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Urlaub in Meran 2010

Von Feierabend-Mitglied Dienstag 20.04.2021, 09:22

2010 machte ich mit meiner Schwester Urlaub in Meran. Wir hatten vorher eine kleine Ferienwohnung etwas außerhalb der Stadt gemietet, die in jeder Beziehung unseren Vorstellungen entsprach. Zwei Zimmer mit gut ausgestatteter Küchenecke, Terrasse und einem kleinen Schwimmbad im Keller. Wir waren auf Wanderurlaub eingerichtet, damals war mir das noch möglich. Die Landschaft war atemberaubend schön, herrliches Wetter, am meisten hatten es uns die Berge angetan, die man auf wunderschönen Wegen mit etwas Kondition gut erreichen konnte. Wir haben wenig miteinander geredet, weil uns die Natur ganz still werden ließ. Es ging fast nur bergauf, stehen bleiben, in die Weite schauen, alles in uns war auf Aufnahme gerichtet. Wir hätten längst den Rückweg antreten sollen, aber wir waren jenseits von Zeit und Stunde. Schließlich meinte meine Schwester, wir sollten umkehren, es sei bereits 15 Uhr und sie hätte Hunger. Ich wollte noch nicht zurück. “Du wirst sehen, wir finden irgendwann einen kleinen Gasthof, dort essen wir und machen Pause.” missmutig trottete sie weiter mit entsprechenden destruktiven Kommentaren. Ich ließ mich nicht beirren, denn ich sah innerlich diesen Gasthof vor mir und nach knapp einer Stunde hatten wir diesen Ort erreicht.

Wir waren die einzigen Gäste, eine reizende Wirtin nahm unsere Bestellung auf, wir haben wunderbar gegessen, uns ausgeruht mit dem Blick über Meran. Die Wirtin setzte sich zu uns und wir fragten, wie wir auf kürzestem Weg ins Tal kommen. “ Ich schließe in einer halben Stunde das Haus ab und fahre mit dem Auto runter, ich kann sie gern mitnehmen.” Das war eine Freude, meine Schwester strahlte und wir nahmen dankbar das Angebot an. Auf dem Rückweg fragten wir, warum wir während unserer ganzen Wanderung kaum einen Vogel sahen und hörten und auch keine Insekten? “Das ist hier die Monokultur mit tausenden von gespritzten Apfelbäumen. ” Das hat unsere Freude an diesem schönen Fleckchen Erde doch sehr geschmälert. Sie brachte uns bis zu unserer Ferienwohnung, wir bedankten uns und waren wohlig und zufrieden.

Einige Nächte später, ich konnte nicht schlafen und ich wollte raus in die Nacht. Ich legte meiner Schwester einen Zettel mit der Information auf den Tisch und ging los. Es war eine traumhafte Sternennacht, ich legte mich auf eine Wiese und verlor mich ganz in den Blick des Firmaments. Diese Weite und Stille, ein tiefes Gefühl von Geborgenheit und Demut, ich werde es nie vergessen.

Als ich zurückkam war das Haus voll erleuchtet, die Schwester und die Wirtsleute waren in großer Aufregung, mein Zettel war durch die offene Terrassentür geweht worden und sie hatten bereits überlegt, mich suchen zu lassen. Ab diesem Zeitpunkt spürte ich eine unangenehme Spannung zwischen meiner Schwester und mir, es lief so unterschwellig ab und wir konnten das nicht klären. Noch zweimal habe ich mit ihr Urlaub gemacht, es wurde nicht besser und so haben wir solche Urlaube einmal im Jahr aufgegeben, unser Kontakt blieb jedoch. Sie lebt in Bremen und ich in Berlin.

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