Lang nicht mehr gesehen

Es ist schon lange her, dass ER hier war, in seinem Heimatort, nun will er Abschied nehmen und das fällt ihm nicht leicht. Wie oft wollte ER los und dann kam etwas dazwischen, auch Furcht, die Erinnerung könnte der Realität nicht standhalten, hielt IHN ab.
Aber nun ist ER hier, geht durch die Gassen, kann sich an einige Namen der Bauernhöfe erinnern, aber nirgends ist jemand zu sehen, wie ausgestorben wirkt das Dorf.
Da kam eine Frau aus einer Haustür, man grüßt, wie das so üblich ist und dann begrüßt man sich erstaunt und erfreut: „Ja grüß´ dich, gibt’s dich auch noch, altes Haus, freut mich, dich zu sehen!“
„Und wie geht es dir?“ Obwohl es ja niemand wirklich wissen will, es ist eben eine Floskel- eine Wiedersehensfreude will auch keiner trüben…

Als ER zur Dorfmitte kommt sind Stimmen zu hören und ER wird neugierig. Ach ja, das Wirtshaus- und da kommen die Leute schon, schwarz gekleidet und mit ernsten Gesichtern.
Es war sicher gerade eine Beerdigung und das erklärt wohl, warum es so ruhig im Ort war.

ER schaut zu den Leuten und wartet bis sie im Wirtshaus sind, um ihnen dann zu folgen.
Ein Mann löst sich aus der Menge, schaut ihn neugierig an und kommt auf ihn zu.
„Bist du nicht der Hans von der Lene? Wir haben uns ja lang nicht mehr gesehen, wie kommt es, dass du hier bist? Ich hab dich gleich erkannt!“
"Ich bin der Hein, weißt noch, der vom Max Schwieger. Wir haben doch den Mähdrescher immer an die Bauern verliehen… Wie geht es dir, schaust gut aus!“

Gemeinsam gehen sie ins die Schenke zum Leichentrunk und das was dann Hein aus seinem Leben erzählte, war weit düsterer als die Stimmung der Trauergäste.
Zu seinen beruflichen Problemen und der privaten, sind auch finanzielle Schwierigkeiten gekommen.
Mit dem Fehlurteil eines Gerichtes war er, trotz Rehabilitierung, nie mehr richtig auf die Beine gekommen.
Das Gespräch tat ihm gut, man merkte es ihm an. ER jedoch hatte noch lange daran zu kauen.