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Muttertag 1972

Von Feierabend-Mitglied 12.05.2019, 14:48

Meine beiden Mädchen, 7 und 4 Jahre alt fieberten dem Muttertag entgegen. In der Schule wurden Bilder gemalt, im Kindergarten Handabdrücke aus Gips gemacht, sie waren sehr aufgeregt und taten geheimnisvoll. Beim Gute Nacht sagen musste ich ihnen versprechen, im Bett zu bleiben, bis sie mich wecken.

Morgens gab es in der Küche ein Geklapper und Getuschel, ich hielt die Augen geschlossen und wartete, eine gefühlte Ewigkeit. Dann endlich kam ein fröhliches "Guten Morgen, heute ist Muttertag, wir haben dich ganz doll lieb", sie stellten das Tablet auf meinen Nachttisch und strahlten mich an. Auf einem Teller lagen 2 Scheiben Brot, handgschnitten, eine Seite 3mm dünn, die andere Seite ca. 4cm dick. es war zunächst nicht auszumachen, womit sie das Brot belegt hatten, es war einfach kunterbunt. Ich erkannte Wurst, Käse, Tomate, Trockenkräuter, Senf, Ketchup, Majo, Schoko-und bunte Streusel und auf jeder Scheibe einen großen Klecks Marmelade. Dazu bekam ich ein Glas Milch mit bunten Streuseln. Sie sagten, den Kaffee konnten sie nicht machen.

Ich nahm sie in den Arm, war gerührt über die Mühe, die sie sich gemacht hatten und begann, tapfer zu essen. Sie guckten mir jeden Bissen in den Mund und freuten sich. vorallem über die Grimassen, die ich beim Essen zog. Denn durch die ganze Garnitur war aus dem Brot ein Turm geworden, den ich kaum in den Mund bekam. Den Geschmack werde ich nie vergessen, aber ich aß lächelnd alles auf.
"Mama, das ist bestimmt das schönste und leckerste Brot, das du bisher gegessen hast, haben wir das schön gemacht?" Ich kaute noch am letzten Bissen, schluckte tapfer runter, nickte mit dem Kopf, nahm sie in den Arm und zeigte ihnen meine Freude. Aber die erste Übelkeit kroch in mir hoch, ich musste schnell zur Toilette, ließ mir aber nichts anmerken.

Nachdem ich solche Frühstücksbrote auch im nächsten Jahr serviert bekam, die Beiden waren sehr kreativ und ich aß wieder strahlend alles auf, wagte ich jedoch danach zaghaft, mit ihnen zu sprechen. Ich sagte:" Es ist wunderbar, so schönes, liebevolles Frühstück zu bekommen und ihr macht das super. So schöne Brote bekommt bestimmt keine andere Mama, aber ich würde mich freuen, wenn ihr im nächsten Jahr fragt, was ich auf meinem Brot haben will.
Ab da verliefen die Muttertage ohne Übelkeit, trotzdem liebevoll und mit wunderbaren Ideen.

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