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Feuer im Haus

Von Feierabend-Mitglied Dienstag 16.03.2021, 07:31

Ich war 18 Monate alt und kenne diese Geschichte nur vom Erzählen, jedoch verdanke ich meinem 4- jährigem Retter mein Leben. Ich lebte 1946 nach der Flucht mit Mutter, Vater und zwei Brüdern bei Oma in Berlin. Durch Hungerkrämpfe, Unterernährung und etliche Krankheiten war ich nicht altersgemäß entwickelt. Mutter konnte nicht stillen und das wenige, was sie mir geben konnte, erbrach ich, auch Kuhmilch vertrug ich nicht. So entschieden meine Eltern, mit uns in der Teutoburger Wald in ein Dorf zu Bekannten zu ziehen. Wir bekamen eine kleine Wohnung im Nachbarhaus in der 1. Etage. Mutter half bei den Bauern und Vater auf dem Feld. So waren meine Brüder oft mit mir allein in der Wohnung. Ich wurde dort mit Ziegenmilch aufgezogen und erholte mich gut.

Im Zimmer war ein alter Kachelofen, den Mutter morgens noch geheizt hatte und mein Bruder, 4 Jahre alt, hatte fasziniert zugesehen. Als wir allein waren, öffnete er die Ofentür, spielte mit einem Stock in der Glut und warf Papier dazu. Sehr schnell breitete sich das Feuer im Zimmer aus, der Weg zur Wohnungstür war bereits versperrt und alles war voller Rauch. Mein Bruder, mutig , kreativ und von Angst getrieben öffnete weit das Fenster, unten lag ein Riesenberg Heu. Blitzschnell packte er meinen 5-jährigen Bruder, zog ihn zu dem Stuhl am Fenster und warf ihn hinaus. Dann packte er mich und warf mich hinterher, zum Schluss sprang er selbst. Wir drei sind gut und weich gelandet, ohne Verletzungen und unten schrien bereits die Nachbarn und kümmerten sich sofort um uns. Wie die Wohnung gelöscht wurde habe ich nie erfahren, wir wohnten ab diesem Tag bei Bekannten im Ort.

Einige Zeit später schickten die Eltern meine Brüder mit mir im Kinderwagen hinaus zum Spielen. In der Nähe war ein Bach, die Straße war etwas abschüssig und so schoben sie mich mit dem Wagen ein Stück in den Bach, damit der Kinderwagen nicht wegrollte. Es war sumpfig und so rutschte ich tiefer und tiefer. Ihre Kraft reichte nicht aus, mich wieder herauszuziehen. Durch ihr panisches Geschrei haben mich dann aufmerksam gewordene Erwachsene vor dem Ertrinken oder Ersticken aus dem Bach gezogen.

!947 sind meine Eltern mit uns zurückgegangen nach Berlin zu Oma. Dort setzt meine erste Erinnerung ein bei der Geburt meines dritten Bruders, ich war 2 Jahre und 11 Monate, Ich erinnere mich, wir mussten im Treppenhaus auf den Stufen sitzen und in der Wohnung schrie meine Mutter. Es dauerte für mich endlos, ich war panisch. Irgendwann wurden wir geholt, Mutter lag im Bett mit dem neuen Baby und auf meine Frage, warum die Mama so geschrien hat sagte man mir, der Klapperstorch hätte ihr ins Bein gebissen. Ich wollte die Wunde sehen, aber die Großen sagten, sie wäre verbunden und es würde bald heilen. Das Fenster war weit offen und der Storch war natürlich schon längst rausgeflogen.

Ich hasste meinen neuen Bruder, er bekam alle Aufmerksamkeit, aber sehr bald begann ich, ihn zu lieben,

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