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"Last Christmas" im Juli oder die Frage nach den Ohrwürmern

Es ist ein ganz normaler Julitag und plötzlich dringt es aus dem Nichts in Dein Bewusstsein: "Last Christmas, I gave you my heart..." Ja, Du hast richtig gehört. Das weltberühmte Lied von Wham!, mitten im Sommer, an einem Strand weit weg von jeglichen Weihnachtsmärkten. Ein Ohrwurm hat sich seinen Weg in Deine Gedanken gebahnt und weigert sich zu gehen. Aber wo kommt dieser Ohrwurm her und was passiert eigentlich in Deinem Gehirn, wenn Du einen hast? Wir tauchen ein in die Welt der Ohrwürmer und lernen, wie sie entstehen, was ein Lied braucht, um ein Ohrwurm zu werden und – vielleicht am wichtigsten – wie Du sie wieder loswirst.

Der Ursprung des Ohrwurms

Zeichnung eines Ohrwurms

Ohrwürmer – oder im Fachjargon "Involuntary Musical Imagery" (INMI) – sind nicht neu. Sie haben schon Generationen von Menschen begleitet, lange bevor sie ihren Namen erhielten. Ursprünglich kommt der Begriff aus dem Deutschen und bezeichnete einen Wurm, der in das Ohr kriecht und das Gehirn befällt, ein Bild, das den unaufhörlichen, sich wiederholenden Charakter der musikalischen Gedanken, die wir Ohrwürmer nennen, treffend einfängt.

In der Forschung gibt es verschiedene Theorien, woher Ohrwürmer kommen. Einige Forscher glauben, dass Ohrwürmer eine Art Nebenprodukt unserer evolutionären Entwicklung sind. Die Fähigkeit, Muster und Melodien zu erkennen und zu reproduzieren, war für unsere Vorfahren von Vorteil, etwa bei der Kommunikation oder der Orientierung. Heute erleben wir diese Fähigkeit oft in Form von Ohrwürmern.

Ohrwürmer im Gehirn

Doch was passiert in Deinem Gehirn, wenn Du einen Ohrwurm hast? Es ist eine faszinierende Kombination von Gehirnarealen und Prozessen. Wenn Du ein Lied hörst, aktiviert es verschiedene Bereiche Deines Gehirns, darunter die auditiven Kortexbereiche, die mit dem Hören zu tun haben, und die motorischen Bereiche, die mit Bewegung und Rhythmus zu tun haben.

Wenn ein Lied zum Ohrwurm wird, scheinen diese Bereiche zusammenzuspielen, um die Melodie und den Rhythmus des Liedes immer wieder neu zu erzeugen. Außerdem scheint das Belohnungssystem des Gehirns eine Rolle zu spielen, das Dopamin freisetzt, wenn wir Musik hören, die wir mögen. Das erklärt vielleicht, warum Ohrwürmer oft Lieder sind, die uns gefallen – oder zumindest Lieder, die wir gut kennen.

Wann wird ein Lied zum Ohrwurm?

Zeichnung eines Ohrwurms

Obwohl es keine exakte Wissenschaft dafür gibt, was ein Lied zu einem Ohrwurm macht, gibt es einige Faktoren, die dazu beitragen können. Dazu gehören einfache, repetitive Melodien, die leicht zu merken sind. Ebenso sind Lieder mit einem einprägsamen Refrain oder einem unerwarteten musikalischen Twist gute Kandidaten. Persönliche Assoziationen und Emotionen spielen auch eine Rolle. Ein Lied, das mit starken Gefühlen oder Erinnerungen verbunden ist, kann leichter im Kopf haften bleiben als eines, das man eben mal nebenher beim Einkaufen gehört hat. Und auch die Häufigkeit, mit der Du ein Lied hörst, kann einen Unterschied machen. Lieder, die oft im Radio gespielt werden oder die Du selbst oft hörst, haben eine größere Chance, Ohrwürmer zu werden.

Den Ohrwurm loswerden

Jetzt zur Preisfrage: Wie wirst Du einen Ohrwurm los? Eine endgültige Antwort gibt es leider nicht, aber zumindest doch einige Ansätze. Eine Methode besteht darin, das Lied tatsächlich ganz durchzuhören. Manchmal hat unser Gehirn den Drang, unvollständige Aufgaben abzuschließen, und wenn wir nur einen Teil eines Liedes hören, kann es sein, dass unser Gehirn das Lied immer wieder abspielt, um es "abzuschließen".

Eine andere Methode ist Ablenkung. Wenn Du Dich auf etwas anderes konzentrierst, etwa ein anderes Lied oder eine Aufgabe, die Deine volle Aufmerksamkeit erfordert, kann das helfen, den Ohrwurm zu vertreiben.

Wenn nichts anderes funktioniert, kann es auch helfen, den Ohrwurm zu akzeptieren und ihn einfach seine Melodie spielen zu lassen, bis er von selbst verschwindet. Manchmal ist der Versuch, einen Ohrwurm loszuwerden, genau das, was ihn am Leben hält.

Fazit

Ohrwürmer sind eine faszinierende Manifestation der Kraft unserer Gehirne, Musik zu erkennen, zu reproduzieren und sich daran zu erinnern. Sie können irritierend sein, vor allem wenn es sich um "Last Christmas" im Juli handelt, aber sie sind auch ein Beweis für unsere tiefe Verbindung mit Musik und Rhythmus. Und wer weiß? Vielleicht ist der nächste Ohrwurm, der sich in Deinem Kopf festsetzt, ein Lied, das Du lieben wirst.

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