Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

6 4

Tag der offenen Tür im Altersheim

Von KlausNormal Dienstag 05.06.2018, 17:04


Vorab, ich nenne den Namen des Altersheimes nicht, da ich weder positive noch negative Werbung für ein bestimmtes Altersheim machen möchte. Zumal es mir hier um grundsätzliche Dinge geht.
Viele sprechen von Seniorenresidenz oder betreutem Wohnungen. Für mich ist das alles im Kern Altersheim. Auch die Raumpflegerin putzt immer noch in erster Linie und pflegt nicht den Toilettenraum.
Das es im Prinzip um ein Altersheim geht, fängt schon mit der Tatsache an, daß man in diesem Fall mindestens 65 sein muß, um dort überhaupt einen Platz zu bekommen. Zieht man dort mit einem Partner ein, muß dieser mindestens 60 Jahre alt sind.
Es gab 2 Tage hintereinander jeweils 3 Führungen. Geführt wurden in meinem Fall 15 Leute. Alle Fragen wurden beantwortet. Schon auf dem Weg zur Rezeption war mir aufgefallen, daß es in diesem Altersheim nicht nur Bewohner mit Rollstuhl oder Rollator gibt.

Das Altersheim hat circa 120 Bewohner und 22 Parkplätze für die Bewohner. Es gibt also in diesem Altersheim Bewohner die noch Auto fahren. Man kann das natürlich auch andersherum sehen, in dem man darauf hinweist, daß für manche Senioren das Autofahren leichter ist als sich zu Fuß fortzubewegen.

Im Folgenden spreche ich von Apartments, weil die meisten Apartments dort mehr als 1 Zimmer haben. Die Apartments sind nicht möbliert. Folglich bringt jeder Bewohner seine eigenen Möbel mit.

Rauchen und Alkohol und Internet

Man darf in seinem Apartment rauchen. Wenn man beim Einzug darauf hinweist, daß man vorhat in seinem Apartment zu rauchen.
Im Supermarkt des Hauses war das Angebot an alkoholischen Getränken so vielfältig, daß es für einen Normaltrinker locker ausreicht.
Das Haus wird zwar aus Sicherheitsgründen um 22 Uhr abgeschlossen, aber Nachtschwärmer werden trotzdem noch zu jeder Zeit reingelassen.
Auch sonst hatte ich nicht den Eindruck, daß man dort als Bewohner gegängelt wird. Einmal im Jahr gibt es eine Vollversammlung, wo jeder Bewohner in Anwesenheit aller Entscheidungsträger seine Beschwerden offen vortragen kann.

Wer im Apartment einen Internetanschluss haben möchte, bekommt einen. Das bedeutet im Umkehrschluss, daß für die jetzige Generation der Bewohner das Internet nicht so wichtig ist, daß man den Internetanschluss standardmäßig anbietet. Da bin ich mir sicher, das wird sich absehbarer Zeit ändern. Das fängt jetzt schon damit an, daß Senioren Skype-Kurse angeboten werden. Damit diese mit Hilfe von Skype Kontakte nach außen pflegen können.

Kein Fernsehraum

Es gibt keinen Fernsehraum, weil die Bewohner keinen Fernsehraum wollten. Auch das ist für mich ein Indiz, daß in diesem Altersheim nicht über die Köpfe der Bewohner hinweg entschieden wird.

Gymnastikraum statt Indoor-Swimmingpool

Im Gymnastikraum kann zweimal die Woche getanzt werden oder eben auch, wie der Name des Raumes schon sagt, Gymnastik betrieben werden.
Ebenfalls 2mal die Woche fährt man mit den Bewohner zum externen Schwimmen. Am Anfang gingen da regelmäßig über 10 Leute mit, jetzt sind es weniger als 4 Leute.
Der mal angedachte Indoor-Swimmingpool wäre also rausgeschmissenes Geld gewesen. Neben den Baukosten wären noch weitere Kosten wie z. B. für die Einstellung einer Rettungskraft, vornehm als Bademeister bezeichnet, entstanden.
Letztendlich müssen solche Kosten von den Bewohner mitbezahlt werden. Auch von denjenigen, die nie schwimmen wollen.
Daher zeichnet sich ein gutes Altersheim auch dadurch aus, daß es nur sinnvolle Investitionen tätigt.

Die gefühlte Atmosphäre in diesem Altersheim

Vor jedem Apartment gibt es ein recht großes Namenschild der Bewohner. Eben weil auch die Sehkraft und das Namensgedächtnis mit dem Alter schlechter werden kann.

Das Altersheim verteilt einmal im Monat die Zeitung des Altersheimes. Da waren Fotos und Namen der Bewohner zu sehen. Wer z. B. einen Schachpartner im Altersheim sucht, kann hier inserieren.

