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S E L B S T P O R T R A I T S

Gott schuf uns so, dass wir unser Gesicht nicht sehen können. Vielleicht treibt uns deshalb die Frage um WER BIN ICH? Diese Frage hat schon die Menschen in vorgeschichtlicher Zeit beschäftigt. Der erste Spiegel waren sicher die Augen des Gegenüber und dann glatte Wasseroberflächen. Ich denke an den von Ovid erzählten Mythos von Narziss, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte. Die ersten künstlichen Spiegel entstanden in der Kupfer- und Bronzezeit. Die im Gebiet des geschichtlichen Mesopotamien gefundenen Spiegel sind 3000 Jahre alt. Erst im Mittelalter gab es die ersten gläsernen Spiegel. Die ersten Selbstporträts entstanden dann zur Zeit der Renaissance, also im 15. und 16. Jahrhundert. Maler sahen sich nicht mehr als Handwerker, sondern als Künstler. Die Italiener Leonardo da Vinci und Tizian waren selbstbewusste Maler. Der Deutsche Albrecht Dürer stand ihnen an umfassendem Wissen und Können nicht nach. Das erste erhaltene Selbstbildnis Dürers entstand als er 13 Jahre alt war, also in der Zeit der Bewusstwerdung und der damit auftauchenden Frage WER BIN ICH? Diese Frage treibt wohl jeden MalerIN an, wenn sie ein Selbstporträt malen wollen. Selbstbilder sind auch eine Manifestation der eigenen Vergänglichkeit. Ich erinnere mich an das beeindruckende Self Portrait at the Age of 34, das Rembrandt 1640 gemalt hat und das heute in der National Gallery in London hängt.

In der Hamburger Kunsthalle hängt das Selbstporträt von Victor Emil Janssen, 1807-1845. Ich kann seinen Blick nicht vergessen. Er war gemütskrank, wie man das zur Zeit der Deutschen Romantik nannte. Ihr trieben sicher eine Menge Fragen um.
Vor Jahren war in eben dieser Hamburger Kunsthalle eine Ausstellung mit Van Gogh Porträts aus der Pariser Zeit zu sehen. 1886-1888 lebte er bei seinem Bruder in Paris. Van Gogh hat an die 30 oder mehr Selbstporträts gemalt. Wenn je ein Maler die Frage stellte WER BIN ICH?, war er es, der sich in vielen Berufen erprobt hatte,bevor er anfing zu malen.
Die Selbstbilder von Paula Modersohn-Becker fallen mir ein. Auch sie war eine sich immer wieder in Frage stellende. Sie versuchte den Spagat Ehefrau, Mutter und Malerin zu sein - um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert noch ein Ding der Unmöglichkeit.

Selbstporträts sind aus der Malerei nicht wegzudenken. Sie sind die persönlichsten Bilder im Werk der MalerIN.


Autor: Chevaline







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