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Weißgelb und das Leben

Von tastifix Donnerstag 04.03.2021, 00:54 – geändert Dienstag 09.03.2021, 14:08

Ich liebe die Menschen und auch die Natur. Mittlerweile zähle ich zu den Älteren, die zurückschauen, sich erinnern, vorausschauen und dann noch intensiver über Vieles nachdenken.

Am Rande einer Großstadt wohnend, kann ich mich zwar auch ins hektische Getümmel der City stürzen, kehre ihm aber noch lieber den Rücken zu. Dann besinne ich mich in der Natur dessen, dem im Alltag kaum mehr Bedeutung zugesprochen wird. Meine Seele braucht den weiten Blick über wild blühende Wiesen und üppige Felder, deren Ähren im leisen Wind tanzen. Sie sehnt sich nach dem Anblick der im Sonnenlicht glitzernden Diamanten der Bäche, Flüsse, Seen und bewundert gern die schäumenden Wogen der Meere, die sich am Horizont mit dem Himmel vereinen und schier endlos zu sein scheinen.
Dann empfinde ich Glück und es bereitet mich für den Dialog mit der mich umgebenden Natur. Je älter ich werde, umso mehr suche ich jene innige Verbindung zu ihr, diese Stunden der Stille.

Schon in meinem Garten fängt mich die Verzauberung ein. Die Unruhe um mich her ist vergessen, ich genieße und horche in mich hinein. Ich betrachte das sich am hohen Zaun entlang windende Efeu, bestaune jedes einzelne Blatt in seiner Schönheit. Manchmal berühre ich eines vorsichtig mit der Hand und denke, welch ein kleines Wunder dort wächst.
Der hohe Baum in der hintersten Ecke des Grundstückes bietet mit dem satten Grün einen hübschen Anblick. Er dient mehreren Vogelarten als Wohnung - ein Wolkenkratzer für geflügelte Mieter. Und die Weide, die meine Älteste damals vor zwölf Jahren auf einer Wildwiese ausgrub und dann stolz hier anpflanzte, ist hoch herangewachsen und spendet unter ihrer weit ausladenden dichten Laubkrone in heißen Sommermonaten erfrischende Kühlung. .

Mein Blick streift das Grün zu meinen Füssen, das lange Jahre Spielwiese für Kinder und Tiere war. An einem grazilen Gänseblümchen verhält er. Gänseblumen sind meine Lieblingswiesenblumen und bedeuten mir mehr als hoch gezüchtete Rosen, Lilien oder Orchideen. Was fasziniert mich eigentlich an ihnen? Das Kleid der Winzlinge erinnert mich an die Sonne, unsere Lebensspenderin hoch über mir. Ein wenig deren Gelbes haben sie sich mittig behalten und dazu die ovalen, dicht stehenden Blütenblätter mit strahlendem Weiß geschmückt.

Mit wachsender Freude lasse ich meine Gedanken ins Reich der Fantasie fliegen. Die kleine Pflanze vor mir ist für mich das Symbol natürlicher Schönheit im Leben und mich drängt es, meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. So spreche ich sie an:
„Wir Menschen denken oft, es gäbe nichts Wichtigeres als die Errungenschaften der modernen Forschung, hetzen nach den Sternen und sehen uns mehr und mehr als Herren über alles. Aber dies bringt uns keinen inneren Frieden. Ich beneide Dich. Dir ist jegliche Unrast fremd."

Höre ich richtig oder täuschen mich meine Sinne, weil ich mir so sehr eine Antwort wünschte? Nein, ich träume nicht. Die kleine Blume hat sich mir zugeneigt. Ihr Blütenkranz wird von der gleißenden Mittagssonne vergoldet und sie strahlt mir als eine Mini-Sonne entgegen.
„Du schaust mich so nett an und beneidest mich sogar darum, dass ich frei von all dem hier mein kleines Leben leben kann. Ach ja: Ihr Menschen seid dagegen zu Marionetten Eures selbstgewählten Strebens geworden. Der Preis, den ihr zahlt, ist hoch. Viele erkennen nicht mehr die Schönheit der Natur, sehen nicht, von welchen Kleinoden sie überall umgeben sind. Sie beachten eine solch kleine Blume wie mich gar nicht. --
Ich freue mich über jeden Menschen, der die Natur noch schätzt, sie erhält und nicht gar gleichgültig zerstört. So hast Du nicht vergessen, dass Du selber auch ein Teil der Natur bist, achtest mich und begrüßt mich hier in Deinem Garten liebevoll. Dafür möchte ich Dir danken: Ich will strahlen, damit Du Dich daran erfreust. Mehr möchte ich nicht. Es ist mein einziges Ziel."
Sie nickt noch mal anmutig mit dem Köpfchen und steht dann dort still wie vordem.

Jene Worte berühren mich tief.
´Diese kleine Blume ist mir mit zarter Zuneigung begegnet. Sie möchte mich froh sehen!`
Ich betrachte sie noch lange und halte ihr Leuchten mit jeder Faser meines Herzens fest. Ja, Ich freue mich!!

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