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Liebesbrief mit Plaumenkuchen

Von ehemaliges Mitglied Dienstag 18.02.2020, 05:13 – geändert Dienstag 18.02.2020, 09:19

Ich weise daraufhin das ALLE Rechte bei mir liegen und Kopieren nur mit meinem Einverständnis erlaubt werden!


Als ich von der Arbeit nach Hause laufe, sehe ich auf dem Bürgersteig vor dem Seniorenwohnstift in meiner Straße einen Karton liegen. Als ich den Deckel zur Seite biege, entdecke ich darin eine uralte Schreibmaschine. Ich sehe mich um. Kein Mensch weit und breit. Ich hebe das alte Schmuckstück vorsichtig heraus und trage es nach Hause.
Es befindet sich ein Bogen Papier in der Maschine. Die obere Hälfte hängt wie eine welke Blume nach unten. Als ich sie nach oben klappe, wird das Papier zum Brief: Eine Dame mit dem Namen Elisabeth M... schreibt ....

Mein teurer Max,
da wir uns nun seit so vielen Jahren kennen, 65 Jahre, um genau zu sein, will ich dir endlich das Rezept von dem gebackenen Pflaumenkuchen verraten, der dir immer so gut schmeckt, wenn Du bei mir bist. Du hast gesagt, ich wäre eine sture Geheimniskrämerin. Aber Max, es gibt zwei Dinge die eine Dame von Welt nicht verraten sollte: ihr Alter ihr bestes Rezept und ihre sxuellen Erfahrungen mit ihren Verehrer. Mit Schönheit kann eine alte Schachtel wie ich nicht mehr glänzen. Aber mein Pflaumenkuchen, lieber Max, der ist eine Granate!
Daher ist meine Sorge die: Wenn ich dir nun das Rezept verrate und Du dich selber mit gebackenem Plaumenkuchen verköstigst, wirst Du dann noch die gute, alte (wie alt bleibt ein Geheimnis) Elisabeth besuchen? Versprichst du mir hier und jetzt, dass Du mich trotzdem nicht vergessen wirst? Denn, mein lieber Max, ich muss dir sagen, dass ich dich mit jedem Jahr noch ein wenig fester in mein Herz geschlossen habe. Und es sind ja nun nicht gerade wenige Jahre!
Nun gut, genug geplaudert. Das Geheimnis für einen gelungenen Pflaumenkuchen ist die Füllung. Umso frischer die Waldpilze, desto besser. Ich selbst habe mir heute Mittag den Pflaumenkuchen mit selbstgepflückten Pilzen gebacken. Der ganze Wald ist voll von den aromatischen, gelbbraunen Hütchen der Austernsaitlinge. Die Pilze werden mit einigen Zwiebeln angebraten und dann mit etwas Trüffelbutter…

Der Brief geht weiter?
Plötzlich bricht der Text ab. Ich tigere unruhig in der Küche umher. "Wieso?", frage ich mich, " bricht der Text plötzlich ab. Und warum liegt die Schreibmaschine auf der Straße?" Das Letzte, was Elisabeth M... gemacht hat, bevor sie den Brief schrieb, war: Ein Pilzgericht! Selbstgepflückt. Alterskurzsichtig und blind vor Liebe. Ich setze mich hin. Elisabeth M... ist gestorben, nachdem sie ihrer Jugendliebe Max nach fast 65 Jahren ihre Gefühle gestanden hat. Es ist wohl kein Zufall, dass ich die vom Personal achtlos entsorgte Schreibmaschine gefunden habe, es sollte meine Aufgabe sein, Max die Botschaft zu überbringen.

Amor ist unterwegs!
Ich mache mich sofort auf den Weg ins Seniorenstift. "Bei Ihnen muss bis vor Kurzem eine Frau Elisabeth M... gewohnt haben", sage ich am Empfang. "Dritter Stock, zweite Wohnung", antwortet die Dame am Empfang. "Ist die nicht tot?", "Das würde mich allerdings wundern!", sagt die Empfangsdame.

Verhinderte Liebe
Elisabeth M... ist in der Tat quicklebendig. Sie trägt einen blauen Hut über ihren silberweißen Löckchen und hat große, grüne Augen. "Sie wünschen?", fragt sie. "Ich habe Ihre Schreibmaschine gefunden?" "Und?" "Und den Brief." "Verbrennen sie ihn." "Wen?" "Den Brief. Oder meinen Max. Ganz wie Sie wünschen!" Elisabeth M... pudert sich aufgebracht die Wangen. "Wissen Sie," sagt sie, "Max war meine große Jugendliebe. Aber durch den Krieg haben wir uns aus den Augen verloren. Und als wir uns wiedergefunden haben, war es zu spät. Wir waren beide verheiratet.

Zerstörte Hoffnung
Doch jetzt, wo wir beide verwitwet und endlich frei sind, da trifft sich der Max mit der Frau Kasturic aus dem Nachbarappartement!" "Im Ernst?" Elisabeth M... nickt. "Ja, vorhin erst! Ich saß gerade an diesem Brief und ließ meine Augen nachdenklich umherschweifen, als mein Blick aus dem Fenster fiel. Und wen sehe ich da? Meinen Max und die Frau Kasturic, wie sie durch die Straße flanieren. Arm in Arm, wie ein Liebespaar!" "Haben Sie deswegen die Schreibmaschine auf die Straße geworfen, fragte ich?" Elisabeth M... schnaubt wütend und ist eifersüchtig und beleidigt.

Ein Tänzchen mit Elisabeth!
Es klingelt an der Tür. Ein freundlicher älterer Herr mit einem Strauß Sonnenblumen steht davor. Das muss Max sein. "Sie wünschen?", fragt Elisabeth. Max strahlt sie an. " Möchtest du ein Tänzchen mit deinem Max!" Elisabeth schüttelt den Kopf. "Wie Du siehst, habe ich gerade Besuch!" "Aber Du könnest ja die Frau Kusturic fragen, vielleicht hat die Lust." "Das geht leider nicht", sagt Max. "Und warum nicht?" "Weil sie gerade damit beschäftigt ist, Koffer zu packen." "Koffer zu packen." "Ganz recht. Frau Kusturic zieht nämlich zu mir." Elisabeth hält die Luft an. "Und ich ziehe zu Frau Kusturic. Kurz gesagt, Frau Kusturic hat sich bereit erklärt, mit mir Appartements zu tauschen. Dann, liebe, Elisabeth sind wir näher beieinander."

Endlich vereint!
Elisabeth M... fällt Max um den Hals. "Du Guter, Du liebster!", ruft sie. "Du Beste!", ruft Max. "Ich denke, Sie können die Braut jetzt küssen!", sagte ich. Dann mache ich mich aus dem Staub. Ich habe nämlich einen mordsmäßigen Appetit auf gebackenen Pflaumenkuchen.

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