Bei der Führung wurden auch bewohnte Apartments angeschaut. Teilweise waren die Bewohner bei der Begehung Ihres Apartments anwesend, teilweise nicht.
Das ist für mich auch ein Indiz für eine gute Atmosphäre. Oder würden Sie so ohne weiteres 15 wildfremde Leute in Ihr Apartment reinlassen? Die bleiben dann nämlich nicht im Türrahmen stehen, sondern stiefeln auch in Ihr Schlafzimmer und in Ihre Toilette.

Probewohnen

Das Beste was mir an diesem Altersheim gefallen hat, war daß man dort für 3 Monate probewohnen darf. Dafür wird ein relativ kleines, möbliertes Apartment zur Verfügung gestellt. Ich denke, daß es beim Probewohnen nicht in erster Linie auf das Apartment ankommt. Sondern darauf, ob einem der Tagesablauf, die Umgebung und die Atmosphäre im Altersheim gefallen. Das alles läßt sich bei einer Führung nämlich nicht so schnell checken, wie besichtigte Räume und eventuell auch Grundrisse der Apartments.
Die Apartments waren alle gut geschnitten, so daß bei dem ersten Eindruck die Apartments größer erschienen als es der qm-Anzahl entspricht.
Die Baderäume waren natürlich altersgerecht. Viele Haltegriffe, begehbare Duschen, eine Leine mit der man durch Ziehen einen Alarm auslösen kann, etc. Alles so geräumig, daß man nicht Ellenbogen oder Knie verletzt. Zum Duschen muß man da nicht in die Badewanne reinkrabbeln.

Die Küchen in den Apartments sind gut genug, daß man sich (und seinen Partner) von dem angebotenen Speiseplan abkoppeln kann.
Bei der Führung hätte man auch für 15 Euro an einem der 3-Gänge-Menüs teilnehmen können. Damit man sich testweise von der Qualität der Küche überzeugen kann. Ich habe das Angebot nicht angenommen, aber ich finde es gut, daß auch in diesem Punkt versucht wurde, Transparenz herzustellen.

Motive für den Einzug in dieses Altersheim

Wer alleine wohnt, ist wahrscheinlich eher geneigt in ein Altersheim einzuziehen. Das muß aber nicht pure Einsamkeit sein. Denkbar sind auch andere Fälle. Z. B., daß beim Nachbarn eingebrochen wurde und man sich deswegen allein daheim nicht mehr sicher fühlt.

Auch von einem Altersheim, bei dem der Eindruck entstanden ist, daß die Atmosphäre gut ist, sollte man nicht zu viel erwarten.
Alleine schon, daß kein gemeinsamer Fernsehraum gewollt war, zeigt Grenzen auf.
Wer in seinem Leben nie gesellig war, warum sollte der dann im Altersheim richtig aufblühen?
Auch kommunikativ starke Leute müssen erstmal – wie sonst überall auch – im Altersheim Gleichgesinnte finden.

Liquiditätscheck und Gesundheitscheck

Über Rente und Vermögen muß nachgewiesen werden, daß man die monatlichen Kosten für das Altersheim bezahlen kann. In einigen Fällen wurden auch Bürgen zugelassen. Meines Erachtens kann es sich dabei nur um eine selbstschuldnerische Bürgschaft handeln. Mit irgend einer weichen Absichtserklärung eines Dritten würde ich mich jedenfalls nicht zufrieden geben.

Einen Gesundheitscheck im engeren Sinne gibt es nicht. Da muß also niemand eine Urinprobe mitbringen.
Man setzt sich da zusammen und beredet die Dinge. Ein Altersheim ist kein Pflegeheim. Auf der anderen Seite müssen Sie auch nicht kerngesund sein.
Ich denke, es ist auch im Interesse der Bewerber die Karten offenzulegen. Alleine die Küche muß sich ggf. auf Sie einstellen, falls Sie irgendwelche Allergien haben.
Die Möglichkeit einen guten Service im Altersheim zu bieten, ergibt sich nur dann, wenn das Service Personal weiß, wo es Rücksicht zu nehmen hat oder auch wo es betreuen muß.

Zumindest Leute wie ich, gehen erst dann in ein Altersheim wenn irgendeine Art und Weise der Betreuung notwendig geworden ist.

Altersstruktur der Bewohner

Das hatte ich vergessen zu fragen. Aber von einem anderen Altersheim weiß ich , daß Bewohner zwischen 70 und 80 Jahre alt sind. Der Rest der Bewohner ist älter.

Zum Schluß möchte ich noch kurz auf mein E-Book „Älter werden im (unfreiwilligen?) Ruhestand. Na und! Scheißegal!“ verweisen, das bei Amazon gekauft oder ausgeliehen werden kann. Das Thema „Altersheim“ steht dort nicht im Vordergrund.

Klaus Normal

Du möchtest die Antworten lesen und mitdiskutieren? Tritt erst der Gruppe bei. Gruppe beitreten

Mitglieder > Mitgliedergruppen > Wohnen im Alter > Forum > Tag der offenen Tür im Altersheim