...will euch mal kurz schildern, wie mir zumute war als ich kürzlich bei der hiesigen Kunstausstellung des Kulturamtes teilnahm.

Zunächst muß ich vorausschicken, daß ich seit über zwanzig Jahren male, vorwiegend in Öl. Angefangen habe ich bei der Volkshochschule im Kursus für Ölmalerei. Dort bin ich dann hängengeblieben und habe ca. 10 Jahre fortlaufend die Kurse besucht. Es hat sich ein harter Kern herausgebildet mit denen ich dann parallel und später nur noch eine private Malgruppe hatte mit 7 Mitgliedern, die leider immer weniger wurden durch Todesfälle.


Zweimal habe ich bei der D'Art des Kulturamtes teilgenommen, vielmehr wurden meine Bilder angenommen.
Einmal allerdings abgelehnt. Danach war etliche Jahre Sendepause. Auch bedingt durch private Ereignisse und weil sich die Malgruppe aufgelöst hatte, liefen meine malerische Ambitionen erst einmal auf Sparflamme.

Dann wurde im Kulturhaus die Ausstellung für 2010 angekündigt unter dem Titel "Emotionen".
Da ich seit Jahren nur noch Gesichter und Figuren male, dachte ich: jetzt oder nie. Habe aber gezögert bis zu letzten Abgabetag und dann drei Bilder eingereicht.
Davon wurden zwei angenommen, es wurde mir gesagt "mit sehr gut bewertet", was ich außerordentlich bemerkenswert fand.

Bei der Vernissage war ich im Urlaub und konnte erst später die Ausstellung in Augenschein nehmen.
Es waren sehr viele, sehr unterschiedliche Bilder und Objekte ausgestellt, auf ziemlich hohem Niveau wie ich fand.

Dann Mitte Dezember hatte sich die Jury entschieden und drei Gewinnerbilder gekürt, die allerdings noch nicht veröffentlich wurden, dies sollte erst bei der Finissage geschehen.
Ich wurde dann angerufen und gebeten, doch unbedingt zu der Finissage zu kommen, da eines meiner Bilder: "seelische Verletzungen" unter die ersten drei gekommen wäre!

Wow, das hat mich umgehauen. Inzwischen hatten auch das gesamte Organisationsteam, die Jury und überhaupt alle aus der Szene, gewechselt, sodaß ich praktisch keinen mehr kannte.
Also, letzten Woche Freitag morgen wurde ich angerufen und kurz interviewt und wiederum versichert unbedingt kommen zu sollen.
Brr, da bin ich doch noch schnell zum Friseur gedüst und wurde zusehends nervöser. Abends nach 19 Uhr war ich in den alt vertrauten Räumen, die sich zunehmend mit Menschen füllten, natürlich vorwiegend mit all den teilnehmenden Künstlern. Gleich wurde ich vor mein Bild gestellt und fotografiert. Dann habe ich mich erst einmal auf eine Bank gesetzt und gewartet, bis all die üblich wichtigen Menschen vorgestellt, Reden geschwungen wurden und dergleichen mehr.
Immerhin ist meine Kreisstadt inzwischen Kulturstadt geworden.


Dann endlich kam es zur Vorstellung der drei Gewinner.

3.Platz ging an einen Maler. Dann der zweite an ein 18.jähriges Mädchen.
Mein Herz war inzwischen irgendwo unter den Kniekehlen angelangt als der Redner mich als Siegerin ausrief. Die Beine versagten mir, als ich die paar Meter durch den Saal ging und alle Augen auf mich gerichtet waren. Dann gab es für uns drei große Blumensträuße, je einen Umschlag und es wurden Fotos gemacht, es gab Gratulationen.

Ich nahm alles nur durch einen Nebel wahr. Endlich nach so vielen Jahren hatte ich die D'Art gewonnen, aber es war keiner meiner alten Mitstreiter und leider auch keiner aus meiner Familie mit dabei, um diesen Moment mit mir zu teilen. Irgendwie wurden mir dann meine beiden Bilder übergeben und ich bin zum Auto und nach Hause gefahren.
Eine Woche ging ich praktisch mit verzücktem Lächeln durchs Leben. Das Kuvert enthielt einen Einkaufsgutschein über 250 Euro beim Künstlerbedarf. Auch nicht zu verachten.

Vom Kulturamt bekam ich all die Berichte und Fotos zugeschickt die veröffentlich wurden. Anbei ein paar Fotos und der Bericht.

Soviel von einer, die nicht mehr an sich geglaubt hat und die euch damit sagen will, es lohnt sich immer euer Ding durchzuziehen und auf die richtige Chance zu warten.

Das Bauchgefühl ist meistens richtig.
copyright: Magata