazu gehören auf den Feldern gewachsene Pflanzen wie sog. Tricitale (eine spezielle Züchtung aus Weizen und Roggen) Mais, Sonnenblumen, aber auch alle Wildpflanzen, wodurch z.B. die Spritzung der Felder mit Herbiziden gegen Unkrautwuchs entfällt, sowie nach der Getreideernte anfallendes Stroh, aber auch Baum- und Heckenschnitt aus den Gärten. Bei der Viehhaltung anfallende Gülle wird ebenso benötigt wie Holzhackschnitzel aus den dorfeigenen Wäldern (Restholzverwertung). Die Funktionsweise dieser Energieerzeugung wird nachstehend anhand der einzelnen Stationen und Bildern unseres Rundganges erläutert.

Neben der allgemeinen Verringerung des CO2-Ausstoßes gegenüber herkömmlicher Energieerzeugung. - es fällt nur soviel an wie durch Photosynthese beim Wuchs der Pflanzen in ihnen „gefangen“ wurde – entsteht weiterer ökologischer Nutzen, der sich aber für die Landwirte auch finanziell auswirkt. Es erfolgt eine Ganzpflanzenernte noch vor Erreichung der Vollreife, denn nur in der sog. Milchreife (bei Getreidearten) oder bei Grünernt enthalten die Pflanzen die mengenmäßig höchste Biomasse. Hierdurch verringert sich der Einsatz üblicher Pflanzenschutzmittel, weil Krankheiten und Schädlinge meist erst nach dieser Wuchszeit auftreten. Auch die Anbauzeit wird dadurch kürzer, was eine zweite Fruchtfolge ermöglicht. Gedüngt werden die Felder mit den nach der Verarbeitung in der Anlage anfallenden Gärrest. Das Entgeld für die von den Bauern angelieferte Biomasse erfolgt nach Gewicht – (Wiegung bei vollern und bei leeren Hängern) – und errechnet sich in Anlehnung an den jährlichen Getreidepreis.

Auch für Abnehmer der anfallenden Wärme muss ein finanzieller Vorteil entstehen, sonst fänden sich wohl kaum Haushalte, die sich an das Nahwärmenetz und an der Finanzierung der Sache beteiligen. In Jühnde wurde dies durch die Gründung einer Genossenschaft ermöglicht.

Zur örtlichen Orientierung hier drei Bildmontagen eines Rundumblicks von der Mitte der Anlage aus.

Panorama-03
Richtung west-nordwest
Panorama-02
Blick Richtung Norden
Panorama-04
Blick Richtung Süden

Nach einer Woche voller Regen und Kälte freuten wir uns am 1. Juli 2007 über diffusen Sonnenschein an diesem Sonntagvormittag, mussten wir doch nach einem kurzen Einführungsvortrag - hier vor dem Verwaltungshäuschen - ständig im Freien, auch über teilweise unbefestigte Wege laufen.

Vor der Führung - Bildmontage

Blickpunkt, auch aus der Ferne schon, sind natürlich die zwei Kuppeln der Anlage, die fast an Atomkraftwerke erinnern, unter denen aber nichts anderes als einfache Behälter sind. Im Hintergrund der Fermenter, in dem die abgelagerte Silage zusammen mit Gülle zur Gärung gebracht wird. Der vordere Behälter dient der Reste-Zwischenlagerung und Nachgärung.




In der 280 cbm fassenden Güllevorgrube wird unterirdisch die Gülle gelagert.


Unser Besuch erfolgte gerade zur Erntezeit der Tricitale, die von den Bauern bereits gehäckselt angeliefert und aufgeschüttet wird.



Schwere Trecker fahren sofort darauf herum, um die Masse zu verdichten und zu verfestigen.

Aufgeteilt in drei Einzelbereiche hat die gesamte Siloanlage ein Volumen von 8.000 cbm, berechnet und ausreichend für ein ganzes Jahr. Zur Zeit der neuen Ernte, wie bei unserem Besuch, sind die Silageflächen allerdings weitgehends leergeräumt.




Um einen besseren Überblick zu erhalten, gehen wir neben den Siloflächen nach oben.

In den luftdicht verschlossenen Silagen setzt – wie z. B. beim Ansetzen von Sauerkraut – eine Milchsäuregärung ein, die das Material weit über ein Jahr hinaus lagerfähig macht. Die Silageflächen befinden sich direkt gegenüber dem Fermenter.

Silagen-Montage

Mittels des vor dem vorne zu sehenden Transportgerätes, dessen Volumen etwa einem Tagesbedarf entspricht, wird die Silagemasse in den Fermenter befördert. Gülle wird zugepumpt, alles besonders an kälteren Tagen erwärmt und ständig durch ein Rührwerk in Bewegung gehalten.
Das hierbei entstehende Methangas steigt nach oben und wird zwischen zwei luftdichten Folien gesammelt und in das daneben stehende Blockheizkraftwerk geleitet. Überschüssiges Gas fackelt man ab.Die Rückstände der Silagemasse sammelt man im dahinter, etwas tiefer liegenden Zwischenlager, dessen Aufbau dem des Fermenters ähnelt, weil auch hier noch restliches Methangas sich bilden kann.

Hier im Blockheizkraftwerk verbrennt das Gas in einem speziell aufbereitetem Motor, der einen Generator antreibt.

Der so entstandene Strom wird allerdings ins öffentliche Netz eingespeist, die dafür erhaltene Vergütung zum Betrieb und in die Erhaltung der Anlage sowie zum Zinsabbau erhaltener Kredite investiert.

Die dabei anfallende Wärme nutzt man über einen Wärmetauscher zu geringem Teil für die Erwärmung des Fermenters. Das auf diese Weise bis zu 80 Grad C erwärmte Wasser fließt über ein eigens neu verlegtes Nahwärmenetz zu den angeschlossenen Haushalten, wo es direkt als Heizungswasser Verwendung findet. Die Brauchwassererwärmung in den Haushalten findet mittels Wärmetauscher statt.

In den Wintermonaten reicht die mittels Biomasse im Blockheizkraftwerk erzeugte Wärmemenge nicht ganz. Deshalb wurde zusätzlich ein Holzheizwerk installiert. Hier auf dem Bild die Lagerstelle der dafür verwendeten Holzhackschnitzel. Auch während der Wartungsarbeiten an der übrigen Anlage wird es eingesetzt.
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Geländemäßig etwas unterhalb der Lagerstätte steht (auf dem Bild hier hinter den Metalltürmen) das Holzschnitzelheizheizwerk. Die Holzschnitzel rutschen sozusagen direkt vom Lager in den Brennofen.
Von hier aus erfolgt auch die Warmwasserverteilung für das Dorf. Die beiden Silberbehälter sind gut isolierte Vorratsboiler, damit immer genug Warmwasser zur Verfügung steht.


Damit bei zu feucht angelieferten Holzschnitzeln kein Verrottungsprozess während der Lagerung eintritt, baute man auch eine Holzschnitzeltrocknungsanlage.

Für wenige Tage im Jahr mit ganz tiefen Temperaturen unter –18 Grad C oder zur Absicherung bei Totalausfall gibt es vorsorglich noch einen mit Öl betriebenen Spitzenlastkessel.

Wer sich für nähere Einzelheiten interessiert, kann diese auf der Webseite des Bioenergiedorfes tun. Dafür bitte hier klicken

Autor: Otima

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