Platonische Liebe im Alter

Ein weiser Bekannter von mir sagte vor Kurzem: "Die Zeit, die andere Senioren im Bett verbringen ohne zu schlafen, verbringe ich lieber mit Büchern."
Ich stimme ihm vollkommen zu.
Platonische Liebe ist die reinste Form der Liebe im Alter.
Wenn die Körperlichkeit keine Rolle mehr spielt, bleibt mehr Zeit für die Beschäftigung mit geistigen Themen. So entsteht Weisheit, die jeder ältere Mensch anstreben sollte.
Auch die Beziehung bekommt eine viel höhere Wertigkeit, da mehr geistige Nähe entsteht. Aus geistiger Nähe entsteht Liebe. Die Liebe ist etwas Göttliches und im Menschen angelegt.
Wenn man nicht in einer Partnerschaft lebt, aber sich einen Menschen an seiner Seite wünscht, wäre es ratsam, gemeinsame geistige, kulturelle oder sportliche Interessen zu pflegen und viel zu reden. Ich habe überhaupt kein Verständnis für Senioren, die die Körperlichkeit in den Vordergrund stellen. Dieses ist den Jüngeren vorbehalten.
Erotik im Alter hat etwas Lächerliches. Oder hätte irgendjemand seine Angehörigen im Seniorenalter ernst genommen, die ihre Körperlichkeit offen ausgelebt hätten? Sicher nicht! Ich erinnere mich gern an die Senioren, die ich im Jugendalter bewundert habe. Sie waren weise und lebten zölibatär oder nach langer Ehe platonisch. Auch waren sie sehr ausgeglichen.
Es wäre doch so schön, wenn die heutigen Senioren zu dieser Würde zurückkehren könnten. Ich weiß, die öffentliche Meinung und der Zeitgeist sind anders. Aber einem unguten Zeitgeist kann man sich entgegenstellen.
Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, zölibatär zu leben. Sollte ich nochmal einen lieben Menschen kennen lernen, käme für mich nur eine platonische Liebe in Frage.
Danke fürs Lesen!