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Einige Neuigkeiten über den Erdkern

Von Nordlichter Samstag 28.01.2023, 22:46 – geändert Dienstag 31.01.2023, 12:50

Eine planetare, überraschende Entdeckung vorweg: Unsere Erde rotiert langsamer. Man merkt einen Bremseffekt, der bedeutend ist, wenn auch sehr schwach. Durch die Verlangsamung der Erdrotation, verlängern sich die Tage. Es ist nicht so, dass wir es schon merken, aber sie werden doch länger, und zwar um 1,78 Millisekunden.
Die Anziehungskraft des Mondes ist für einen Großteil dieses Bremseffekts verantwortlich, der Mond ist aber nicht allein daran schuld - und hier ist die Neuigkeit!

Ein chinesisches Team von Geo-Forschern an der Beijing Universität/ Peking, China, hat in einer neulich veröffentlichten Studie herausgefunden, dass der feste Erdkern der Erde auch ziemlich träge geworden ist, bzw. seine Superrotation einige Jahre pausiert hat, ja, sogar ein bißchen rückgängig wurde.

Superrotation des Erdkerns wird die "Extra-Geschwindigkeit" des Kerns genannt.
Es heißt generell, dass der feste (innere) Erdkern schneller rotiert, als der Rest des Planeten. Dieser Überschuß an Geschwindigkeit nennt man Superrotation.
Nun sagen die Chinesen, dass diese Superrotation des Erdkerns einige Jahre (bis 2009) einfach... pausiert hat!
Das war zwar nicht das erste Mal, es überrascht trotzdem und man fragt sich, was das zu bedeuten hat.

Man hat z.B. beobachtet (bzw. gemessen), dass der Erdkern an der Grenze zum Erdmantel bestimmte geodynamische, seismische Prozesse aufweist, für die (indirekt) ein Klimaeffekt verantwortlich sein könnte, erklären einige Geologen.
Ein Phänomen davon ist, z.B. folgendes: Weil die Eiskappen der Erdpole (schon seit der letzten Eiszeit!) schrumpfen, hat sich die Last (das Gewicht) des Eises auf die Erdkruste verringert, und die Erde "federt" ein bißchen. Man kann dies mit einem Ball vergleichen, der "zurück federt" - zwar langsam, in Zeitlupe, aber sie tut es.
Trotzdem verändert diese polare Hebung die Form der Erde!
Also auch ihre Rotation und implizit die Rotationsgeschwindigkeit.

Mehr noch: Catherine Hohenkerk, vom Royal British Nautical Almanac Office, Taunton, und ihr Team fanden ganz neue Werte der Erdrotation für die Laufzeit zw. 720 v. Chr. und 1600, die zu Rückschlüsse auf die damalige Rotation der Erde führen.
Fazit: Die Erde wird tatsächlich langsamer. So auch ihr innerer Erdkern, dessen Rotationsgeschwindigkeit allerdigs schwankt. Warum ist aber der feste Erdkern mal schneller und mal langsamer als der Rest des Planeten?
Es gibt Vermutungen, aber auch Messungen.

Das zu wissen ist in der Tat wichtig, denn der feste Erdkern ist ein Dynamo und wir existieren nur dank ihm! Ohne diesen Dynamo (ständig in Bewegung!) gäbe es kein Erdmagnetfeld, das uns gegen die Sonnenstrahlung und generell gegen die Weltraumstrahlung schützt.
Und die Erde hätte auch keine Atmosphäre mehr, sie wäre ein toter Planet, wie Mars.

Zurück zum Erdkern: Der feste Erdkern rotiert schneller, als der Rest des Planeten (z.B. als der Erdmantel, den der äußere Erdkern angrenzt), a b e r : Er ist nicht so schnell, wie früher gedacht.
Man glaubte bisher, dass diese Superrotation des Erdkerns 1 Grad pro Jahr misst. Das stimmt nach neuen Messungen nicht, denn Forscher entdeckten neulich, dass die Superrotation 1 Grad in... einer MIllion Jahren schneller wird. Ein kleiner Unterschied, nicht wahr?

Messungen zeigen zugleich, dass Unterschiede zwischen der Ost - und Westseite des inneren Erdkerns gibt!
Während die Osthemisphäre eine schnelle Wellenbreitung in allen Richtungen erlaubt, wandern die Wellen in der Westhälfte langsamer und auch nicht in allen Richtungen. Warum? Man weiß es nicht.

Der feste (innere) Erdkern kann separat vom Außenkern (flüssigem Kern) rotieren!
Um 2009 hat der feste Erdkern aufgehört sich schneller als der Rest des Planeten zu rotieren. Für wie lange?
Es gibt mehrere wissenschaftliche Szenarien, was richtig ist, lässt sich noch nicht sagen.

Das bedeutet auf jeden Fall, dass der Erdkern unregelmäßig rotiert - nach Lust und Laune, sozusagen. Das ist aber nicht das erste Mal, dass er das tut. In den 1960er wurde Ähnliches beobachtet. Man geht davon aus, dass der Erdkern eine Art Superrotation-Zyklus hat, dem er alle 60-70 Jahren folgt.
Wird das alles Einfluß auf das Klima haben, auf das Leben auf der Erde überhaupt?
Man kann noch keine Antworten geben.

Bei der Frage, warum sich der innere Erdkern "so komisch" verhält, meinen einige Wissenschaftler, dass es nicht unmöglich sein könnte, dass die Erde aus... zwei Erden besteht. Sehr gewagte Idee, ich weiß.
Es heißt, bei ihrer "Geburt" passierte es eine gewaltige Kollision der Erde mit einem anderen Himmelskörper (das kennen wir).
Die Theorie besagt bekannterweise, dass der andere Himmelsörper die Urerde nur oberflächlich schleifte, und die herumfliegenden Stücke sich zu dem späteren Mond "formierten".

Es gibt einige mutige Forscher, die meinen aber, dass dieser Kollisions-Himmelskörper genausogut die Urerde kräftiger getroffen haben könnte, und auch... mitten in ihrem "Bauch" geblieben sein könnte.
Deswegen sei der Erdkern so unregelmäßig in Rotation, mit Zyklus-Pausen und unterschiedlichen Stärke nach Osten bzw. nach Westen,
Viele heiße Theorien...



Und man bedenke, dass das Ganze 7000 Km unter unseren Füßen passiert!



Quellen:
Space.com
Nature Briefing
Nature
Nature Geoscience
Spektrum.de
Scinexx
Science Advances
Proceedings of the Royal Society A
n-tv/ WIssen.de
Planet Wissen
Frakfurter Allgenmeine Zeitung
Merkur
Augsburger Allgemeine


Bild 1: Der innere Kern der Erde, Foto: Rost9D/ Getty Images
Bild 2: Der Erdkern dreht sich allmählich langsamer, Foto: NASA
Bild 3: Der feste Erdkern, Foto: fpu/Getty Images
BIld 4: Der innere Kern der Erde, Mach dich schlau/ Blog
Bild 5: Aufbau der Erde: fester Erdkern (grau), flüssiger Erdkern (gelb), Erdmantel (rot+grün), dünne Erdkruste,
Foto IStock

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