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Wie ich Spaghetti koche.

Von Feierabend-Mitglied Samstag 27.02.2021, 19:20 – geändert Samstag 27.02.2021, 19:27


Mit Wehmut.
Jede einzelne Nudel erzählt.
Von Luft und Duft in meinem kleinen italienischen Dorf.
Vom dramatischen Singsang der Alltagsgespräche,
die vom Nachbarhaus bis zu mir dringen.

Vom Blick über die Hügel, die ein Fenstergemälde
in jedem Zimmer sind.
Von der Selbstverständlichkeit einer Weinkaraffe auf dem Tisch in der Dorfwirtschaft.
Und der chiachierata mit der Wirtin, deren Kinder nun so erwachsen sind wie meine.
Ganz zu schweigen von ihrer selbst gemachten pasta.

Inzwischen kocht das Wasser.
Und ich werfe die Nudeln hinein.
Nicht aber damit die Wehmut.
Die würzt den sugo.
Der stundenlang nun schon vor sich hin köchelt.
Das habe ich von Giuliana gelernt.
Sugo ha bisognio tempo.
Frische Tomaten, Zwiebel, Knoblauch, Kräuter, Olivenöl sind die Grundsubstanz.
Sie köcheln zu einem dicken Mus, auf dessen Oberfläche das Olivenöl grinst und die Kräuter tanzen.
Die Küche duftet.
Die Nudeln brodeln.
Die Köchin summt.
Funiculi Funicula
Ich habe viele Volkslieder gelernt beim abendlichen Beieinandersitzen.
Auf der piazza, auf der Terrasse.
Immer dieses Lebensgefühl drumrum.
Italien ist kein Land.
Italien ist ein Lebensgefühl.
Und in der Toskana besonders

Aber.
Was sind schon Spaghetti gekocht in deutschen Landen.
Gusto non e trasportabile.
Sagt Maria.
Nicht nur die Feinspürer wissen das.
Regelmäßig schleppe ich Olivenöl, Wein und pecorino hierher.
Disappointing!
Es fehlt alles dazu nötige.
Kein Gewürzregal kann das regulieren.
Es fehlt das Geplärr der Nachbarn, das Herzliche,
das Spontane, das Unvergleichliche.
Und der Duft von wildem Majoran, Fenchel und Rosmarin.

Wie ich sie nun hier in Deutschland zubereite, die Spaghetti.
Chaotisch.
Weil die roten Spritzer an der Wand sofort weg gewischt werden müssen.
Weil ich mit Schürze ausschau wie‘d Sau.
Weil das Spülbecken ständig belegt ist.
Wo die Spaghetti hinein abgegossen werden sollen.
Weil ich mich nicht als Köchin sehe.
Weil ich meine, dass ich dazu – trotz undeutscher Chaotik – zu deutsch bin.
Mir fehlt das Wiegen der Hüften beim Rühren.
Mir fehlt das genussvolle Probierschlürfen.
Und allem voran fehlen mir die Gäste.
Weil Essen irgendwie zur bloßen Nahrungsaufnahme wird,
wenn da nicht das da ist.
Sinnlich-rot schimmernder Wein, der in Gläsern lockt.
Kerzen, die dem Teint schmeicheln.
Und ein gemeinsam genießerisches Nudeln und Sugo in den Mund Ziehen.

Aber.
Doch- doch.
Ich kann das mit dem Kochen und vor allem dem Essen von Spaghetti schon auch alleine zelebrieren.
Die Erinnerung an Duft und Lärm und Luft und Licht, an Giuliana, chiachierata und italienische Lieder ist untrennbar verbunden mit Spaghetti.
Auch in Deutschland.

Und nun habe ich sowas von Sehnsucht….



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