Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

2 3

Was tut man nicht alles für ..., ggg

Von tastifix Mittwoch 21.07.2021, 17:51 – geändert Mittwoch 21.07.2021, 17:58

Kinder werden rasch älter, die Interessen verlagern sich und als liebende Mutter schenkt man dem sehr wohl Aufmerksamkeit.
Tja, meine Töchter waren in dem Alter, in dem man sich seine Lieblingsstars ausguckt. Gegen die sollte dann eine Mutter sicherheitshalber nie etwas anführen, sonst hat der jeweilige Nachwuchs urplötzlich keine Sprechstunde mehr und die kann ja öfters vonnöten oder auch sehr wichtig sein.

Zwei meiner Töchter blieben eher zurückhaltend, wenn es ums Anbeten jener Idole ging. Die anderen Beiden allerdings nicht so sehr und am meisten schwebte meine Jüngste dann auf Wolke Sechs. Am liebsten hätte sie ihr Idol geheiratet. Dem aber stand im Wege, dass er schon sehr lange vergeben war und bereits einen fast erwachsenen Sohn hatte.
"Dann eben den!", tröstete sie sich.

Anscheinend war sie ihrem Idol gar nicht mehr böse, dass er nicht mehr zu haben war. Eines Tages bat sie mich:
"Mama, kommst Du mit? Er gibt ein Konzert."
Sie strahlte.
"Wo denn?"
" Wiesbaden!", kam die Antwort.
´Liegt ja auch direkt neben Düsseldorf!`, dachte ich noch.
Aber ich hätte es nicht fertiggebracht, abzulehnen.

Anderntags druckste sie herum:
"Mama. ich brauche noch ein Plakat und dadrauf muss sein Name stehen! Hilfst Du mir?"
"Ja, klar, aber ... Was willst Du denn damit?"
"Mama, das halt ich ganz hoch und dann sieht er es!"
´Ääh ...Aha!`
Wir machten uns an die Arbeit. Es wurde ein Riesenplakat mit lauter roten Herzchen und roten Kringeln um seinen Namen herum.
"Mama, ist es auch schön genug?"
Fix bestätigte ich ihr, es sei das schönste Plakat überhaupt, das jemals für einen Star ... Sie strahlte noch mehr.

Aber es schienen immer noch nicht genug der Liebesbeweise zu sein. Ein paar Tage später verriet sie mir verlegen lächelnd:
"Mama, ich hab vor, noch eine langstielige Rose zu kaufen! Mit der winke ich ihm dann!"
´Oh oh!`,dachte ich und nickte nur noch dazu.

Während der Fahrt nach Wiesbaden redete sie unentwegt, zeitweise auch recht unlogisches Zeug, das mit größerer Nähe zum Veranstaltungsort denn immer weniger nachvollziehbar wurde und denn kurz vor Ankunft sich auf ´Oooh!`, Áaach!`und ´Seuuufz!!` beschränkte.
´Wie süß sie schwärmt!`
Ich war gerührt, schluckte sehr bemüht die Rührung herunter und freute mich mit ihr.

Der Platz der Freude war voll belegt. Soweit das Auge reichte, sah man auf Leute. Wie ich erstaunt registrierte, waren es meist welche mittleren Alters oder noch älter. Meine Tochter zählte also zu den jüngsten Fans. Genauso angenehm überrascht war ich von der Disziplin des Publikums. Keiner benahm sich daneben. Wir hatten das Glück, direkt vorne in der zweiten Reihe stehen zu dürfen und standen uns dann so ungefähr zwei Stunden die Beine in den Bauch. Es war ja soo egal! Vorne agierte und sang ihr Sting und mit jedem weiteren Song glänzten ihre Augen mehr, glühten ihre Wangen roter und dann wars soweit.

"Mama, schwenken!", drückte sie mir die Rose in die Hand, riss derweil, ohne meine Reaktion abzuwarten, das Plakat in die Höhe und wirbelte damit fast vor Stings Nase herum.
Erstens war es wirklich ein wunderschönes Plakat geworden und zweitens wirbelten da in der Menge höchstens noch zwei oder drei. Sting registrierte also dieses fast durchgedrehte süße blonde Etwas mit dem tollen Plakat in den Händen, dann auch die Rose, die ich ein wenig zurückhaltender (als Töchterchen die schriftliche Liebeserklärung) in die Luft hielt und nickte lächelnd.
Was daraufhin geschah, werde ich nie vergessen. So kannte ich meine kleine Große nicht, so nicht. Sie hüpfte herum, also ob sie Trampolin springen würde und quietschte in den höchsten Tönen. Wieder lächelte Sting ihr - vielleicht! - zu.

Auf der Heimreise dann hatte ich etwas auszuhalten.
"Mama, er hat mir zugelächelt. Sting hat mich angelächelt, nur mich!!"
Es folgte ´Oooh`, ÁAAch`und ´Seuuufz!`
Nein, das Seufz fiel um einige ´U ` länger aus.
Uns gegenüber saß ein älterer Herr, der offensichtlich fast genauso gerührt war wie ich von dem entrückt blickenden Teenager.
"Ja also,"hub ich an zu einer Erklärung. "Wir waren auf dem Sting-Konzert! Deshalb!!"
"Wie schön, wenn man sich noch so begeistern kann!", erwiderte er.
Dies führte dazu, dass Töchterchen sämtliche Hemmungen verlor und er sich bis zum Ende der Fahrt pausenlos schildern lassen musste, wie toll doch Sting sei, wie toll der singen könne und überhaupt!! Und zum Abschied, als er ausstieg,bekam er nochmals versichert, Sting habe sie angelächelt!
Er lächelte dann auch.

" Du, versuchte ich sie mal wieder etwas auf den Boden der Tatsachen zu lotsen, " weißt Du, das macht er dann immer, damit seine Fans ihm treu bleiben!"
Ihre ernste Antwort:
"Mama, er hat nur mich angelächelt!!!!"

In einem Punkt aber stimmte ich ihr unbedingt zu: Stings Auftritt war grandios.

Du möchtest die Antworten lesen und mitdiskutieren? Tritt erst der Gruppe bei. Gruppe beitreten

Mitglieder > Mitgliedergruppen > Kreativ Schreiben > Forum > Was tut man nicht alles für ..., ggg