Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

Für Gestaltung und Inhalt dieser Regionalseiten sind ausschließlich die jeweiligen Regionalbotschafter verantwortlich. Die von den Regionalbotschaftern eingegebenen und heraufgeladenen Inhalte unterliegen grundsätzlich weder einer Kontrolle durch Feierabend, noch nimmt Feierabend hierauf Einfluss. Hiervon ausgenommen sind werbliche Einblendungen und Beiträge die von Feierabend direkt eingestellt wurden und als solche gekennzeichnet sind.
oberund faulersee

Der faule Ober

Ein Rundgang mit Eberhard Seidenberg

Den Sammelpunkt hat Eberhard sehr gut gewählt, direkt vor einer Brauerei, wieso gehen wir eigentlich weiter? Die schlechte Nachricht: Das Löwenbräu heißt heute Schultheiß und wird nicht mehr hier, sondern in der ehem. Ho-Chi-Minh Straße gebraut. Leider versteckt sich das Löwenrelief unfotografierbar hinter dichtem Grün...

Wir lassen die zum Caritas Seniorendomizil mutierte Brauerei rechts liegen und erreichen den Obersee. Leider bin ich mathematisch unbegabt, sonst würde ich jetzt vorrechnen, wie viel Löwenbräu die Berliner hätten trinken müssen, um den Obersee (Der Name stammt aus der Zeit, als die Kneipen noch keine Personaltoiletten hatten und die Ober an den See gehen müssen mussten) einmal trockenzulegen...

Eberhard gibt die offizielle Geschichte zum Besten: Der „Obersee“ hat einen höheren Wasserspiegel als der Orankesee. Gab eben viele Ober, die „Seen“ machten.

Der See übt offenbar starke Anziehungskraft auf Frauen aus. Sind die aktuell vorhandenen noch zumindest bikinisert, geht es bei der Kunst zur Sache. Die „Sonnenanbeterin“ von Eberhard (nein, nicht „unserem“, sondern von E. Bachmann) kommt wohlbronziert ohne störende Textilitäten aus. Die „Trümmerfrau“ (ebenfalls von E.B.) vom Weissensee sozusagen auf Urlaub.

Der Wasserturm der Brauerei steht noch. Wenn auch der Wassertank, der ästhetischen Anwohnern dornige Augen machte, verschrottet wurde. Heute ist der Restturm ein Restaurant. Leider geschlossen.

Wir nähern uns der nächsten Nackten, verträumt (oder traurig) sitzt sie am Ufer. Soll aus Beton/Marmor usw. sein. Eberhard schlägt einen „Klopftest“ vor. Wie sagte Wilhelm Busch: „...und da das Ganze ein Symbol, so kann´s nicht schaden, wenn es hohl...“ Klingt leer, nix Beton!

Dafür, dass sie gerade ´mal ein Jahr alt ist, gut entwickelt...sie ersetzt die (vermutlich von Metalldieben) geklaute Plastik „Der Sommer“. Jetzt müssen wir wohl Diebe von Berliner Luft fürchten, denn geschaffen wurde das „Leergut“ in Weissensee.

Eng verwandt ist diese Wikingerbraut „Oranke“ mit der Loreley. Nur, dass Erstere wegen Untreue verdammt ist... Männer in den feuchten Abgrund zu ziehen. Zum Glück nur nächtens.

Einen Angler sehen wir nicht, also können wir unseren „munteren“ Reden freien Lauf lassen. Die Anwohner, erst Offiziere der roten Armee, dann Stasigrößen, sind heute konspirativ in ihrem „Anglerverein“ organisiert (Tagesspiegel, 11.03.2013).

Über einen nicht ungefährlichen (Wikingerprinzessin ist nahe!) Uferpfad erreichen wir die „Schmidt Villa“ eines Druckers von 1909. Klassischer, wilhelminischer Protzbau. Nun ja, die Hohenzollern wie auch ihre Windsor Verwandten in dem „Perfiden Albion“ waren halt nicht so adelig, wie sie das gerne gehabt hätten, da muss man dann ordentlich auf den Putz hauen, und das Volk macht mit.

Eigentlich ist die Oberstraße keine „Ober“- sondern eine „Drucker“-strasse. Auch die „Lemke Villa“, entworfen von Mies van der Rohe, hatte einen Drucker als Bauherrn. Ein wunderbarer Bau in seiner Schlichtheit.

Wie Eberhard in seiner Vorinformation erwähnt, ist Mies auch der Schöpfer der Nationalgalerie West. Mein Professor erzielte seinerzeit ein kollektives Lachen, als er feststellte, wir ständen nunmehr in der Abfüllhalle der Bacardi Rumfabrik für Cuba (nicht gebaut). Und das war in der Tat der Entwurf, den Mies aus seinem Archiv zog, als Westpolitiker ihn nervten, etwas Bedeutendes für die BRD zu bauen. Aber nicht ganz falsch..., ein nettes Fläschchen würde doch so manche Kunst erträglicher machen...Die Mitarbeiter werden weiter leiden. Das Gebäude ist für cubanisches Klima entworfen...und reagiert auf das Berliner Wetter nicht adäquat; Änderungen bei der laufenden Sanierung verhindert der Denkmalschutz.

Viel spannender ist eine Berliner Besonderheit: Mies entwarf 1926 das „Sozialisten“ - Denkmal (auf Veranlassung des späteren Präsidenten der DDR, W. Pieck), zur Erinnerung an Rosa Luxemburg und andere, das die Nazis 1935 abbrachen und nie wieder aufgebaut wurde. Heute steht auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde ein „Denkmal für das Denkmal“...Ob Rosa sich auf dem neuen Sozialistenfriedhof neben Walter U. wohlfühlt, ist eine andere Frage.

Unter dem Baum im Garten der Villa bleibt auf „Miesen Liegen“ Zeit für Schwätzchen. Weiter zum Faulen See.

Der entpuppt sich als strohtrocken...Naja, die Eiszeit, die ihn schuf, ist nun auch schon eine Weile her. Zum Glück halten Jogger und Hundehalter die Wege frei. Sonst hätten wir Macheten mitbringen müssen, was ja derzeit nicht ganz ungefährlich wäre.

Wir besichtigen ein Herrchen mit klassischem „Goethe“ (Weimaraner) – Hund. Ob Goethe tatsächlich so einen hatte, entzieht sich meiner Kenntnis, aber mit Sicherheit sein Herzog, denn der Weimaraner, dessen Zucht damals begann, ist ein typischer Jagdhund.

Durch ein gepflegtes Wohnviertel; aufgemotzte Platte oder Neubau?; erreichen wir ein indisches Restaurant. Zum guten Essen gibt es Live Musik, „Concerto für Kettensäge und Kommandogesang“ (Die Bäume vorm Haus werden zurückgeschnitten).

Vom „faulen“ See psychisch vorbelastet, sind wir zu faul, zu den miesen Liegen zurückzukehren, das Mittagsschläfchen findet im heimischen Bett statt.

...und dann hatten wir wie immer noch Eberhard-Wetter. Kannst Du nicht öfter Exkursionen machen? Wir werden dann zwar nicht immer mitkommen, haben aber Superwetter!

Hier geht es
zu meinen Bildern

Autor: Kraeuterfels

25.08./28.08.2016

Blauer Strich

Artikel Teilen

 

Artikel bewerten
4 Sterne (12 Bewertungen)

Nutze die Sterne, um eine Bewertung abzugeben:


6 6 Artikel kommentieren

Regional > Berlin-Mitte > Wanderungen > 2016 - Wandern > Wanderung am Obersee