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Mehrgenerationensonntag

Von Feierabend-Mitglied Donnerstag 16.05.2019, 13:01

Drei Jahre war ich in einer kirchlichen Einrichtung als Kindergartenleiterin tätig und ging mit meinen Kindern ein Mal in der Woche in den Seniorenclub, um mit den Alten und meinen Kids gemeinsam zu singen. Das war immer eine große Freude auf beiden Seiten. Etliche Kinder hatten keine Großeltern mehr und einige Senioren lebten von ihren Kindern weit entfernt.
Wir hatten einen großen Garten gegenüber der Kirche und so plante ich mit meinen Kolleginnen ein Sommerfest mit Kindern, Eltern und den alten Menschen.

Es begann mit dem obligatorischen Gottesdienst, auf den die Gemeinde Wert legte, die Eltern hatten inzwischen ein Buffet aufgebaut, alles selbst gemacht, es war eine Augenweide. Die Kinder hatten sich eine Lieblingsoma ausgesucht und stellten sie ihren Eltern vor. Niemand blieb allein.
Nach dem Essen wurden viele Spiele angeboten, es war herrliches Wetter und so konnten wir draußen feiern. Die 3-6 jährigen führten ein kleines Theaterstück auf, wir haben gemeinsam gesungen und Kreisspiele gemacht, die unsere Alten noch aus ihrer Kinderzeit kannten.
War das ein fröhliches Geplapper, soviel Lebensfreude, ich war ganz glücklich, zu sehen, wie sich die Gesichter der Omas veränderten und lebendiger wurden.

Für den Nachmittag hatten die Alten Kuchen gebacken, einige Süßspeisen hergestellt, inzwischen war jede Fremdheit verschwunden. Viele Hände halfen mit, ich hatte wunderbare Kolleginnen, die sich voll einbrachten. Gegen 18 Uhr brachten die Mütter ihre Kinder nach Hause, übergaben sie dem Babysitter und kamen zum Weiterfeiern zurück.
Das gesellige Beisammensein wurde in den großen Gemeinschaftsraum verlegt und weiter ging es mit Musik und Tanz. Ein Vater hatte vorher soviel Rosen gekauft, wie Seniorinnen anwesend waren. Sie forderten unsere Damen zum Tanz auf, ganz galant, mit einer Rose in der Hand. Die Alten verdrückten vor Rührung einige Tränen. Wielange hatten sie so etwas nicht mehr erlebt.

Nun, ich dachte, das wird vielleicht eine Stunde gehen, die Damen waren ja zum Teil sehr bewegungseingeschränkt, aber das war ein großer Irrtum. Rheuma und andere Schmerzen waren vergessen und die Letzten wurden von den Eltern um 23 Uhr mit dem Auto nach Hause gebracht.
Ohne mein Zutun entwickelte sich aus diesem Fest eine wunderbare Nachbarschaftshilfe. Die Alten wurden oft in eine Familie zum Essen oder zu Ausflügen eingeladen, unsere Seniorinnen tauschten mit den Müttern Kochrezepte aus, strickten Socken, Mützen und Schals für die Kinder und blieben abends manchmal als Babysitter dort, wenn die Eltern mal ausgehen wollten. Das war für die Kinder immer eine große Freude.

Ich selbst war noch so unerfahren in der Arbeit mit meinen gerade mal 26 Jahren und ahnte nicht, was sich daraus entwickeln würde. Und so lernte ich immer mehr, Risiken einzugehen, Dinge auszuprobieren, mutiger und selbstbewusster zu werden und in diesem Beruf zu wachsen und mich zu entwickeln.

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